news

Vienna Capitals: "Wir müssen smarter spielen"

Wieder nach Vorsprung verloren! Das sah Coach Barr positiv, daran wird gearbeitet:

Vienna Capitals: Foto: © GEPA

Ausgerechnet im ersten Heimspiel der noch jungen Saison der ICE Hockey League wollten die Vienna Capitals ihren heißersehnten ersten Saisonerfolg feiern. Die Kulisse war mit 4.700 Fans, die nur so nach den Wiener Cracks lechzten, auch geboten. Am Ende des Abends stand den Donaustädtern aber die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.

Wieder schenkte die Mannschaft von Head-Coach Dave Barr eine Zwei-Tore-Führung leichtfertig her, wie auch schon am vergangenen Sonntag in Znojmo wurde das Spiel im letzten Drittel verloren. War es damals noch ein 4:5 nach 3:1 bzw. 4:2-Führung, führte man gegen Fehervar wieder mit 3:1, verlor schlussendlich aber 3:4 (Spielbericht >>>).

Besonders verhängnisvoll gestalteten sich jene drei Strafen, die in den letzten 20 Minuten der Begegnung gezogen wurden. Brody Sutter eröffnete das Unheil mit einer einfachen Haken-Strafe, Istvan Terbocs nützte dies zum Anschlusstreffer.

Als Matt Prapavessis die nächsten zwei Minuten absaß, netzte Alex Petan zum Ausgleich. Und kurz nach Ablauf der letzten Strafe, die wegen zu vielen Spielern auf dem Eis verhängt wurde, traf Anze Kuralt zum vielumjubelten Sieg der Magyaren.

Caps-Doppeltorschütze Nicolai Meyer meinte nach dem Spiel klipp und klar: "Wir müssen smarter spielen!"

Meyer? "Der beste Spieler am heutigen Abend"

Kaum zu stoppen: Doppeltorschütze Nicolai Meyer
Foto: © GEPA

"Wenn du zwei Tore führst, musst du das Spiel einfach halten, die Scheibe tief bringen, draufgehen. Wir haben ihnen Powerplays geschenkt, sie haben begabte Spieler – dann ist es klar, dass sie in Überzahl treffen", führte der Däne seine Gründe für die Niederlage aus. Nachsatz: "Insgesamt haben wir zwei Drittel okay gespielt, im Schlussabschnitt jedoch fast alles falsch gemacht."

Meyer, nach dem vorzeitigen Karriereende von Jordan Caron kurzfristig verpflichtet, drückte dem Spiel der Capitals seinen Stempel auf. So direkt, wie er sich nach dem Spiel gab, präsentierte er sich auch auf dem Eis. Schon nach 1:51 Minuten besorgte der Nationalspieler die Wiener Führung, im zweiten Drittel markierte er das zwischenzeitliche 3:1 in doppelter Überzahl.

Coach Barr war daher voll des Lobes: "Nicolai war überragend. Für mich war er der beste Spieler am heutigen Abend – nicht nur aufgrund seiner zwei Tore. Er war ein 'Difference-Maker'. Jedes Mal, wenn er den Puck hatte, wurden wir gefährlich. Er ist sehr wichtig für uns."

Auf den 28-Jährigen und seine Linemates Corey Tropp sowie Brody Sutter wird zumindest in den kommenden Spielen auch viel Druck lasten, an ihnen hängt quasi die gesamte Offensiv-Leistung der Donaustädter. Barr vertraut seiner Top-Linie zudem in allen Spielsituationen, schickt sie in heiklen Momenten aufs Eis.

Darin sieht der 60-jährige Chefbetreuer der Wiener auch den größten Unterschied zu Fehervar. "Sie haben eine erfahrene Truppe, haben in der vierten Linie Spieler, die schon über 14 Jahre im Profi-Geschäft dabei sind. Das hilft ihnen sehr. Sie können ihre Top-Spieler in Unterzahl schonen, dadurch sind sie im Powerplay frisch."

