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ÖEHV-Team beim Deutschland-Cup: Viel Licht, ein großer Schatten

Das Eishockey-Nationalteam hat den nächsten Entwicklungsschritt gemacht. Der Sieg gegen Deutschland sticht hervor, doch der desaströse Start gegen die Slowakei gibt zu denken.

ÖEHV-Team beim Deutschland-Cup: Viel Licht, ein großer Schatten Foto: © GEPA

Drei Spiele, drei Gesichter: Österreich hat beim Deutschland-Cup 2025 den nächsten Entwicklungsschritt gemacht und gleichzeitig alte Schwächen offenbart.

Das ÖEHV-Team beendete das traditionsreiche Vier-Nationen-Turnier mit drei Zählern punktgleich mit Lettland auf dem letzten Rang. Der zweite Platz bei der ersten Teilnahme 2022 bleibt weiterhin das beste Abschneiden beim Deutschland-Cup.

Zum Auftakt setzte es gegen die Slowakei nach einem schlimmen Start eine 2:6-Pleite. Am Samstag folgte mit einem 5:2-Sieg über Deutschland der Höhepunkt, im abschließenden Spiel musste sich die Truppe von Teamchef Roger Bader den Letten mit 2:4 geschlagen geben.

Obwohl im Vergleich zum Vorjahr auf den ersten Blick keine Verbesserung zu erkennen sein mag, hat die rot-weiß-rote Auswahl nach dem Erreichen des Viertelfinales bei der vergangenen Weltmeisterschaft den nächsten Schritt in der Entwicklung gemacht.

LAOLA1 war wie schon 2023 und 2024 in Landshut und analysiert das Turnier aus ÖEHV-Sicht.

Wer konnte überzeugen?

Thimo Nickl - bildete mit Bernd Wolf ein extrem stabiles Abwehr-Pärchen. Konnte die Scheibe unter Bedrängnis aus dem eigenen Drittel tragen, Gegenspieler mit seiner Reichweite unter Druck setzen und zeigte seine physischen Fähigkeiten. Schaltete sich zudem mehrfach in die Offensive ein, hatte gute Übersicht und brachte den Puck mit gutem Schuss mehrfach vors Tor. Übernahm nach Ausfall von Clemens Unterweger dessen Spot am Point in der ersten Powerplay-Formation, dort ging ihm nicht alles leicht von der Hand. Über 170 Turnier-Minuten makellos, dann mit einem fatalen Fehlpass das 0:3 der Letten verursacht. Auch vor dem entscheidenden 2:4 landete sein Passversuch direkt bei einem Letten.

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Bernd Wolf spielte ein starkes Turnier
Foto: ©GEPA

Bernd Wolf - der beste Verteidiger - und vielleicht sogar Spieler - im österreichischen Team. Ihm ist der Start ins Turnier zwar ebenfalls schwergefallen, von Shift zu Shift aber immer stärker geworden. Viele richtige Entscheidungen, leitete Angriffe oft selbst mit guten Aufbaupässen oder kurzen Solos aus dem eigenen Drittel ein. Schwer vom Puck zu trennen, weiß seinen Körper richtig einzusetzen und schirmte die Scheibe gut ab. War lästig und aufsässig im Zweikampf, spielte den Puck an der Bande mehrmals mit gutem Stockspiel frei. Führungsrolle in Kloten kommt ihm auch im Nationalteam zugute, an keinem Gegentor direkt beteiligt.

Peter Schneider - vertrat Klubkollege Thomas Raffl als Kapitän, in Salzburg klebte ihm das Pech bislang am Schläger. Führte das Team mit seiner Erfahrung an, war in jedem Spiel an einem Tor beteiligt. Traf gegen Slowakei nach schöner Kombination mit Zwerger, beide ohnehin mit blindem Verständnis. Erzielte gegen Lettland mit einem Kracher unter die Latte das 2:3. Hatte viele gute Momente mit und ohne Scheibe, gab die meisten Schüsse (9) des Teams ab. Im Forecheck oft die treibende Kraft, Skating auch mit 34 Jahren eine seiner größten Stärken. Brachte seinen bulligen Körper vor dem Tor und in Zweikämpfen an der Bande gut ein.

