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Freunschlag: "Wollen nichts mehr vom EHV!"

Im Interview: Ende der Gespräche, Angebot an Perthaler und Erklärung der Vorwürfe:

Freunschlag: Foto: © GEPA

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Die Eishockey-Offseason in Linz gestaltet sich wesentlich turbulenter, als sie wegen der Corona-Pandemie ohnehin sein würde.

Ein Streit um Ex-Manager Christian Perthaler riss die Black Wings Linz Mitte März entzwei. Vereins-Präsident Peter Freunschlag entband den langjährigen Mitarbeiter im Alleingang von seinen sportlichen Aufgaben und überstimmte damit die nun ehemaligen Vizepräsidenten, die loszogen, um mit Perthaler einen Konkurrenz-Klub zu gründen - den EHV Linz.

Obwohl unter anderem Hauptsponsor "Liwest" zum neuen Projekt abwanderte, scheiterte der EHV vergangene Woche mit seinem Aufnahme-Antrag in die internationale Eishockey-Liga, bislang als EBEL bekannt.

Der neue Klub will weiter am Einstieg arbeiten, die Black Wings werden aber in der Saison 2020/21 der einzige Klub aus Linz bleiben.

Ruhiges Fährwasser ist trotzdem anders: Zwar wurde der Verlust des Nutzungsrechts an der Keine-Sorgen-Eisarena abgewendet, das Budget muss aber ohne "Liwest" neu aufgestellt werden. Dazu kommt eine sportliche Neuaufstellung unter Neo-Manager Gregor Baumgartner - und obendrein laufen Ermittlungen wegen finanzieller Ungereimtheiten.

Black-Wings-Präsident Peter Freunschlag steht im LAOLA1-Interview Rede und Antwort - und erklärt auch seine Sicht auf die Vorwürfe:

LAOLA1: Die verweigerte Aufnahme des EHV Linz in die Liga dürfte sich wie ein kleiner Sieg für Sie anfühlen.

Peter Freunschlag: Ja, schon!

LAOLA1: Wie betrachten Sie diese Entscheidung?

Freunschlag: Die Liga hat mitbekommen, dass hier eine "Übernahme" versucht worden ist. Und gemerkt, dass keine Eishockey-Profis am Werk sind. Probleme in der Halle, rund um österreichische Spieler und den Nachwuchs - auf all das gab es keine Antworten. Da hat man gesehen, dass nicht so viel dahinter steckt, wie anfangs vermutet wurde. Ich war selbst bei den Präsentationen dabei.

LAOLA1: Finanziell wäre der EHV aber gut aufgestellt, nachdem viele Sponsoren auch von den Black Wings zum neuen Verein abgewandert sind.

Freunschlag: Wir wissen, dass die Sponsoren-Nennungen des EHV zu 80 Prozent gelogen sind. Christian Perthaler hat alte Sponsoren angerufen und gefragt, ob sie nächstes Jahr "beim Eishockey" wieder dabei sind. Auf einmal sind sie auf Oppositionsseite gestanden und haben davon selbst nichts gewusst. Da ist auch medial viel Schindluder getrieben worden, um ein schlechtes Licht auf die Black Wings und ein gutes auf den neuen Verein zu werfen, der bis dato noch gar keiner ist.

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

LAOLA1: Da sprechen wir aber nicht von zwei sehr großen Geldgebern - "Liwest" und dem Hallenbetreiber, der "Linz AG".

Freunschlag: Das ist klar, ja. Die sind auf Oppositionsseite. Das hat man gemerkt, als sie uns die Halle wegnehmen wollten. Das hat aber nicht funktioniert. Die "Linz AG" hat bestehende Verträge mit mir. Sie können nicht einfach gehen. Außerdem ist sie zum Teil öffentlich, und wenn es zwei Vereine gibt, müssen sie das Geld eben aufteilen. Da werden wir eine Einigung finden. "Liwest" als Hauptsponsor tut weh, aber wir haben schon Lösungen gefunden.

LAOLA1: In den letzten Wochen gab es wieder Gespräche über eine Zusammenarbeit der beiden Vereine, es wurde auch begonnen, ein Konzept auszuarbeiten. Dann folgten die Anzeigen gegen Ihre Person und eben die Ablehnung des EHV. Wird es überhaupt weitere Gespräche geben?

Freunschlag: Ich glaube nicht. Ich habe auch gelesen, dass die Opposition behauptet, wir müssten auf sie zukommen - das sehe ich genau umgekehrt. Wir wollen nichts.

LAOLA1: Die EHV-Verantwortlichen wollen aber dranbleiben - befürchten Sie keine "Neverending Story" des Gegeneinanders im Linzer Eishockey?

