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Roger Bader: "Selbstvertrauen steigt so nicht"

Der ÖEHV-Teamchef zieht im Interview ein erstes WM-Zwischenfazit.

Roger Bader: Foto: © GEPA

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Drei Spiele bei der Eishockey-WM hat das ÖEHV-Nationalteam absolviert, vier - darunter die beiden Schlüsselpartien gegen Norwegen und Italien - stehen noch an.

Das ÖEHV-Team wartet noch auf erste Punkte, was angesichts der bisherigen Gegner nicht unbedingt überrascht. Trotzdem gibt es neben einigen guten Aspekten auch Kritikpunkte, denen sich Roger Bader stellen muss - etwa die mangelnde Torausbeute seiner Offensivspieler. Seit 125 Minuten wartet Österreich mittlerweile auf einen Treffer, die zwei Tore aus dem Auftakt gegen Lettland (2:5) blieben bislang die einzigen.

Vor dem vierten WM-Spiel gegen Schweden (Do., ab 16:15 Uhr im LIVE-Ticker) stellt sich der ÖEHV-Teamchef den Zwischenfragen und spricht im Interview über Zwischenbilanzen, die momentane Verfassung bestimmter Spieler und wie die nächsten Spiele angegangen werden:

Frage: Wie fällt ihre Zwischenbilanz bei etwa Halbzeit aus?

Roger Bader: Unterm Strich mehr positiv als negativ, obwohl man drei Niederlagen hat. Aber das musste man erwarten. Man hofft auf mehr, dass man einem Großen ein Bein stellen kann, aber die Realität ist eine andere. Wir hatten in allen drei Spielen sehr gute Momente. Zum Schluss war klar, dass die drei Mannschaften doch deutlich besser sind. Von daher ist nichts passiert, was man nicht erwartet hat. Ich habe nie etwas Anderes gesagt, als dass wir sechsmal Außenseiter sind und einmal (gegen Italien) die Chancen 50:50 stehen.

Frage: Wie schätzen Sie das 0:4 gegen die Schweiz ein?

Bader: Natürlich waren sie überlegen, aber bis zur 54. Minute ist es 1:0 gestanden. Da muss uns ein Lucky Punch gelingen und es geht in die Overtime. Natürlich wäre es für uns glücklich gewesen, aber nicht unmöglich. Die Schweiz hat schon eine gute Mannschaft, sechs Punkte, und dann kommt noch ein NHL-Spieler dazu. Es ist schon gewaltig, was auf der anderen Seite steht. Wir haben einen SHL-Spieler (Anm.: Konstantin Komarek in der schwedischen Liga), der nicht gespielt hat. Wir haben Spieler, die gerne in der SHL spielen würden, aber keinen Vertrag bekommen. Dasselbe in Finnland. Wir haben keinen in der KHL und spielen gegen 15 KHL-Spieler, wenn wir gegen Lettland spielen.

Frage: Wie nehmen die Spieler die drei Niederlagen auf?

Sie wollen unbedingt der Mannschaft helfen, verkrampfen vielleicht dabei. Peter Schneider will unbedingt Tore schießen und es gelingt nicht. Beide Raffls, Michael und Thomas, wollen der Mannschaft helfen, dann machen sie Strafen, die unnötig sind. Wir brauchen NHL-Spieler nicht auf der Strafbank. Dominic Zwerger hat sich in der Vorbereitung leicht verletzt an der Hüfte, seither ist er nicht der Alte.

Bader über Schlüsselspieler

Bader: Eine Niederlage nagt immer, auch wenn es erwartet ist. Das Selbstvertrauen steigt sicher nicht. Bei einer A-WM, wo es mehr Niederlagen als Siege gibt, sind das Dinge, mit denen wir umgehen müssen. Man sieht, bei einer WM ist alles noch einmal eine Stufe höher ist als in den Vorbereitungsspielen.

Frage: Es heißt, dass ein Außenseiter nur Chancen hat, wenn der Torhüter stark und die besten Spieler die besten Spieler sind. Das scheint noch nicht der Fall zu sein.

Bader: Unsere besten Spieler haben noch Reserven. In jedem Spiel war Alexander Rauchenwald gut, auch Lukas Haudum und Patrick Obrist. Die Spieler, von denen man Tore erwarten würde, haben ihre besten Spiele hoffentlich noch vor sich.

Frage: Haben Sie eine Erklärung dafür?

Bader: Ich weiß, dass es nicht an der Einstellung liegt. Sie wollen unbedingt der Mannschaft helfen, verkrampfen vielleicht dabei. Peter Schneider will unbedingt Tore schießen und es gelingt nicht. Beide Raffls, Michael und Thomas, wollen der Mannschaft helfen, dann machen sie Strafen, die unnötig sind. Wir brauchen NHL-Spieler nicht auf der Strafbank. Dominic Zwerger hat sich in der Vorbereitung leicht verletzt an der Hüfte, seither ist er nicht der Alte.

Frage: Was sagen Sie zum WM-Debüt von Benjamin Baumgartner?

Bader: Der hat gegen die Schweiz eine Wahnsinnspartie gespielt. Es war sein erstes Spiel auf diesem Niveau und er hat keinen Fehler gemacht, das ganze Spiel.

Frage: Es stehen vier Spiele in fünf Tagen an. Wie geht man damit um?

Bader: Puh, sag das mal im Fußball. Das ist eine irrsinnige Belastung. Das ist keine Ausrede, das ist das, was hier gefordert ist, das muss man bewältigen können. Gut, dass wir keinen wirklich Verletzten haben. Wir haben zwei angeschlagene Spieler: Bei Thomas Hundertpfund habe ich das Gefühl, dass er (gegen Schweden und Norwegen) zum Einsatz kommt, bei Konstantin Komarek sieht es kritischer aus.

Frage: War der freie Tag am Mittwoch von Beginn weg so eingeplant?

Das ist eine irrsinnige Belastung. Das ist keine Ausrede, das ist das, was hier gefordert ist, das muss man bewältigen können. Gut, dass wir keinen wirklich Verletzten haben.

Bader über den Spielplan

Bader: Das braucht es, damit sie auftanken können. Es geht mehr um den Kopf. Wir sind eine der wenigen Mannschaften, die sieben Spiele in zehn Tagen haben. Es gibt Mannschaften mit sieben Spielen in zwölf Tagen und mittendrin einmal zwei Tage frei. Wir nicht, wir müssen das in Miniform kompensieren.

Frage: Werden Sie im Doppel Schweden-Norwegen wieder beide Torhüter einsetzen?

Bader: Die Wahrscheinlichkeit ist nicht unlogisch. Wenn der gleiche Torhüter gegen Schweden 50 Torschüsse bekommt, und das ist möglich, ist das nicht die beste Voraussetzung, um frisch zu sein.

Frage: Sind Sie mit David Kickert zufrieden?

Bader: Ja, gestern war er besser als gegen Lettland. Technisch ist er der beste der drei, er hat eine sehr gute Entwicklung in den letzten Wochen gemacht. Bei Starke (Bernhard Starkbaum, Anm.) hoffst du immer, dass er eine herausragende Partie hervorholt, ich weiß, das hat er drin.

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