Dominic Zwerger - eines seiner besten Vorbereitungsturniere. Bestritt gegen Deutschland sein 100. Länderspiel, krönte dieses mit einem Tor. Großer Spielwitz und viele kluge Plays, bestach als Spielmacher mit seiner Übersicht - bediente Schneider gegen die Slowakei mit präzisem Querpass perfekt. War sich für keinen Meter zu schade und eroberte viele Scheiben, hat das Spiel ohne Puck in letzten Jahren stark verbessert. Dass er sich "so gut wie noch nie" fühle, ist ihm in vielerlei Hinsicht anzumerken.

Vinzenz Rohrer - immer wieder erstaunlich, wie viel Leidenschaft in seinem Spiel verpackt ist. Off-Ice ein ruhiger Typ, manchmal wirkt es, als würde er gleich im Stehen einschlafen. Sobald er seine Ausrüstung anzieht, aber mit unfassbarer Energie. Stets ein Aktivposten und unermüdlicher Arbeiter, der vor keinem Zweikampf und Check zurückschreckt. Wurde vor allem von lettischen Spielern oft in die Mangel genommen. Versuche, ihn aus der Fassung zu bringen, quittierte er mit einem Lächeln. Liest Situationen außerordentlich gut, kann Checks an der Bande dadurch absorbieren, ausweichen oder zum Reverse Hit ansetzen. Kassierte gegen Lettland nach einem klaren, nicht geahndeten, hohen Stock eine blutige Nase, stand aber gleich wieder am Eis. Großer Faktor im Forecheck, macht viele kleine Dinge richtig. Scoring-Knoten ist bei der WM geplatzt, auch diesmal wieder mit zwei Toren - darunter den eiskalt verwerteten Breakaway in Unterzahl gegen Deutschland.

Paul Huber - nimmt immer mehr die Rolle von Thomas Raffl ein. Seit seinem Wechsel nach Graz mit viel Selbstvertrauen ausgestattet, parkt er sich vor dem Tor ein, wird es für den Goalie "dunkel". Von Gegnern nur schwer oder mit unfairen Mitteln von dort zu verdrängen, identifiziert sich über seine Intensität. Bringt mit Körperspiel und seinem Drive zum Tor stets viel Energie ins Team. Zudem gutes Spielverständnis und mehr als solide Beinarbeit. Kann deshalb - wie gegen Deutschland - auch "off the Rush" zuschlagen. Bildete mit Rohrer in Unterzahl ein aggressives Duo, das nicht vom Gegner abließ und den Shorthander gegen Deutschland regelrecht erzwang. Nettes, wenn auch wenig aussagekräftiges Detail: Hatte mit dem Slowaken Samuel Takac den besten Plus/Minus-Wert des Turniers (+4).

Leon Wallner - war eigentlich gar nicht für den Deutschland-Cup nominiert und rückte nur aufgrund der Verletzung von Benjamin Nissner nach. Reiste erst am Dienstag nach Landshut, nahm gegen die Slowakei auf der Tribüne Platz. Ab dem Deutschland-Spiel in der zweiten Linie neben Rohrer und Paul Huber gesetzt und holte das absolute Maximum heraus. Gegen den Gastgeber mit perfektem Querpass auf Huber zum 2:1, zog dem DEB-Team mit seiner tollen Direktabnahme und dem 3:1 den Stecker. Sammelte beim 4:1 einen weiteren Assist. Spielte unaufgeregt und strahlte Selbstvertrauen aus. Hatte keine Anpassungsprobleme an das internationale Eishockey, war stets giftig im Forecheck und provozierte mehrere gegnerische Scheibenverluste. Von allen Spielern, die bei der WM 2025 nicht dabei waren, sicher der stärkste.

Wer blieb hinter den Erwartungen?

