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Freimüllers ICE-Check: HC Innsbruck

Wo liegen die Stärken und Schwächen? Was ist zu erwarten? Der Liga-Check:

Freimüllers ICE-Check: HC Innsbruck Foto: © GEPA

Am Freitag, den 17. September, startet die ICE Hockey League in eine neue Ära.

Nach der Liga-Aufstockung gehen nun 14 Teams in der überregionalen Liga auf Puck- und Punkte-Jagd. LAOLA1-Scout Bernd Freimüller nimmt alle Teams unter die Lupe. Heute im Check: Der HC Innsbruck.

Was hat sich bei den Tirolern im Sommer getan? Wo liegen die Stärken und Schwächen? Und was darf man von den "Haien" erwarten? Die Antworten:

Das war im Sommer los

Für ein Team mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten wie die Innsbrucker Haie gilt jährlich das Gleiche: Die Spieler, die man halten will, suchen das Weite, die, die (mangels Performance) gerne bleiben würden, will man nicht mehr. Viele Legionäre kamen in Skandinavien unter, die beiden überragenden Forwards Braden Christoffer und Daniel Ciampini schafften es sogar in die finnischen und schwedischen Topligen.

So blieben von den Legionären nur Goalie Tom McCollum und Defender Jan Lattner übrig, Coach Mitch O'Keefe musste neun neue Gastarbeiter akquirieren. Am Österreicher-Sektor kamen mit Daniel Jakubitzka, Nico Feldner und Martin Ulmer drei ligaerfahrene Leute.

Stärken und Schwächen des Kaders

Ohne einmal die Qualitätsfrage stellen zu wollen: Mehr als knapp 18 ligataugliche (sehr großzügig beurteilt) Skater gibt der Kader nicht her, vor allem in der Defensive reicht es gerade für sechs Mann. Nachdem im Gegensatz zu anderen Teams Ausfälle nicht umgehend ersetzt werden können, ist überhaupt kein Spielraum für Verletzungen. Spätestens in der spielintensiven Phase um Weihnachten dürften die Haie wieder einmal an ihre Personalgrenzen stoßen.

Schafft es O`Keefe endlich, das Team defensiv besser aufzustellen? So viele Tore konnten die Haie in den letzten Saisonen gar nicht schießen, wie sie erhalten haben – ein Hauptgrund für lediglich zwei Playoff-Teilnahmen in neun Jahren. Natürlich geht es da nicht nur um den Goalie und die Verteidigung, auch die Stürmer müssen endlich das Gemeinwohl über ihre persönlichen Statistiken stellen.

Simon Bourque (aus der französischen Liga gekommen) dürfte im PP gesetzt sein, Jan Lattner (immer ein gewisser Freigeist) und Joel Messner sollten ebenso über gute Puckfähigkeiten verfügen, Antonin Boruta kann erratisch agieren, bringt aber Ligaroutine mit. Ben Betker habe ich in der Slowakei auch im Powerplay gesehen, der baumlange Kanadier soll aber ebenso wie Daniel Jakubitzka vor allem im PK und in einer Shutdown-Rolle fungieren. Ergibt diese Gruppe – so die sechs überhaupt lange fit bleiben – eine Gruppe mit Zwei-Weg-Fähigkeiten? Fünf Defensivlegionäre sind ein ziemlicher Luxus.

Im Angriff sollen Alex Dostie und Michael Hunterbrinker vor allem Speed einbringen, Tim McGauley und Daniel Leavens bildeten zuletzt ein gutes Duo in Norwegen. O’Keefe schwankte letzte Saison lange zwischen zwei reinen Legionärslinien und drei ausgeglicheneren Formationen. Heuer will er sein Personal auf drei Linien/Paare aufsplitten, womit Leute wie Ulmer, Feldner und Dario Winkler abliefern müssen.

Interessante Personalien

Die Weiterverpflichtung von Goalie McCollum war nicht von Beginn an klar – seine erste Saisonhälfte war zum Vergessen, er agierte viel zu hektisch. Gegen Ende steigerte er sich, wirkte ruhiger und gefasster. Die Chance, auf dem sehr problematischen Goalie-Markt in diesem Sommer etwas Besseres zu bekommen, hätte ich nicht nur aufgrund der beschränkten Haie-Penunze als gering eingeschätzt.

Michael Huntebrinker war in der ECHL immer ein auffälliger Mann, für die AHL reichte es nur kurz. Sein Speed war schon in der Preseason auffällig, er könnte eine Attraktion für die Haie werden.

Das Duo McGauley/Leavens agierte in Stjernen in guter Ergänzung: McGauley der Puckträger und Vorbereiter, Leavens trotz etwas schwerer Beine ein Schütze mit großer Reichweite. Können sie in der ICE ähnlich gut auftreten? Die Fußstapfen des Duos Ciampini/Christoffer sind allerdings sehr groß.

Der VSV ließ Martin Ulmer trotz eines aufrechten Vertrags ziehen. Hart gesagt: Er war zuletzt ein Offensivspieler ohne Offensive. Mit 33 Jahren wird er kein Zwei-Weg-Spieler mehr werden, aber die Erwartungen in Innsbruck an ihn sind hoch – er muss ganz einfach konstant punkten. Das Gleiche gilt auch für Nico Feldner, der eigentlich einen massigen Körper und einen guten Wrister mitbringen würde, aber auf seinen offensiven Ausbruch wartet.

Ausblick

Vielleicht können die Haie ihre Leistungen in der eigenen Zone wirklich verbessern und so längere Zeit um die Playoff-Plätze mitspielen. Aber wo andere Teams erst bei vier oder fünf Verletzungen zu zählen beginnen, bedeutet in Innsbruck schon ein Ausfall ein Loch im Lineup, zwei oder mehr sind der Anfang vom Ende. Ein derartig knapp geschnittenes Personalkleid dürfte spätestens im Dezember ungewollte Blößen freilegen. Bleibt alles gesund, könnten sich zumindest vier Teams hinter den Tiroler wiederfinden, bei Verletzungen fällt die Wettquote dramatisch.

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