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Fränky Schiemer: "Kein Felix Magath 2"

Ried-Manager über Stellenwert des Cups, Muss-Aufstieg und Pläne in Ried:

Fränky Schiemer: Foto: © GEPA

Zum Abschluss des ÖFB-Cup-Viertelfinals (20:30 Uhr im LIVE-Ticker) gastiert der Tabellenführer der Ersten Liga, die SV Ried, beim Bundesliga-Vierten SK Rapid.

In Bundesliga-Zeiten konnten die Oberösterreicher in 40 Partien keinen einzigen Sieg bei den Grün-Weißen feiern, der einzige Auswärtserfolg gelang 2011 im Cup-Achtelfinale mit 2:1 nach Verlängerung.

In diesem Bewerb haben die Innviertler pikanterweise überhaupt noch nie gegen Rapid verloren, stiegen in allen drei Duellen jeweils auf.

"Das ist wirklich beachtlich. Unsere sonstige Bilanz gegen Rapid, vor allem auswärts, ist ja nicht so rosig, aber Ried ist eben eine Cup-Mannschaft", betont Jung-Manager Fränky Schiemer.

Der 31-Jährige spricht im LAOLA1-Interview über den Stellenwert des Cups für Ried und Österreich, den Muss-Aufstieg der Oberösterreicher in die Bundesliga und sein erstes Jahr in seiner neuen Funktion.

LAOLA1: Thomas Gebauer wird heute bei minus 10 Grad kurzärmlig spielen (Artikel). Sind Sie froh, nicht mehr am Platz stehen zu müssen?

Fränky Schiemer: Gerade dann bin ich eigentlich nicht froh, denn am Platz friert man ja nicht. Das sind genau die Spiele, bei denen man sich dann wieder danach sehnt, Fußballspieler zu sein.

LAOLA1: Zudem machen Sie ja auch als Fußballer mit Skischuhen gute Figur (siehe Video unten).

Schiemer: Und böse Zungen behaupten, ich kann so besser gaberln als ohne Skischuhe (lacht).

LAOLA1: Tatsächlich richtig ist aber: Ried hat noch nie im Cup gegen Rapid verloren.

Schiemer: Ja, das ist wirklich beachtlich. Unsere sonstige Bilanz gegen Rapid, vor allem auswärts, ist ja nicht so rosig, aber Ried ist eine Cup-Mannschaft, die auch schon als eine der wenigen Teams, den Cup öfters gewinnen konnte. Wir haben einen sehr großen Fokus auf dieses Spiel, denn der Bewerb ist für kleinere Mannschaften eine gute Gelegenheit, international zu spielen. Sechs Spiele, sechs Siege und man ist dabei, das macht den Bewerb besonders.

LAOLA1: Welche Bedeutung hat dieses Spiel für Sie? Klingt nicht nach einer Nebensache.

Schiemer: Das ist es für mich ganz und gar nicht. Natürlich hat der Aufstieg in die Bundesliga absolute Priorität, aber das ist meiner Meinung nach einfach eine Kopfsache. Wir stehen im Viertelfinale, wollen ins Halbfinale und auch ins Finale. Wir gehen auch in dieses Spiel, um es zu gewinnen. Leider Gottes hat der Cup etwas an Stellenwert hierzulande verloren, aber ich finde, es ist ein toller Bewerb, mit dem sich die Chance bietet, mit wenigen Spielen einen Titel einzufahren. Es wird auch in Zukunft schwierig werden, dass Ried österreichischer Meister wird. Da sind wir gierig, hier aufzusteigen.

LAOLA1: Warum hat der Cup an Stellenwert verloren?

Schiemer: Es ist eben ein österreichisches Phänomen, dass man nach Deutschland schaut, wo ein enormes Zuschauer-Interesse herrscht und der Pokal einen sehr hohen Stellenwert genießt. Aber in Österreich gibt es jährlich immer wieder Bemühungen, den Wert des Cups zu heben. Im Achtelfinale gab es das Wiener Derby und das OÖ-Derby. Solche Partien tun dem Bewerb sicherlich gut. Vielleicht gibt es ja im Zuge der Ligareform ab nächster Saison Möglichkeiten im Free TV, die jetzt noch nicht richtig genutzt wurden. Grundsätzlich muss wahrscheinlich der finanzielle Anreiz für die Vereine etwas höher werden, um schon in den ersten Runden die besten Spieler der Spitzenmannschaften zu sehen und keine B-Mannschaften.

LAOLA1: Ried ist mit einem 1:1 gegen den FAC ins Frühjahr gestartet. Wie bewerten Sie den Auftakt?

Schiemer: Der ist sicher ausbaufähig. Auf den ersten Blick war das Spiel nichts, aber ich habe es mir dann noch einmal angesehen und da waren dann auch Dinge zu sehen, die nicht so schlecht waren. Wir hätten die Partie frühzeitig entscheiden können, aber der FAC hat das gut gemacht. Wir können sicher besser spielen und haben sehr schnell die Gelegenheit, das auch zu zeigen.

LAOLA1: Wie ist allgemein Ihr Eindruck nach der Vorbereitung?

