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Auswärts? Foda: "Vielleicht ein Fehler von mir"

Der Teamchef hinterfragt sich in einer Sache selbst und steht vor einem Rätsel:

Auswärts? Foda: Foto: © GEPA

Der Tag nach der bitteren Enttäuschung von Zenica.

ÖFB-Teamchef Franco Foda legt bezüglich der Fehler bei der 0:1-Niederlage in Bosnien-Herzegowina seine Finger in die Wunden, verzichtet nach dem Umfaller im ersten Pflichtspiel unter seiner Anleitung jedoch auf allzu harsche Kritik an seiner Mannschaft.

Im Gegenteil, die wesentlich kritischeren Ansätze kamen nach der Partie von seinen Schützlingen - etwa von Marko Arnautovic oder auch von Sebastian Prödl.

"Es ist schön, wenn die Spieler selbstkritisch sind, vielleicht sogar ein Stück weit zu selbstkritisch, denn es war nicht alles ganz so schlecht, weil wir auch einen Teil von dem, was wir wollten, umgesetzt und manchmal gutes Pressing und gutes Gegenpressing gespielt haben, gute Balleroberungen hatten. Aber das Spiel im Ballbesitz war nur über insgesamt 30, 35 Minuten gut. Das ist zu wenig, wenn du ein Spiel auswärts vor so einem fanatischen Publikum, das Bosnien nach vorne gepusht hat, gewinnen willst", erklärt der Deutsche.

Die Auswärtskrise war ein Dauerthema

Auswärts ist ein gutes Stichwort. Offenkundig hat das ÖFB-Team wieder eine Thematik eingeholt, die man - zumindest zwischenzeitlich - abgeschüttelt glaubte.

Langjährige Beobachter wissen, dass die Auswärtskrise des Nationalteams über viele, viele Jahre ein Dauerthema war, im Prinzip bis in die Amtszeit von Marcel Koller hinein. Auch der Schweizer hatte im Rahmen der Qualifikation für die WM 2014 mit der Ergebnis-Problematik in der Fremde zu kämpfen. In den Jahren davor konnte man über einen längeren Zeitraum nur von einer Krise sprechen.

Wirklich souverän trat die ÖFB-Elf in der jüngeren Vergangenheit ausschließlich in der Qualifikation für die EURO 2016 auf, als man alle fünf Gastpiele (Moldawien, Liechtenstein, Russland, Schweden, Montenegro) für sich entscheiden konnte.

Nach der verpatzten EURO 2016 riss der Faden wieder und man musste sich in den Schnittpartien in Serbien und Wales geschlagen geben, in Irland gab man in der Schlussphase eine Führung aus der Hand. Die Auswärts-Thematik kam jedoch nie so intensiv auf, weil das Nationalteam in dieser Phase auch zu Hause die gewohnte Souveränität vermissen ließ.

Foda stellt einen eigenen Fehler in den Raum

"Vielleicht war es auch von meiner Seite ein Fehler, in der Vorbereitung nicht zumindest einmal auswärts irgendwo gegen eine sehr gute Mannschaft gespielt zu haben."

Franco Foda

Mit der Pleite in Bosnien könnte dieses Thema nun auch Foda eingeholt haben. "Ich mache mir natürlich viele Gedanken", sagt der 52-Jährige am Tag danach, "vielleicht war es auch von meiner Seite ein Fehler, in der Vorbereitung nicht zumindest einmal auswärts irgendwo gegen eine sehr gute Mannschaft gespielt zu haben, aber die Situation hat es einfach nicht hergegeben."

Österreich testete unter Foda nur ein Mal in der Fremde, und zwar im März in Luxemburg, wo man klar mit 4:0 siegte. Dies ist immerhin ein Testspiel in der Fremde mehr als 2015, 2016 und 2017 zusammen, in diesen drei Jahren testete man ausschließlich vor heimischem Publikum.

Bei allem Respekt ist ein Kräftemessen mit Luxemburg jedoch keine allzu taugliche Einstimmung auf eine Dienstreise nach Bosnien - weder vom Ambiente noch von der Qualität des Gegners her.

Alle anderen sechs Testspiele unter Foda fanden zu Hause statt. Dem früheren Sturm-Coach hier die alleinige Schuld zu geben, würde zu kurz greifen. Hier gehört auch die Verbands-Strategie, wohl auch aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus, sehr, sehr, sehr gerne zu Hause zu spielen, hinterfragt.

Erstmals seit 2011 zwei Testspiele in der Fremde

In diesem Jahr kamen gewisse Umstände dazu: "Deutschland wollte nur hier in Klagenfurt spielen, Brasilien wollte nur in Wien spielen. Also gab es ja auch Argumente, um Heimspiele durchzuführen", erläutert Foda. Ähnliches gilt wohl für WM-Veranstalter Russland, der sich auf Trainingslager in Tirol befand.