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Von Lukas Haudum darf mehr erwartet werden
Foto: ©GEPA

Lukas Haudum - centerte nach der verletzungsbedingten Absage von Benjamin Nissner die 1. Linie. Hat unbestritten große Qualitäten und ist individuell vielleicht sogar der beste Stürmer Österreichs, sein Spiel ist aber zu ineffizient. Technisch sehr gut, kann sich mit seiner Schnelligkeit von Gegenspielern lösen. Stets mobil, ist aber im Umgang mit der Scheibe zu verspielt, wollte häufig mit dem Kopf durch die Wand und fuhr sich fest, verlor so öfters den Puck. Beendete das Turnier trotz sieben Torschüssen ohne Treffer, auch nur ein Assist. Könnte Dominator im rot-weiß-roten Spiel sein, ist dies aber nur selten.

Paul Stapelfeldt - hatte sicher schon bessere Turniere im Nationalteam und seine Finger bei mehreren Gegentoren im Spiel. Vor allem beim 1:1 der Deutschen sah er nicht gut aus, Moritz Müller entblößte seine eisläuferischen Schwächen. Beim 0:2 Lettlands machte er ebenfalls eine unglückliche Figur, wobei ihm in diesem Fall kein großer Vorwurf zu machen war. Gibt im Team bei Zweikämpfen niemand unangenehmeren als Stapelfeldt, der stets seinen großen Körper einsetzt und dem Gegner unter die Haut fährt. War im Stellungsspiel aber nicht immer astrein und ging manchmal etwas übermotiviert zu Werke. Sollte Patrick Söllinger mit seiner Routine führen, seine Unsicherheiten übertrugen sich jedoch auf den 21-jährigen Linzer.

Mario Huber - bringt wie Namensvetter Paul unglaublich viel Energie in jedem Shift, fährt Checks stets zu Ende und ist im Forecheck eine Waffe. Sollte mit Lucas Thaler im Verbund für offensive Akzente aus der dritten Linie sorgen, was selten bis gar nicht gelang. Bereitete gegen Deutschland eine frühe Torchance durch Thaler vor, blieb sonst aber unsichtbar. Auch im Rückwärtsgang immer wieder anfällig und mit Schwächen, stand bei den meisten Gegentoren am Eis. Nach seiner schweren Gesichtsverletzung im August, bei der er beinahe sein linkes Augenlicht verloren hätte, ist dies aber nebensächlich.

Lucas Thaler - wenn seine Rolle im Nationalteam wachsen soll, muss er international mehr bieten. War beim letzten Deutschland-Cup noch einer der auffälligsten Spieler im Team und in dieser Saison in Salzburg mit guter Form. Konnte diese aber in Landshut trotz seines Tors gegen die Slowakei nicht aufs Eis bringen. Mit einem der besten Schüsse im Team ausgestattet, brachte er sich selbst zu selten in die richtige Position, um ihn zur Schau zu bringen. Brauchte in manchen Phasen mit der Entscheidungsfindung zu lange. War mehr mit defensiven Aufgaben beschäftigt, auch im PK gesetzt. Hat in dieser Hinsicht Fortschritte gemacht, wie auch am Bullypunkt (Faceoff-Quote von 52,63 Prozent). Dennoch hat der Villacher noch mehr Potenzial.

Wie haben sich die "Herausforderer" präsentiert?

Von den 22 Feldspielern waren neun Akteure nicht bei der WM 2025 dabei und zählen als "Herausforderer" auf einen Kaderplatz. Leon Wallner und Mario Huber wurden bereits bewertet.

Tobias Sablattnig - seine erste Teilnahme am Deutschland-Cup, hatte überhaupt erst sechs Länderspiele in den Beinen. Das war ihm besonders gegen die Slowakei anzumerken, dort teils mit schwerwiegenden Fehlern im Stellungsspiel und in der Abstimmung mit Linienkollege Dominic Hackl. Wurde zu seiner Verteidigung hier und da aber auch im Stich gelassen. Fand sich mit jeder Minute besser zurecht, stabilisierte sein Spiel und hielt sich strikt an die taktischen Vorgaben von Teamchef Roger Bader. Alles in allem ein okayes Turnier.

