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Was überraschte den Experten in der CHL-Ligaphase?

Bernd Freimüller schätzt das Auftreten der ICE-Klubs ein und erklärt, woran der Bewerb auch im neuen Format noch krankt.

Was überraschte den Experten in der CHL-Ligaphase?

Die "Regular Season" der Champions Hockey League ist absolviert.

Mit dem EC Red Bull Salzburg hat einer der drei Vertreter der win2day ICE Hockey League den Aufstieg ins Achtelfinale geschafft, der KAC und der HC Bozen scheiterten hingegen.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat sich die Geschehnisse auch über die beiden österreichischen Klubs hinausgehend angesehen und zieht ein Zwischenresümee:

Erwartete Aufsteiger

16 von 24 Teams steigen auf – da bleibt nicht viel Spielraum für Überraschungen. Storhamar (Norwegen) und Grenoble (Frankreich) sicherten sich zwei Playoff-Plätze, während die DEL-Champions Eisbären Berlin auf der Strecke blieben.

Die Berliner traten im Sommer noch einigermaßen komplett an, zuletzt häuften sich aber die Verletzungen. In der Abschlusstabelle sind sie nun von erwarteten Nicht-Aufsteigern wie Odense (Dänemark), Belfast (EIHL) und Tychy (Polen) umringt.

Das Abschneiden der Top-Ligen

Die finnische Liiga und die schwedische SL blieben unter den Top-Ligen makellos, alle drei Teilnehmer stiegen jeweils auf.

Die Schweiz verlor mit Lausanne einen ihrer vier Teilnehmer, die DEL (Eisbären) und die tschechische Extraliga (Hradec Kralove) jeweils einen von drei.

Das ICE-Abschneiden

Alles wie gehabt: Salzburg hält die Fahnen der ICE in den Playoffs hoch. In den Jahren nach Corona qualifizierten sich die "Roten Bullen" vier von fünf Mal für das Achtelfinale. Das letzte ICE-Team, dem das auch gelang, war ausgerechnet der HC Innsbruck in der Saison 2023/24.

Was Salzburg von den Mitbewerbern Bozen und KAC unterscheidet? Ein wesentlich größerer Kader, denn die "Roten Bullen" konnten nie in Bestbesetzung auftreten, steckten das aber dank ihres Farmteams und Nachverpflichtungen (Brandon Coe) weg.

Dazu kommt noch, dass sie die Reisebelastung doch etwas reduzieren können – wo andere Teams sich mit Linienflügen zu den Auswärtsspielen hangeln müssen, können sie Charter reisen.

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Bozen schlug sich in einer harten Gruppe beachtlich – der größte Coup war sicher der 4:3-Auswärtssieg bei Lukko Rauma. Die Heimspielniederlagen gegen Hradec Kralove (kamen ohne einige Stammspieler) und Ingolstadt (nach 2:0-Führung) verhinderten ein Weiterkommen.

Auch der KAC verabschiedete sich mit sechs Punkten und einem Sieg gegen die Eisbären durchaus ehrenhaft, die 1:4-Heimniederlage gegen Tychy in der letzten Woche war natürlich der Knackpunkt.

Beide Teams müssen aber froh sein, dass der Bewerb für sie vorbei ist, da die Ausfälle überhand nahmen. Bozen verlor zuletzt auch in der ICE den Faden, der KAC konnte nicht einmal mehr vier Sturmlinien aufbieten. Bei beiden Teams hätten die November-Termine wieder Diskussionen bezüglich der Abstellung der Nationalteamspieler ausgelöst.

Der Unterschied zur nationalen Liga

"Wer gegen X (setze Namen des internationalen Spitzenteams ein) gewinnt, darf doch nicht gegen Y (Name des ICE-Nachzüglers) verlieren" - so die üblichen Gegenüberstellungen in Fankreisen. Doch die CHL und die nationalen Ligen sind völlig unterschiedliche Bewerbe, was auch das Abschneiden einiger ausländischer Teams abbildet.

Ilves schloss die CHL-Regular-Season als Erster ab, holte alle 18 möglichen Punkte. In der heimischen Liiga liegen sie dagegen an vorletzter Stelle, punktegleich mit dem ebenso desolaten IFK Helsinki.

Sparta Prag kam als Vierter mit 14 Punkten auch souverän weiter, hat dagegen in der Extraliga so seine Probleme, die auch Coach Pavel Gross bereits den Job kosteten.

Dass Red Bull Salzburg in der ICE am Anfang Punkte liegen lässt, ist mittlerweile gelebte Folklore – nicht, dass die heimische Liga hintangestellt wäre, aber ein paar Punkte auf oder ab im Oktober spielen dort keine große Rolle. Die Konzernkollegen aus München stehen weit schlechter da und können sich nicht einmal auf die CHL-Belastung ausreden.

Reserveteams und Zuschauerzahlen

Ich bin letzte Woche schon mit einem Bauchgrummeln nach Tschechien gereist: KalPa Kuopio und Ilves Tampere waren schon für die CHL-Playoffphase qualifiziert, das roch schon nach Reserveteams. Es kam dann auch wie es kommen musste, beide Teams ließen viele Stammspieler zuhause und nahmen Cracks aus dem Farmteam bzw. Juniorenbereich mit.

Aber auch die jeweiligen Gastgeber pfiffen sich wenig, Hradec Kralove und vor allem Kometa Brno gönnten auch vielen Teamstützen eine Pause. Wie gingen diese Gegenüberstellungen von Netto-Versionen aus? Mit einem Gesamtscore von 10:1 für die Liiga-Teams...

Die Fans sind angesichts solcher Vergleiche auch nicht auf den Kopf gefallen, blieben größtenteils zuhause. Gegenüber den Zuschauerzahlen der jeweiligen Ligaspiele fehlten meist ein Drittel bis die Hälfte, die meisten Zuschauerzahlen lagen um die 3.000 herum. Besonders auffallend in Brünn, wo die Halle sonst meist bis zum Anschlag gefüllt ist.

Die CHL tut sich sowohl im Sommer als auch im Oktober schwer, die Fans anzulocken, stehen doch genügend nationale Spiele an. Das Vorhaben, internationale Klubbewerbe zumindest den nationalen gleichzustellen, gelingt weiter nicht, die CHL ruft höchstens in der Endphase größeres Interesse hervor.

Salzburg ist allerdings auch hier der Gegenbeweis: Das Endspiel gegen die Eisbären – in der Stadt auch großflächig affichiert – sorgte für ein volles Haus. Glück für die "Roten Bullen": Im November steht ein weiterer Vergleich mit der DEL (Ingolstadt) ins Haus...

Auch Bozen kam auf durchaus brauchbare Zuschauerzahlen, die brauchten sie auch: Die drei Auswärtsspiele in Finnland und Schweden stellten reisetechnisch ein Desaster dar, machten das Antreten heuer trotz eines auf 80.000 Euro erhöhten Antrittsgelds wohl zu einem Nullsummenspiel.

Die CHL wäre gut beraten, zumindest bei einem Teil der Paarungen (vor allem im Oktober) Regional-Charakter zu garantieren – zwei Tage vor einem Meisterschaftsspiel mit einer Rumpftruppe quer durch Europa zu fliegen, hilft dem Bewerb sicher nicht weiter...

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