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FC Brinje: Ein slowenischer Zweitligist im Hype

Forza Brinje! Forza wer? LAOLA1 hat sich angesehen, wie aus einem gewöhnlichen Zweitligisten aus Slowenien der neue Lieblingsklub einer "Twitter-Blase" wurde.

FC Brinje: Ein slowenischer Zweitligist im Hype

In der Serie "Das Tor zur Welt" nehmen wir internationale Fußball-Klubs und ihre Geschichten genau unter die Lupe. Wir beleuchten die Hintergründe, die in der schnellen, täglichen Berichterstattung gerne untergehen.

Von Olympique Lyon über Europas größten Fußballklub IF Brommapojkarna, den Fan-Verein CS Lebowski bis hin zum belgischen Überflieger Saint-Gilloise haben wir schon einige Klubs portraitiert. Hier kannst du alle nachlesen >>>

In dieser Ausgabe geht es um den auf "X" (vorm. Twitter) gehypten FC Brinje aus Slowenien.


Das Internet ist ein faszinierender Ort. Es würde den Rahmen sprengen, auf seine Tiefen und Untiefen einzugehen. Denn im Konkreten behandelt dieser Text einen nur winzigen Teil des "World Wide Web", nämlich die deutschsprachige "Fußball-Twitter-Blase".

Heutzutage gehen Sportfans nicht mehr nur am Wochenende in Stadien oder Arenen, um den eigenen Verein anzufeuern. Die Liebe zum Klub wird auch in den sozialen Medien zur Schau gestellt. Und dieser Logik folgend wird verfeindeten Teams und Fanlagern eine tiefe Abneigung zuteil.

"Freibier für Sie!"

Ende Oktober diesen Jahres hatte der User "Made" jedoch eine Idee: "Kann sich die österreichische Buli-Bubble zusammentun und gemeinsam irgendeinen random Verein im Ausland supporten?", warf der Twitter-User, dessen Profilbild Cristiano Ronaldo im Trikot des FK Austria Wien zeigt, als Vorschlag in den digitalen Raum.

Es folgte eine rege Diskussion, ehe der User "Zlatansson" den Twitter-Account des FC Brinje markierte. Der slowenische Zweitligist antwortete prompt: "Willkommen! Am Donnerstag spielen wir ein Pokalspiel mit big Olimpija Ljubljana. Freibier für Sie!"

Das Aufeinandertreffen mit dem amtierenden slowenischen Meister war zwar im Elfmeterschießen verloren gegangen, die Geschichte nahm dennoch ihren Lauf.

Mittlerweile sind unter so gut wie jedem Post, das der FC Brinje absetzt, Anfeuerungen aus dem Ausland zu lesen. Der eine oder andere User hat sich bereits mit Fanartikeln des Klubs eingedeckt. Die Gründung eines Fanclubs stand im Raum. Reisepläne waren schnell geschmiedet.

LAOLA1 ist auf die Geschichte aufmerksam geworden und wollte mehr über den FC Brinje wissen sowie erfahren, wie der plötzliche Fan-Zuwachs im Verein ankommt.

Goran Markovic, Cheftrainer des FC Brinje
Foto: © FC Brinje

Ein besonderes Schmankerl

Dafür hat LAOLA1 mit Sime Dmitrovic gesprochen. Dmitrovic ist Marketingleiter des FC Brinje und zugleich für den Twitter-Account des Klubs verantwortlich. Die weiteren Social-Media-Kanäle werden von der PR-Abteilung betreut.

Der 43-Jährige pflegt von Beginn an einen regen Austausch mit der neu dazugewonnen Community. Da er Grundkenntnisse in Deutsch besitzt, kann er auf die eine oder andere Frage direkt antworten. Sonst ist eine Übersetzungssoftware im Einsatz. "Sie freuen sich sehr, dass wir mit ihnen kommunizieren", sagt Dmitrovic.

Ein besonderes Schmankerl für die neuen Fans gab es nach dem letzten Spiel der Herbstsaison. Die Partie gegen ND Primorje endete 1:1. Torschütze Aleks Stojakovic und Trainer Goran Markovic analysierten die Partie in kurzen Videos, die mit deutschen Untertiteln versehen worden waren.

Das freute die User, die die Brinje-Partien in kostenlosen Livestreams auf YouTube verfolgen können, ungemein.

Klare Philosophie, klare Regeln

Die Geschichte des Nogometni klub Brinje (zu Deutsch: Fußballklub Brinje) ist noch gar nicht so alt und weist Parallelen mit der Historie des einen oder anderen heimischen Fußballklubs auf. Der Verein wurde im Jahr 2003 gegründet und gilt als Nachfolger des NK Grosuplje. Grosuplje ist eine 7.000-Einwohner-Stadt südöstlich der Hauptstadt Ljubljana und die Heimat des FC Brinje.

"NK Grosuplje hatte finanzielle Probleme und musste zusperren. Dann wurde der FC Brinje gegründet", schildert Dmitrovic. Der Klub musste folglich in der fünften und damit untersten slowenischen Leistungsstufe starten. Mittlerweile spielt der FC Brinje die zweite Saison in der zweiten Liga. Den Heimspielen wohnen im Durchschnitt 700 Zuschauer bei.