Dominic Hackl - war bei der WM 2022 mit an Bord, seither aber immer wieder verletzt. Hatte sich seine Nominierung als einer der stärksten Spieler der Vienna Capitals in dieser Saison aber verdient und konnte seine gute Form über weite Teile bestätigen. Wie das gesamte Team gegen die Slowakei schlecht gestartet, dann aber (meistens) mit gutem Stellungsspiel und hoher Intensität am Werk. Setzte Gegenspieler mit seiner Aggressivität im Zweikampf unter Druck und seinen Schläger geschickt ein. Leistete auch offensiv wertvolle Beiträge, etwa den Blueliner vor dem 4:1 gegen Deutschland, den Wallner und Rohrer abfälschten. Konnte sich wieder in den Fokus des Teamchefs spielen.

Patrick Söllinger - junger, talentierter Verteidiger, dem die internationale Bühne allerdings (noch) etwas zu groß ist. Läuferisch gut, kann mit dem Puck umgehen, doch sein Zweikampfverhalten und Körperspiel müssen sich verbessern. Bringt dafür eigentlich den Körper (1,86 Meter groß, 93 kg schwer) mit, kann noch aggressiver spielen und den Gegner mehr in Bedrängnis bringen. Dazu muss er seine Entscheidungen mit und ohne Puck schneller treffen. Erzielte immerhin sein erstes Länderspieltor und macht zudem in Linz konstant Fortschritte, aber momentan kein WM-Kandidat.

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Paul Sintschnigs Debüt nahm ein bitteres Ende
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Paul Sintschnig - erhielt nach einem starken Profi-Einstand in Villach die Chance, sich auf A-Niveau zu präsentieren und gab gegen die Slowakei prompt sein Debüt. Zeigte bis zu seinem Einschlag in die Bande, der in einer Schulterverletzung und der vorzeitigen Abreise mündete, gute Ansätze und ließ seinen Hockey-IQ aufblitzen. Mit seinen 16 Jahren noch kein "Mann", muss körperlich für das internationale Eishockey natürlich noch zulegen und wird dies auch tun. Spätestens dann ist er sogar WM-reif.

Simeon Schwinger - war 2022 in Tampere genauso wie Hackl ein Teil des Teams, wusste damals mit seinem Biss, Speed und giftigen Forechecks zu überzeugen. Damit fiel er auch in Landshut auf, präsentierte sich zudem offensiv mit Selbstvertrauen. Spielt heuer beim KAC sein bislang stärkstes Jahr. Wie seine Linemates Mario Huber und Thaler allerdings nicht immer sattelfest, vor allem wenn das geforderte Körperspiel nicht umgesetzt wurde. Insgesamt ein besserer Auftritt von ihm als 2024.

Oskar Maier - wurde anstelle von Benjamin Baumgartner nachnominiert, hat seine Vorzüge beim Eislaufen und der Schnelligkeit. Konnte dadurch Lücken schnell schließen und war in der 4. Linie die treibende Kraft im Forecheck. Schreckte auch vor dem Körperspiel nicht zurück, wobei ihm die physischen Nachteile doch anzumerken waren. War auch leichter von der Scheibe zu trennen, da fehlt ihm die Erfahrung auf internationaler Ebene. Absolvierte erst seine Länderspiele vier bis sechs, könnte im Nationalteam in ferner Zukunft ein Rollenspieler werden.

Kilian Zündel - verpasste die letzte Weltmeisterschaft verletzt, dass er sonst die größte Erfahrung mitbringt, war eindeutig erkennbar. Spielte an der Seite des ebenfalls auffälligen Ramon Schnetzer ein gutes Turnier, konnte die Scheibe unter Druck aus der Defensive führen oder mit scharfen Aufbaupässen für Umschaltmomente sorgen. Leitete so das 2:1 gegen Deutschland ein, gab auch den Assist zu Thalers Treffer gegen die Slowakei. Füllte eine größere Rolle als in Graz aus, war defensiv großteils zuverlässig und schreckte in Zweikämpfen nicht zurück. In dieser Form sollte er ein fixer Bestandteil des WM-Teams sein.

Wie haben sich die Torhüter geschlagen?