Im Oktober testet Österreich immerhin in Dänemark - ein Länderspiel, das unter diesem Aspekt wohl einer genaueren Beobachtung unterliegt, als es bei einem Sieg in Bosnien der Fall gewesen wäre. 2018 ist übrigens das erste Mal seit 2011, dass Österreich zwei freundschaftliche Auswärtsspiele in einem Jahr bestreitet - damals noch unter Didi Constantini in den Niederlanden und das Koller-Debüt in der Ukraine.

Ob die Foda-Mutmaßung, hier in der Planung einen Fehler begangen zu haben, Anteil an dieser Niederlage hatte, lässt sich natürlich nicht seriös beurteilen.

"Das war nur so ein Gedanke von mir. Ob wir das Spiel gewonnen hätten oder nicht, ist ja hypothetisch und im Nachhinein nicht zu beurteilen. Aber ich glaube, die Aufgabe eines Trainers ist es immer, dir nach Spielen Gedanken darüber zu machen, was man besser und vielleicht anders machen könnte - und zwar egal ob du gewinnst oder verlierst", findet der Teamchef.

Lange Bälle sind die Spielweise von Schweden, nicht von Österreich

Es ist zumindest ein möglicher Ansatz und lohnend, selbigem zumindest nachzugehen. Denn warum seine Mannschaft nach gutem Beginn cirka ab der 25. Minute völlig den Faden verlor, ist dem gebürtigen Mainzer ein Rätsel. Ein ähnliches Bild gab es in der zweiten Halbzeit, nachdem die Umstellung zur Pause auf ein 3-4-3 mit Raute im Mittelfeld zwischenzeitlich Wirkung zeigte.

"Es ist eigentlich nicht unsere Qualität oder Stärke ist, lange Bälle zu spielen und auf die zweiten Bälle zu gehen. Das ist vielleicht die Spielweise von Schweden, die das auch beherrschen. Unsere Spielanlage ist das eher weniger."

Franco Foda

 "Für mich ist nicht zu erklären, warum wir in dieser Phase nicht mehr Fußball gespielt haben", wundert sich Foda. Die Ursachenforschung, wie es zu diesem Bruch kam, wird wohl dauern. An der Tagesform sei es nicht gelegen, sonst hätte man nicht die guten Phasen abliefern können.

Foda betont, dass er es von seinen Spielern nicht gewohnt sei, dass sie sich bei gegnerischem Pressing nur noch mit langen Bällen zu helfen wissen und sich nicht spielerisch befreien können.

"Wir haben keine Anspielstation mehr aus der Verteidigung gehabt und haben dann das gemacht, was eigentlich nicht unsere Qualität oder Stärke ist - lange Bälle zu spielen und auf die zweiten Bälle zu gehen. Das ist vielleicht die Spielweise von Schweden, die das auch beherrschen. Unsere Spielanlage ist das eher weniger", verdeutlicht der ÖFB-Coach.

Auch Österreich spielt nicht 11 gegen 0

Foda zollt jedoch auch Bosnien Respekt: "Es gibt ja auch eine gegnerische Mannschaft, die vergessen wir immer. Wir spielen nicht alleine, wir spielen nicht 11 gegen 0, sondern es gibt einen Gegner, und der Gegner spielt zu Hause. Das Publikum hat sie nach vorne gepusht, sie wurden aggressiver."

Foda verweist darauf, dass sowohl die Ballbesitz- als auch die Torschuss-Statistik klar für Österreich gesprochen hätten. Letztlich entschieden Fehler - falsche Entscheidungen im gegnerischen Drittel und ein Fehlverhalten beim Gegentor:

"Da war die Restverteidigung eigentlich gut organisiert, nur deckt Stefan Ilsanker zu früh raus, dadurch gab es einen freien Raum für Edin Dzeko. Auch das hätten wir absolut verteidigen können, dann wäre das Spiel 0:0 ausgegangen."

Die DNA nicht verändern

Dem Gedanken, in die DNA der Mannschaft einzugreifen und statt immer auf Sieg zu spielen, zwischendurch situationsbedingt auch mal ein cleveres Unentschieden mitnehmen zu wollen, kann der Teamchef weniger abgewinnen.

Dies ist nun wohl auch nicht mehr notwendig. Er verweist zurecht darauf, dass das ÖFB-Team jetzt unter Druck und in den ausbleibenden drei Partien unter Siegzwang steht.

Foda wird das Spiel intensiv aufarbeiten. Trotz des Rückschlags bleibt er in der Einordnung jedoch um Sachlichkeit bemüht: "Ich habe in diesem Spiel nicht alles schlecht gesehen, genau wie ich nach den sechs Siegen nicht alles gut gesehen habe."

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