Der Klub hat eine klare Philosophie, setzt auf die Jugendarbeit. "Bei uns spielen mehr als 450 Kinder, so viele Spieler hat in Slowenien sonst keiner", erzählt Dmitrovic. Der Grund: "Die Stadt Grosuplje verlangt, dass wir alle Kinder, die Fußball spielen möchten, bis zum Abschluss der Volksschule bei uns aufnehmen. Aus diesem Grund haben wir insgesamt 22 Mannschaften im Klub."

Die U19 des FC Brinje spielt in ihrer Altersklasse in der höchsten Liga und belegt in dieser Saison nach 15 Partien Rang vier in der Tabelle.

Das Wappen des FC Brinje
Foto: © FC Brinje

Das Durchschnittsalter in der ersten Mannschaft ist niedrig. Laut "transfermarkt.at" liegt dieses bei lediglich 21,6 Jahren. Ganz allgemein bekommen in der zweitklassigen "Druga Liga", an der 16 Teams teilnehmen, vor allem junge Spieler die Chance, auf sich aufmerksam zu machen. Das ligaweite Durchschnittsalter liegt bei 22,6 Jahren. Die Kicker der österreichischen Admiral 2. Liga sind im Durchschnitt 23,1 Jahre alt.

Mit dem FC Borke hat der FC Brinje sogar ein Frauenteam, das sich aus den Müttern, Ehefrauen und Freundinnen der Männer und Burschen zusammensetzt. "Sie spielen aber in keiner offiziellen Liga, sondern nur Freundschaftsspiele", so Dmitrovic.

Bei so vielen Personen in und rund um den Klub braucht es Regeln. Auf seiner Webseite erklärt der Zweitligist mittels "Fußball-Etikette", wie sich Spieler und Eltern auf und neben dem Platz zu verhalten haben.

"Man Brinje den Spieltermin"

Die neue Fan-Unterstützung aus dem Ausland finden im Klub alle "großartig". Dmitrovic betrachtetet das Ganze als ein "sehr aufregendes soziales Experiment. Sie (die Fans, Anm.) haben alles über unseren Klub herausgefunden. Sie haben zum Beispiel den Webshop entdeckt und bereits eine Menge Fanartikel bestellt", verrät der Marketingverantwortliche.

"Wir sind positiv überrascht und haben bereits Pläne für die Zukunft", sagt der 43-Jährige. In der zweiten Saisonhälfte im nächsten Jahr soll es rund um ein Heimspiel ein Event geben, zu dem die Fans eingeladen sind. Der Klub würde die Unterbringung in einem Hotel in Grosuplje zu einem Sonderpreis organisieren. "Wir würden uns gerne mit den Fans treffen, auch die Spieler könnten sie kennenlernen."

Was die Besucher freuen dürfte: Der FC Brinje ist der einzige Klub in der zweiten slowenischen Liga, der für seine Spiele keinen Eintritt verlangt. Das Bier kostet drei Euro.

Darüber hinaus bemühe sich der Klub im Moment darum, in der Winterpause ein oder zwei Freundschaftsspiele in Österreich zu absolvieren. Diesbezüglich hat sich der FK Austria Wien bereits auf Twitter zu Wort gemeldet: "Frei nach Michi Häupl: Man Brinje den Spieltermin", schrieb der Klub.

"Wir würden liebend gerne gegen Austria Wien spielen", zeigt sich Dmitrovic erfreut. Die Gespräche laufen.

Die Spielstätte des FC Brinje
Foto: © FC Brinje

Brinje will hoch hinaus

Im Moment ist der FC Brinje auf der Suche nach strategischen Partnern in Österreich. "Im nächsten Jahr wird unser Stadion saniert. Wenn es fertiggestellt ist, wollen wir den Aufstieg in die erste Liga in Angriff nehmen", so Dmitrovic.

Nach der ersten Halbsaison liegt der Klub aus Grosuplje auf dem siebenten Tabellenplatz. "Wir sind sehr zufrieden mit der ersten Saisonhälfte. Man muss wissen, dass wir eines der niedrigsten Budgets in der zweiten Liga haben. Unser Hauptziel vor Saisonbeginn war, nicht in die Abstiegszone zu rutschen. Wir sind also sehr froh, wie wir in die neue Spielzeit gestartet sind und wollen nun in dieser Position bleiben bzw. uns vielleicht um zwei, drei Ränge verbessern. Unser Sportdirektor (Tine Zupan, Anm.) und unser Cheftrainer machen eine großartige Arbeit, wir sind wirklich stolz."

Doch nicht nur der Sportchef sowie der Coach erhalten ein besonderes Lob. Dmitrovic will Präsident Andraz Zrnec nicht unerwähnt lassen. "Die gute Arbeit der letzten fünf Jahre wäre ohne ihn nicht möglich gewesen."

Es dürfte sich lohnen, den Klub in Zukunft weiterhin zu verfolgen. "Wir haben in diesem Jahr noch eine kleine Überraschung für unsere Fans", lässt Dmitrovic am Ende des Gesprächs mit LAOLA1 ausrichten.

Das Tor zur Welt - alle Episoden:

#1 Nottingham Forest

#2 AC Monza

#3 FC Vaduz

#4 FC Torino

#5 Hapoel Be'er Sheva

#6 FC Andorra

#7 Dinamo Zagreb

#8 Argentinien

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#10 Katar

#11 Australien

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#16 FC Südtirol

#17 SSV Ulm

#18 Olympique Lyon

#19 Luton Town

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#23 IF Brommapojkarna

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#25 Union Saint-Gilloise

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