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

David Kickert - sicher nicht schuld an der deutlichen Niederlage gegen die Slowakei, aber auch nicht lupenrein unterwegs. Drei Gegentore fielen, nachdem der Puck von hinter dem Tor in den Slot gespielt wurde. Stand zu tief zwischen den Pfosten, dadurch bei halbhohen Schüssen anfälliger. Käme er einen Schritt weiter aus seinem Tor heraus, könnte er die freie Fläche verkleinern und womöglich ein, zwei Gegentore verhindern. So war es ein undankbares Spiel für den Wiener mit einer Fangquote von ungenügenden 72,73 Prozent.

Atte Tolvanen - sein Auftritt gegen Deutschland hatte viel Licht und wenig Schatten. Gab beim deutschen Ausgleich eine unglückliche Figur ab, Müller schob den Puck nach einem Wraparound unter seinem Beinschoner durch. Ansonsten sehr solide, bewahrte Österreich direkt nach dem 1:1 bei einem Breakaway vor dem Rückstand, als er weit herauskam und den Winkel geschickt verkürzte. Selbiges traf nach dem 2:1 zu, als Leon Gawanke frei durch war, Tolvanen den halbhohen Schuss aber stark parierte. Strahlte viel Ruhe und Sicherheit aus, war trotz einigen Phasen, in denen er nichts zu tun hatte, hellwach und ein guter Rückhalt. Übrigens sein erster Sieg im Nationalteam.

Florian Vorauer - hat sich mittlerweile als Nummer 3 im ÖEHV-Team etabliert. Gegen Lettland wieder mit einem überzeugenden Auftritt, hielt seine Mitspieler vor allem im zweiten Drittel mit etlichen Paraden im Spiel. Bei den Gegentoren traf ihn keine Schuld, kann taktische Anweisungen nahezu perfekt umsetzen. In manchen Situationen vielleicht etwas wild im Torraum unterwegs, aber seine Entwicklungskurve zeigt konstant nach oben. Das wird auch beim KAC gesehen.

Worauf kann aufgebaut werden?

Einerseits auf die Art und Weise, wie sich das ÖEHV-Team nach dem desaströsen Start gegen die Slowakei selbstkritisch in den Spiegel sah und wusste, dass ein Auftreten wie im 1. Drittel auf internationalem Niveau absolut unzureichend ist.

"Wir sind hier, um Österreich zu repräsentieren - da geht sowas nicht. Das war schon etwas zum Schämen", sprach Lukas Haudum nach dem Spiel Klartext.

Doch die Spieler putzten den Mund ab, löschten das 0:5 aus ihren Köpfen und zeigten in den folgenden 40 Minuten ein völlig anderes Gesicht. Teilweise wurde das Spiel sogar dominiert, das Torschussverhältnis sprach in diesem Zeitraum mit 25:7 eindeutig pro Österreich.

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Der Sieg über Deutschland erinnerte stark an die WM
Foto: ©GEPA

Diesen Schwung haben die Bader-Mannen in das Samstagabend-Spiel gegen den Gastgeber mitgenommen und dort eine der beeindruckendsten und wahrscheinlich besten Leistungen in einem Vorbereitungsspiel abgeliefert.

Rot-Weiß-Rot war hellwach, überzeugte mit konsequentem Körperspiel und der richtigen Mischung zwischen aggressivem Forecheck und zurückhaltendem Trap. Die neutrale Zone wurde dominiert, Deutschland hatte weder Raum noch Zeit, um Tempo aufzunehmen.

Dazu wurden die Tore in den richtigen Momenten erzielt, Erinnerungen an das WM-6:1 gegen Lettland wurden wach. "Das war ein Wahnsinns-Sieg, das war unsere beste Partie, die ich in einer Vorbereitung erleben durfte", war Peter Schneider stolz auf das Team.

Obwohl Kopf und Beine müde waren, hatte man auch gegen Lettland einige gute Momente, besonders bei 0:3-Rückstand im Schlussabschnitt. Es spricht für den Charakter und den Spirit des Teams, dass nochmal die letzten Kräfte mobilisiert und auf 2:3 verkürzt wurde.

Was muss verbessert werden?

Das erste Drittel im ersten Spiel eines Turniers. Es ist ein altbekanntes Problem, das beim Deutschland-Cup zum wiederholten Male akut wurde.

