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Cupsieg Sturms: Churchill, Lindwurm und Lignano

Die magische Nacht des SK Sturm. Momente und Emotionen des Cup-Triumphs:

Cupsieg Sturms: Churchill, Lindwurm und Lignano Foto: © GEPA

"Das war eine magische Nacht!"

Lukas Spendlhofer drückte aus, was wohl jedes Mitglied der Sturm-Familie nach dem 1:0-Erfolg im Cupfinale gegen den FC Red Bull Salzburg fühlte.

Es war ein intensiver Fußball-Abend voller Momente und Emotionen. Und in noch einem Punkt waren sich zumindest im schwarz-weißen Lager alle einig:

"Vor dieser Kulisse hat es nur einen Sieger geben dürfen, und das waren Gott sei Dank wir", meinte Peter Zulj.

Ansonsten konnte man durchaus unterschiedliche Zugänge erleben, das Geschehene einzuordnen.

Von Churchill bis zum Lindwurm

Etwa den intellektuell-philosophischen von Trainer Heiko Vogel: "Ich habe den Jungs vor dem Spiel Winston Churchill mit auf den Weg gegeben. Das ist ein ähnlicher Typ wie ich, auch rothaarig und kein Adonis. Für mich war er einer der bedeutendsten Männer im zweiten Weltkrieg und ganz entscheidend dafür, dass die richtige Seite gewonnen hat. In einer berühmten Rede hat er gemeint: 'You ask, what is our aim? I can anwser in one word: Victory!'"

Oder den augenzwinkernd-besorgten Zugang von Jakob Jantscher: "Ich habe ein bisschen Angst, dass Lukas Spendlhofer den Lindwurm attackieren wird. Deswegen hat er mich schon den ganzen Tag vollgesudert. Ich hoffe, der Lindwurm muss nicht dran glauben."

"Ein unglaubliches Gefühl, so etwas habe ich noch nie erreicht. Bis jetzt war ich nur Landesmeister im Stockschießen in Niederösterreich."

Lukas Spendlhofer

Und besagter Spendlhofer war wie auf dem Feld auch abseits davon zu allem entschlossen: "Rausch wird das keiner, das wird ein Delirium bei mir. Das gehört gefeiert! Da kann mir auch keiner etwas sagen. Das ist uninteressant, wer sich da in den Weg stellt."

Wie der Innenverteidiger überhaupt eine recht amüsante Gesprächsrunde mit den Medienvertretern hinlegte, in welcher auch sein Zimmerkollege Jakob Jantscher dran glauben musste, dessen Verkauf er - natürlich spaßhalber - anregte, um eine Chance auf den Meistertitel 2019 zu haben.

Spendlhofer: Zwischen Stockschießen und Lignano

Dass sich der 24-Jährige auf eine intensivere Party als so mancher Kollege einstellte, lag womöglich an zwei Gründen. Erstens: Spendlhofer hat endlich erstmals in seinem Leben etwas Wichtiges gewonnen: "Ein unglaubliches Gefühl, so etwas habe ich noch nie erreicht. Bis jetzt war ich nur Landesmeister im Stockschießen in Niederösterreich, das war es aber auch schon."

Zweitens hatte er partytechnisch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil gegenüber seinen Mitstreitern. Er ist für das wichtige Bundesliga-Duell mit dem LASK am Samstag gesperrt und vergaß auch nicht, das eine oder andere Mal darauf hinzuweisen.

Zum Beispiel als er die Zeugenaussage von Stefan Hierländer, wonach er der beste Feierant im Kader ist, bestätigte: "Da hat er recht. Ich bin jedoch auch schon ein bisschen älter geworden. Vor zwei, drei Jahren war ich wirklich ganz weit vorne, jetzt haben die anderen schon ein bisschen aufgeschlossen. Ich weiß nicht, ob es gut oder schlecht ist, aber ich bin am Samstag gesperrt, also muss ich ehrlich sagen, dass ich wirklich nichts versprechen kann."

Im Hinterkopf wäre gewesen, mit dem Pokal auf einen Abstecher nach Lignano zu düsen: "Das haben wir uns am Nachmittag vor dem Spiel gesagt: Wenn wir was reißen, fahren wir nach dem Spiel nach Lignano, trainieren unten eine lockere Einheit, gehen ein bisschen die Promenade auf und ab und schauen, was passiert, dann kommen wir wieder zurück. Die Jungs tun mir ein bisschen Leid. Ich bin gesperrt, was soll ich tun? Ein bisschen feiern gehört dazu."

Für Vogel war es ein "perfektes Spiel"

Bei aller Schmähtreiberei, die im Übermut des Sieges dazugehört, kamen natürlich auch ernsthafte Töne. Und ernsthaft stolz waren die Steirer naturgemäß auf ihre Leistung sowie auf die grandiose Performance des Sturm-Anhangs.