Schiemer: Wir haben alle ein gutes Gefühl, weil wir eine sehr gute Vorbereitung mit guten Freundschaftsspielen hatten, wenngleich man hier immer vorsichtig sein muss. Ich mache mir nach dem ersten Spiel aber überhaupt keine Sorgen, dass wir unsere Ziele nicht erreichen.

Wie ich gekommen bin, war Patrick Möschl der letzte Spieler aus der Region, der den Sprung zu den Profis schaffte und das war auch schon wieder einige Jahre her. Die Region lechzt nach solchen Spielern.

LAOLA1: Ist der Aufstieg in dieser Saison schlichtweg ein Muss?

Schiemer: Etwas zu müssen, das nimmt keiner gern in den Mund. Aber nach dem Abstieg war sofort klar, dass wir in die Zukunft schauen und eine Mannschaft zusammenstellen wollen, die gleich wieder aufsteigt. Wir haben die Chance genützt und uns neu aufgestellt. Am Anfang war es nicht einfach, aber ein Abstieg bietet auch die Chance für einen Umbruch und diese haben wir gut genützt. Schlussendlich wollen wir die Lorbeeren ernten und wir werden auch aufsteigen, davon bin ich überzeugt. Wir müssen nur unsere Qualitäten zu 100 Prozent auf den Platz bringen, denn die anderen schlafen auch nicht, Wiener Neustadt und Wacker haben sich etwa im Winter auch noch einmal verstärkt und dass Hartberg ein unangenehmer Gegner ist, wissen wir.

LAOLA1: Wie blicken Sie auf Ihr erstes Jahr als Manager zurück?

Schiemer: Es war ein sehr turbulentes Jahr, in dem ich sehr viel erlebt habe. Es war auch eine sehr schwierige Zeit, aber man lernt mehr, wenn man gefordert ist. Erst bei Misserfolg zeigt sich, wie ein Verein aufgestellt ist. Da habe ich auf alle Fälle meine Schlüsse gezogen. Bei einem Abstieg bietet sich natürlich auch eher die Gelegenheit, mehr zu verändern. Da befinden wir uns in einem Prozess.

LAOLA1: Wo haben Sie besonders den Hebel angesetzt?

Schiemer: Es gab viele Kleinigkeiten, aber ein großes Thema war und ist die Perspektive für Nachwuchsspieler. Wie ich gekommen bin, war Patrick Möschl der letzte Spieler, der den Sprung zu den Profis schaffte und das war auch schon wieder einige Jahre her. Die Region lechzt nach solchen Spielern. Ich habe hier versucht, einiges zu verändern. Nicht nur, was die Akademie betrifft, sondern ich habe auch die zweite Mannschaft zurück zum Verein geholt, die zuvor in einer Spielvereinigung eingegliedert war. Wir wollen unsere Idee vom Fußball in den gesamten Verein implementieren und da merke ich schon, dass es sehr gut läuft, wie auch die Nachwuchs-Teams zeigen. Natürlich haben wir noch viele Punkte zu verbessern.

LAOLA1: Bei den Profis haben Sie in Ihrem ersten Jahr rund 20 neue Spieler geholt.

Schiemer: Ich will nicht als "Felix Magath 2" in die Geschichte eingehen (lacht), sondern schon auf Kontinuität setzen. Wir haben hier sicher viel verändert, aber das ist uns gut gelungen. Wir haben schon Stützen im Team und bei einem Aufstieg wollen wir auch nicht viel am Kader verändern. Ich denke, es wird ein Vorteil sein, wenn man schon eingespielt ist. Ziel wird es in Zukunft auch immer wieder sein, den einen oder anderen Spieler zu verkaufen. Wir wollen Spieler besser machen und sie dann auch teurer weiterverkaufen. Das ist Teil unserer Ausbildung.

LAOLA1: Seifedin Chabbi stand kurz vor einem Wechsel zu Midtylland. Warum hat es nicht geklappt?

Schiemer: Wir haben unser Okay gegeben, warum es dann nicht geklappt hat, das müssen Sie den Spieler oder den Berater fragen. Unsere finanzielle Grenze war erreicht und ab einem gewissen Preis können wir Spieler auch nicht mehr halten. Aber schlussendlich sind wir froh, den besten Stürmer in der Sky Go Ersten Liga bei uns zu haben. Er will mit uns den Sprung in die Bundesliga schaffen. Das ist eine Win-Win-Situation.

LAOLA1: Wie lauten die Ziele bei einem Aufstieg? Kann gar der LASK als Vorbild dienen?

Schiemer: Unser oberösterreichischer Konkurrent zeigt aktuell sicher vor, wie es gehen könnte. Auch wir wollen aufsteigen und dann nicht um den letzten Platz spielen, sondern auch in fünf Jahren im oberen Playoff der ersten Sechs zwei oder drei Mal dabei sein. Das ist ambitioniert, aber schaffbar. Bis dahin gibt es aber sportlich noch viel zu tun für uns. Infrastrukturell sind wir aber schon unter den besten Sechs, was Trainingszentrum und Stadion betrifft, da sind wir wirklich mehr als Bundesliga-tauglich.

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