Oliver Glasner ist Trainer des Jahres.
Wenige Minuten vor der Auszeichnung auf der Sporthilfe Gala spricht LAOLA1 auf dem Roten Teppich mit dem Erfolgsmann von Crystal Palace.
Wie ist es um das persönliche Befinden nach so einer Erfolgsserie bestellt, auch wenn nun die erste Niederlage nach 19 Spielen eingesteckt werden musste? Und wenn der eigene Name immer in Verbindung mit den größten Vereinen Europas gebracht wird?
LAOLA1: Hätten Sie beim Antritt bei Crystal Palace jemals daran gedacht, dass sie solch ein Potenzial im Klub finden und herausholen könnten?
Oliver Glasner: Ganz ehrlich - nein. Ich wusste, dass Potenzial im Verein ist, aber dass wir wirklich den FA Cup und das Community Shield gewinnen und so viel Positives auf den Weg bringen, ist mehr, als ich erwartet habe. Auf der anderen Seite denke ich mir immer noch, dass wir nicht am Ende der Fahnenstange sind.
LAOLA1: Das Trainerleben ist oft unangenehm. Wie fühlt es sich umgekehrt an, wenn man von den Fans schon als kleine Vereinslegende verehrt wird?
Glasner: Darüber mache ich mir relativ wenige Gedanken. Denn wenn ich letztes Jahr hier gestanden wäre, hätte die Frage gelautet, wie lange ich noch Trainer sein werde, weil wir acht Spiele nicht gewinnen konnten. Also habe ich aufgehört, mich zu sehr mit der Stimmung zu beschäftigen, denn dann findest du keinen Schlaf mehr, wenn du alles an dich heranlässt. Zumal nicht alles, was berichtet wird, immer den Tatsachen entspricht. Das macht dich nur verrückt. Deswegen genieße ich es, im Verein mit den Verantwortlichen und Spielern zusammenzuarbeiten, mit meinen Betreuern eine gute Zeit zu haben. Aber natürlich ist das Leben angenehmer so. Und das wird meine Familie bestätigen: Denn wenn wir verlieren, bin ich auch oft nicht der beste Gesprächspartner.
"Als Trainer und Spieler wünscht du dir immer den maximalen Erfolg - und das ist Weltmeister zu werden und die Champions League zu gewinnen."
LAOLA1: Es gab in den letzten Monaten auch Schlagzeilen, dass die Zusammenarbeit mit der Vereinsführung nicht immer von Harmonie geprägt ist. Mit Erfolgsläufen müsste sich ein gutes Fundament bauen lassen, damit Sie in Zukunft manchen Wunsch einfacher erfüllt bekommen könnten?
Glasner: Ich weiß nicht, wer in einer Beziehung lebt, die immer nur von Harmonie geprägt ist. Ich habe das noch nicht erlebt. Und das ist im Beruflichen wie im Privaten so. Es ist ganz normal, dass man manchmal unterschiedliche Anschauungen hat, dann diskutiert man darüber und versucht das Beste für eine Beziehung, für einen Verein, für den Arbeitgeber herauszuholen. Es ist nicht so, dass wir in der Früh zusammenkommen und jeder sagt: "Genau das habe ich mir auch gedacht, stimmt!". Aber das Schöne ist: Es hat wirklich nie einen Zwist gegeben, dass alle das Gleiche wollen: Nämlich erfolgreich Fußball zu spielen. Das haben wir immer als unsere gemeinsame Headline gesehen.
LAOLA1: Es muss persönlich gut tun, wenn der eigene Name nun regelmäßig mit den größten Vereinen der Welt in Verbindung gebracht werden. Überhaupt für einen Trainer aus einem kleineren Fußball-Land.
Glasner: Wie gesagt, ich versuche das im Erfolgs- wie im Misserfolgs-Fall gleichermaßen von mir wegzuhalten, auch aus Selbstschutz. Ich habe mir vor ein paar Jahren angewöhnt, im Hier und Jetzt zu leben und das zu genießen. Es ist einfach schöner, wenn du 19 Spiele nicht verlierst, als wenn du 19 Spiele nicht gewinnst. Dann ist die Stimmung morgens am Trainingsgelände einfach besser, es ist alles einfacher. Ich bin deswegen nicht weniger ehrgeizig, nicht weniger fordernd und genauso angefressen, wenn wir verlieren, so wie jetzt. Auch wenn es die erste Niederlage seit sechs Monaten war: Ich bin einer der schlechtesten Verlierer auf der Welt, da ärger ich mich heute noch drüber.
LAOLA1: Auch, wenn Sie im Hier und Jetzt leben, gibt es bestimmt noch Träume, die offen stehen?
Glasner: Eigentlich habe ich alles übertroffen, was ich jemals geglaubt habe zu erreichen. Als Trainer und Spieler wünschst du dir immer den maximalen Erfolg - und das ist Weltmeister zu werden und die Champions League zu gewinnen. Ob ich das jemals erreichen werde, weiß ich nicht. Aber das habe ich mir schon als Spieler gewünscht - und da hat es nicht einmal zum österreichischen Meister gereicht.