Freunschlag: Natürlich, es ist eine schwierige Lage. Das ist auch nicht unser Ziel. Wir wollen einen starken Verein haben, nichts Zweigeteiltes. Die Gesprächsbereitschaft gibt es noch, aber jetzt muss die Gegenseite auf uns zukommen.

LAOLA1: Hätte es im Nachhinein eine bessere Herangehensweise an den Streit um Christian Perthaler geben können, die nicht in einer Eskalation geendet hätte?

Perthaler und Freunschlag zu besseren Zeiten
Foto: © GEPA

Freunschlag: Wir hatten Alternativ-Vorschläge für seine Personalie. Er hat sie nur nicht angenommen. Diese Angebote waren besser als die vorher bestehenden. Diese Sturheit, wenn man es so nennen möchte, hat zur Eskalation geführt.

LAOLA1: Was wäre das für ein Angebot gewesen?

Freunschlag: Dass er sich aus dem sportlichen Bereich zurückzieht und nur mehr um Sponsoren und Marketing kümmert. Mit mehr Gehalt und Gewinnbeteiligung. Zusätzlich wäre er sportlicher Berater des Vorstandes gewesen.

LAOLA1: Die Reaktionen nach seiner Ausbootung haben von viel Vertrauen in seine Person seitens der Sponsoren gezeugt.

Freunschlag: Das ist auch seine Stärke. Er kann sehr gut mit den Sponsoren - da muss ich ihn heute noch loben! Dafür ist er der perfekte Mann. Er kann gut mit Leuten umgehen, ist ein gemütlicher und interessanter Typ. Ich habe nichts gegen Herrn Perthaler! Ich habe mit ihm 14 Jahre sehr gut zusammengearbeitet. Für mich ist es eigentlich unvorstellbar, dass man wegen so etwas in diese Situation kommen kann - man ihm einen besseren Posten anbietet und er alles so krachen lässt. Ich hätte mir auch vorstellen können, ihn in dieser wirtschaftlichen Rolle weiterhin aufzunehmen, aber solange er beim EHV arbeitet, gibt es dafür keine Möglichkeit. Wenn er dort aufhören würde, wäre es etwas anderes. Man weiß, was er leistet, und so einen Mann im Verein zu haben, das kann sich jeder nur wünschen.

LAOLA1: Bei den sportlichen Agenden besaßen Sie nach sportlich schwierigeren Jahren aber kein Vertrauen mehr in ihn. Warum?

Freunschlag: Wir haben sehr viel mehr Geld in die Spieler gesteckt - das Budget wurde erst um 350.000, dann um 650.000 Euro erhöht - wir sind aber massiv schlechter geworden. Dann muss man sich eben fragen, ob man nicht auf der falschen Schiene unterwegs ist. Wir waren auch sehr abhängig von einem einzigen Spieler-Manager, es wurden immer nur Spieler von diesem Berater geholt. Das ging so nicht mehr. Das hat auch das Trainer-Team samt dem sportlichen Leiter Christian Perthaler so entschieden. Ich glaube, dass Gregor Baumgartner der perfekte Mann für uns ist, und die Kombination mit Christian Perthaler auf der wirtschaftlichen Seite die beste Variante für Eishockey-Linz wäre.

"Über Recherchen von Dritten - Fans, Gastro-Mitarbeitern und so weiter - wurde irgendein Bild gemacht, was wir angestellt haben sollen. Es hat aber niemand Einsicht in unsere Buchhaltung genommen. Die Opposition hat sich etwas zusammengereimt und das angezeigt. Es ist für mich ein Leichtes, das aufzuklären und richtigzustellen."

Über die finanziellen Vorwürfe

LAOLA1: Gregor Baumgartners Konzept sieht einheimische Spieler als größeren Faktor vor, als es bisher der Fall war.

Freunschlag: Wir haben unsere Akademie seit acht, neun Jahren, sie wird jedes Jahr erweitert. Das ist der Weg, den wir immer haben wollten. Da bin ich nicht richtig gehört worden, obwohl ich jetzt seltsamerweise als Diktator innerhalb des Vereins dargestellt werde. Dieses Ziel wurde Trainern und Mitarbeitern mitgeteilt. Aber die kanadischen Trainer haben ihre eigenen Vorstellungen, und Christian Perthaler hat das auch nicht so verfolgt, wie es vorgegeben wurde - er meinte, dass wir kein Ausbildungsverein sein sollten, das habe ich korrigieren müssen. Mit Gregor Baumgartner sind wir da besser aufgestellt, der lässt sich nicht davon beeinflussen, dass ein Trainer vielleicht aus Kanada kommt. Er hat das entsprechende Know-how dazu und nach seiner Spieler-Karriere Weiterbildungen gemacht, Trainer-Kurse, er hat einen tollen Lebenslauf. Das hat es bei Herrn Perthaler nach dessen Karriere nicht gegeben, das ist auch ein bisschen unsere Schuld, das muss ich zugeben.