"Der Trainer hat uns taktisch überragend eingestellt und wir haben taktisch alles richtig gemacht. Alle Attribute, die man dazu braucht, hat jeder in sich getragen und das Sturm-Herz aufblühen lassen", jubelte Spendlhofer.

Besagter Coach wiederum sprach vom "perfekten Spiel", das seine Elf über 120 Minuten hingelegt hat: "Wir waren nicht nur phasenweise sondern über die gesamte Strecke die klar bessere Mannschaft und haben es geschafft, dass wir gegen eine sehr spielstarke Salzburger Mannschaft sämtliche Angriffe unterbunden haben, sie haben überhaupt keinen Zugriff bekommen. Wir waren in den Zweikämpfen wesentlich griffiger und haben somit Salzburgs Spiel über 120 Minuten komplett unterdrückt."

Einzig die Chancenverwertung beziehungsweise die Leistung von Salzburg-Goalie Cican Stanovic ließ ihn ein wenig verzweifeln, aber letztlich wurde der Matchplan belohnt: "Wir wollten Salzburg früh am Spielaufbau hindern, die Räume zustellen und ihre Schlüsselspieler aus dem Spiel nehmen. Das ist uns mit Bravour gelungen."

Zuljs Versprechen eingelöst

Und womöglich gelang es dem Deutschen auch, die "Bullen" mit seiner Aufstellungsvariante bei der 1:4-Niederlage am Sonntag ein wenig in die Irre zu führen. Denn diese Pleite brachte Vogel nicht lange ins Grübeln: "Ehrlich gesagt habe ich gar nicht getüftelt, weil ich gewusst habe, was ich im Finale mache. Das habe ich schon letzte Woche gewusst."

"Ich glaube, die Jungs haben gar nicht gewusst, was sie mit dem Cup-Halbfinale gegen Rapid erreicht haben. Ich habe immer wieder gesagt, die werden sich wundern, wenn sie nach Klagenfurt kommen und 25.000 Grazer sehen."

Jakob Jantscher

Gewusst, dass Sturm in Klagenfurt als Sieger vom Platz gehen würde, hat auch Zulj, der den Cupsieg unmittelbar nach Schlusspfiff am Sonntag versprach und sich nun entsprechend bestätigt fühlt: "Ich weiß, am Sonntag haben einige zu mir gesagt, ich fantasiere ein bisschen, aber dieser Sieg war hoch verdient."

Nicht aus dem Schwärmen heraus kam man im Sturm-Lager über die Unterstützung von den Rängen. In diesem Punkt fühlte sich wiederum Jantscher bestätigt, der dies beim Cupsieg 2010 in Klagenfurt schon einmal miterlebt hatte:

"Ich glaube, die Jungs haben gar nicht gewusst, was sie mit dem Cup-Halbfinale gegen Rapid erreicht haben. Ich habe immer wieder gesagt, die werden sich wundern, wenn sie nach Klagenfurt kommen und 25.000 Grazer sehen."

Jauk: "Unbeschreiblich, einmalig, gigantisch"

Jeder Spieler hätte diese Unterstützung verinnerlicht: "Deswegen haben wir gewonnen, und das nicht glücklich, sondern verdient, und das zeugt von Qualität, Mentalität und Willenskraft, die wir an den Tag gelegt haben. Es ist etwas ganz Besonderes, dass wir gegen Red Bull Salzburg den Titel gewonnen haben."

Die Qualität des Kontrahenten machte diesen vereinshistorischen Erfolg auch für Präsident Christian Jauk, der von einem der glücklichsten Tage seines Lebens sprach, umso spezieller:

"Ich bin sprachlos, in der Geschichte war das einer der größten Siege im Cup. Wir waren der klare Underdog, das sieht man im Budget-Vergleich. Die Jungs auf dem Spielfeld und 25.000 Fans mit so viel Herz, Leidenschaft und Energie zu erleben, ist einfach unbeschreiblich, einmalig und gigantisch. Als Präsident muss man immer erster Optimist sein, aber diese Überlegenheit über 120 Minuten hat mich extrem überrascht."

Die Rache des Heiko Vogel

Der Stellenwert dieser Trophäe für den SK Sturm ist jedenfalls immens, wie auch Vogel verdeutlicht: "Die Bedeutung dieses Titels hat die Völkerwanderung gezeigt. Die Grazer haben dieses Cup-Finale zu einem absolut dominanten Heimspiel gemacht. Die Stimmung war furios. Deswegen freue ich mich, dass wir das mit dem Titel zurückgeben konnten. Ein Titel ist immer etwas Besonderes."

Dass Trainer nach solchen Titelgewinnen meist dran glauben müssen und mit einer Bierdusche bedacht werden, weiß Vogel. Das hindert ihn jedoch nicht daran, Revanche-Gelüste zu hegen: "Es waren mehrere Spieler, ich weiß auch, wer es war, und ich werde mich zu gegebener Zeit rächen."

Man darf auch gespannt sein, wie der 42-Jährige diesbezüglich seine Taktik anlegen wird.

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