Genauso wie viele Fans und Medienvertreter in der Halle habe auch der Kanadier das Gefühl gehabt, dass Fehervar in der Schlussphase das letzte Tor erzielen wird.

Viel Positives...

(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Dennoch kann er viel Positives aus der Begegnung ziehen: "Wir haben heute viel gut gemacht. Unsere Penaltykilling-Unit hat über einen Großteil des Spieles eine gute Leistung gezeigt", erklärte Barr. Bei Fehlern seines eigenen Teams sei Fehervar allerdings "sofort zur Stelle gewesen."

Zufrieden zeigte sich Barr auch mit Kickert-Ersatz Bernhard Starkbaum, der "ein super Spiel gemacht, viele Saves gezeigt hat. Er sah wirklich solide aus." Sonst freute sich der charismatische Neo-Coach auch über die Rückkehr von Charlie Dodero, Mario Fischer und Alex Wall - allesamt Leistungsträger in der Capitals-Defensive.

...aber auch viele Problemzonen

Trotz der positiven Dinge erkennt der Kanadier noch viele Problemzonen, die den Wienern auch die Spiele in Znojmo und gegen Fehervar kosteten. "Wir müssen uns noch in vielen Bereichen verbessern. In unserem Aufbauspiel waren zeitweise zu große Abstände zwischen Verteidiger und Stürmer, dadurch kam Fehervar im Gegenstoß leicht in unsere Zone."

An diesen Aspekten des Spiels müsse man noch weiter arbeiten, auch die bessere Ausführung mancher Spielzüge sieht Barr zurzeit als großes Manko. "Das sind Dinge, an denen wir aber täglich arbeiten."

3:1, 3:2, 3:3, 3:4 - Barr: "Es wurde immer leiser"

Schlussendlich sei das Team unglücklich, vor den zahlreich erschienen Fans verloren zu haben. Barr: "Es wäre schön gewesen, wenn wir für die Fans gewonnen hätten. Es wurde immer leiser, als Fehervar ins Spiel zurückkam."

Ich habe so eine Zeit in meiner Karriere noch nicht erlebt.

Capitals-Coach Dave Barr

Meyer pflichtete seinem Coach bei: "Die Atmosphäre war großartig. Jeder war vor dem Spiel aufgeregt, endlich wieder vor Fans zu spielen. Es war wirklich cool, leider konnten wir nicht für sie gewinnen."

Bereits in wenigen Stunden haben die Hauptstädter bereits die nächste Chance, ihren Fans einen Sieg zu schenken. Wenn der HC Innsbruck (Samstag, 19:15 Uhr im LIVE-Ticker) in die Erste Bank Arena kommt, hofft Meyer auch auf eine "konstante Leistung. Dann erzielen wir auch unsere ersten Punkte." Was es zusätzlich braucht?

"So eine Zeit noch nicht erlebt"

"Wir müssen unseren Rost ablegen, werden neue Spieler ins Line-Up bringen", sagte Barr. Die neuen Spieler werden vorwiegend Eigengewächse sein, die tags zuvor noch in der Alps Hockey League für die Silver Vienna Capitals im Einsatz waren. Cracks wie Shawn Lalonde oder Cliff Pu sind in Wien-Kagran nicht mehr zugegen.

Angesprochen darauf, blickte der Trainer mit einem weinenden Auge auf die letzten Tage zurück: "Ich habe so eine Zeit in meiner Karriere noch nicht erlebt. Wir haben in den letzten Wochen gleich drei Spieler verloren, die in unserem Line-Up in den oberen Reihen gespielt hätten. Rücktritt (Caron, Anm.), Olympia (Pu, Anm.) – dann Lalonde, der sich mit der Covid-Situation nicht wohl fühlte. Das sind drei Spieler, die uns sicher fehlen werden."

Das Handtuch will der 60-Jährige ob den turbulenten Zeiten bei den Vienna Capitals aber nicht werfen: "Ich bleibe bestimmt."


Kommentare