Die Spieler kommen aus dem Liga-Alltag zum Nationalteam und sind mit dem internationalen Eishockey völlig überfordert. "Darüber werde ich mir die meisten Gedanken machen", kündigte Bader an.

Seine Cracks wichen vom geradlinigen, vertikalen Spiel ab und kamen nicht in den Forecheck, darunter litt in weiterer Folge das Körperspiel. Man geriet schwer unter Druck, traf falsche Entscheidungen und war in jeglichen Situationen einen Schritt zu spät.

"Ich möchte eigentlich vermeiden, über solche Dinge zu reden, auch über 'Team des Jahres'. Damit müssen wir aufhören, das hat mich aufgeregt. Super WM, Team des Jahres - und das erste Drittel in der Saison verlieren wir 0:5."

Teamchef Roger Bader

Das 0:5 nach 20 Minuten war eine "Ohrfeige", die man wohl gebraucht hat, um sich wieder auf jene Stärken zu besinnen, die bei der WM 2025 für den größten Erfolg seit 31 Jahren gesorgt haben.

Dass in Österreich immer noch darüber gesprochen wird, stieß den Teamchef indes sauer auf. "Ich möchte eigentlich vermeiden, über solche Dinge zu reden, auch über 'Team des Jahres'. Damit müssen wir aufhören, das hat mich aufgeregt. Super WM, Team des Jahres - und das erste Drittel in der Saison verlieren wir 0:5."

Es geht auch um die Konstanz in der Umsetzung des Spielsystems, will man langfristig eine Top-10-Nation werden und nach 2014 in Sotschi endlich wieder an den Olympischen Winterspielen teilnehmen.

Teams wie die Slowakei, bei der viele Spieler ihr tägliches Brot in den stärksten Ligen Europas verdienen, leisten sich kaum Schwächephasen und ziehen ihr Spiel über 60 Minuten hinweg konsequent durch. Auch dann, wenn Akteure aus der heimischen Liga getestet werden.

"Wir müssen etwas breiter im Kader werden", antwortete Bader auf die Frage, was außerdem noch zu einer Top-10-Nation fehle.

Mit Benjamin Baumgartner, Benjamin Nissner und Florian Baltram hatte Bader drei Absagen von Mittelstürmern zu verzeichnen. "Das hat uns etwas gestört. Es mussten Flügelstürmer in der Mitte spielen, die das zwar gut gemacht haben, aber am Flügel doch stärker sind."

In der Verteidigung musste der Schweizer Clemens Unterweger kurzfristig ersetzen, darunter litt das Powerplay. Gregor Biber und David Maier fehlten ebenfalls verletzt und Dominique Heinrich hat bekanntlich seine Karriere beendet.

Angesichts der Umstände lässt sich damit jedoch erst recht behaupten, dass Österreich im vergangenen Jahr ein weiterer Schritt nach vorne gelungen ist, nicht zuletzt aufgrund der Viertelfinal-Teilnahme in Stockholm.

Dominic Zwerger sagt folgerichtig: "Wir müssen uns seit paar Jahren nicht mehr vor den großen Nationen verstecken. Wir haben oft genug bewiesen, dass wir mit jedem mitspielen können."

Und Bader meinte bereits nach dem Sieg über Deutschland: "Man sieht bei solchen Spielen und Turnieren die Entwicklung, die wir in den letzten vier, fünf Jahren gemacht haben. Es ist kein Zufall, dass wir einmal gut spielen."

Wann folgt der nächste Lehrgang?

Das ÖEHV-Team lässt den Dezember-Break aus und kommt erst im Februar für ein Vier-Nationen-Turnier in Oslo wieder zusammen.

Dort werden - höchstwahrscheinlich im Rahmen des neugeschaffenen European Cup of Nations (die Hintergründe >>>) - drei Spiele gegen Gastgeber Norwegen, Dänemark und Frankreich absolviert.

Es ist zu erwarten, dass Bader dort neben manchem WM-Spieler, der in Landshut nicht Teil der Mannschaft war, auch einige "Herausforderer" sichten will.

Im April startet dann die fünfwöchige Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft 2026 in Zürich.


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