LAOLA1: Auf finanzieller Seite stehen Vorwürfe gegen Ihre Person im Raum, es hat Anzeigen gegeben - so sollen etwa Einnahmen aus Ticketing und Gastronomie nicht richtig versteuert worden sein. Was entgegnen Sie hier?

Freunschlag: Diese Ideen sind an den Haaren herbeigezogen. Über Recherchen von Dritten - Fans, Gastro-Mitarbeitern und so weiter - wurde irgendein Bild gemacht, was wir angestellt haben sollen. Es hat aber niemand Einsicht in unsere Buchhaltung genommen. Die Opposition hat sich etwas zusammengereimt und das angezeigt. Es ist für mich ein Leichtes, das aufzuklären und richtigzustellen. Jeder, der will, kann Einsicht nehmen - aber den ehemaligen Vizepräsidenten habe ich das nach ihrem Austritt nicht mehr erlaubt. Wir haben alles richtig und nach den gültigen Gesetzen gemacht, somit ist das alles kein Problem. Wir haben den zuständigen Personen sogar unsere Mitarbeit angeboten, damit alles schneller vonstatten geht.

LAOLA1: Davon unabhängig haben einige Ex-Spieler und Ex-Coach Tom Rowe ausständige Gehälter gegenüber der "Profis GmbH" eingeklagt. Was ist da passiert? (Anm. d. Red.: Mittlerweile ist es laut Berichten zu einer Nachzahlung der Gehälter gekommen, es wird zu keiner Verhandlung kommen.)

Freunschlag: Ein Spieler-Manager, der auf Seiten der Opposition ist, hat für die Spieler und den Trainer aufgrund der Pandemie zurückgehaltene Gelder eingeklagt. Das ist eine unfaire Geschichte. Die ganze Liga hat ausgemacht, dass wir darauf warten, die Ausfälle durch den Abbruch der Liga vom Bund ersetzt zu bekommen, und manche Vereine die letzten Monatsgehälter und Prämien der Spieler bis dahin einbehalten. Sie haben ja auch einen Monat weniger gespielt. Es ist ein Rechtsproblem: Die Regierung hat rückwirkend mit 15. März das Epidemiegesetz aufgehoben, wir haben die Liga aber zuvor am 10. März abgebrochen und die Spieler mit 13. März abgemeldet. Damit sind wir der Meinung, dass das Gesetz für uns trotzdem gilt.

"Wir rechnen damit, dass wir etwa eine Million Euro weniger Budget haben. Im letzten Jahr waren es etwa 4,6 Millionen."

Konkrete Einschätzung der Corona-Auswirkungen

LAOLA1: Wie steht es um die Planungen für die nächste Saison nach dem Chaos? Spieler dürfen noch nicht verpflichtet werden.

Freunschlag: Wir fixieren unsere Sponsoren gerade so weit wie möglich, um zu sehen, wie sehr wir auch durch die Corona-Pandemie geschwächt wurden. Wir helfen unseren Sponsoren auch, bieten an, auf die Hälfte der Zahlungen zu verzichten, und trotzdem bei uns zu werben. In sehr harten Fällen vielleicht sogar kostenlos. Es ist ein Miteinander. Wenn wir das alles wissen, wird über Spieler entschieden. Wir sprechen momentan auch mit einem möglichen neuen Haupt- und Namenssponsor.

LAOLA1: Mit welchem Verlust rechnen Sie?

Freunschlag: Wir rechnen damit, dass wir etwa eine Million Euro weniger Budget haben. Im letzten Jahr waren es etwa 4,6 Millionen. Ich denke schon, dass man zuversichtlich sein kann. Wir können nicht mit der Stärke von früher in die Zukunft schauen, das muss jedem klar sein. 

LAOLA1: Wir reden also nicht vom Überleben des Vereins?

Freunschlag: Diesbezüglich habe ich überhaupt keine Sorgen. Aber Zuschauer wären wichtig, weil es für jeden Verein wichtige Einnahmen sind. Mit Geisterspielen werden wir alle nicht lange überleben. Es gibt aber Modelle von der Liga, wie die Ausfälle der Pandemie mit Reduktionen abgefangen werden. Da ist die Liga sehr gut aufgestellt, wir halten zusammen.

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