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Offensiver Power-Fußball: So tickt Bayern-Coach Kompany

Einst als Spieler Weltklasse gewesen, ist der Belgier nun neuer Cheftrainer beim FC Bayern München. Was man sich an der Säbener Straße erwarten darf.

Offensiver Power-Fußball: So tickt Bayern-Coach Kompany Foto: © getty

Der FC Bayern München hat Vincent Kompany als neuen Trainer installiert (Alle Infos>>>).

Als Spieler war der Belgier sehr erfolgreich, holte als langjähriger Kapitän von Manchester City unzählige Titel. Nun möchte er auch als Trainer an diese Erfolge anknüpfen.

Mit dem FC Bayern München bietet sich dafür die ideale Adresse. Aber: In jüngster Vergangenheit strauchelte der einstige Serienmeister und blieb in der abgelaufenen Spielzeit erstmals seit 2012 titellos. 

LAOLA1 stellt euch den Trainer Vincent Kompany näher vor.

Österreicher Kapitän bei Kompany-Debüt

Seine Anfänge machte der Belgier als Spielertrainer des RSC Anderlecht. Gemeinsam mit dem Waliser Simon Davies, der zu dem Zeitpunkt Cheftrainer war, zog er die Fäden in der Mannschaft.

Am 28. Juli 2019 gab Kompany sein Debüt gegen KV Oostende, das Spiel ging mit 1:2 verloren. Wie gewohnt lief der Ex-City-Star in der Innenverteidigung auf. Vor ihm wirkte ein Österreicher mit: Peter Zulj war im defensiven Mittelfeld gesetzt und führte die Mannschaft sogar als Kapitän an.

Namhafte Spieler wie Jeremy Doku oder Samir Nasri gehörten ebenso dem Team an.

Peter Zulj im Trikot des RSC Anderlecht
Foto: © GEPA

Anderlecht legte in der Folge einen klassischen Fehlstart hin, erst am 6. Spieltag bejubelte Kompany mit einem 1:0 über Standard Lüttich seinen ersten Sieg als Trainer. Jedoch löste Kompanys Traineranstellung ein kleines Problem aus.

Denn er besaß zu dem Zeitpunkt noch keine Trainer-Lizenz. Um in der belgischen Liga als Coach arbeiten zu dürfen, ist eine UEFA-Pro-Lizenz verpflichtend. Deswegen sah sich der belgische Fußballverband dazu gezwungen, den RSC Anderlecht mit einer Geldstrafe von 5.000 Euro zu belegen. 

Mitte Oktober wurde Frank Vercauteren als Cheftrainer der Violett-Weißen engagiert. Unter ihm reichte es in der Jupiler League nur zu Platz acht. Mit Ende der Saison beendete Kompany seine Spielerkarriere.

Schließlich stieg der Belgier 2020/21 zum Cheftrainer von RSC Anderlecht auf, bleibt aber weiterhin ohne Trainer-Lizenz.

Zweitklassigkeit statt Europacup

Kompany konnte trotz fehlender Linzenz beruhigt in seine erste Saison als Cheftrainer gehen. Da er sich für den UEFA-Pro-Lizenz-Kurs angemeldet hatte, musste Anderlecht keine weiteren Konsequenzen befürchten.

Seine Auftaktsaison an der Seitenlinie verlief durchaus erfolgreich. Anderlecht wurde in der Liga Vierter und qualifizierte sich für das internationale Geschäft. Jedoch verpasste der Klub in der Folgesaison den Sprung in die Gruppenphase der UEFA Conference League. In den Playoffs kam gegen Vitesse Arnheim das Aus.

In der Jupiler League machte der Verein unter Vincent Kompany weitere Fortschritte, wurde hinter Meister Brügge und Royale Union St. Gilloise Dritter. Es war die letzte Saison von Kompany bei Anderlecht.

Kompany führte Burnley in die Premier League
Foto: © getty

Statt mit den Belgiern international anzugreifen, wagte er den Schritt nach England. Jedoch ging es nicht in die Premier League, sondern eine Stufe drunter.

Der FC Burnley sicherte sich seine Dienste. Kompany trat ein schweres Erbe an: Zuvor war Sean Dyche zehn Jahre lang Coach der "Clarets". Mit 425 Spielen ist Dyche Rekordtrainer von Burnley.

Der Verein war nach sechs Jahren wieder in die zweitklassige Championship abgestiegen. Mit Kompany sollte frischer Wind in die Mannschaft gebracht werden. Und auch der Belgier betrachtete die Anstellung an der Turf Moor als die ideale Chance für seine Weiterentwicklung als Chefcoach.

Er schlug unter anderem Angebote von Borussia Mönchengladbach aus, da er in Burnley eine "unglaubliche Zukunft" sah.

Gependelt zwischen England und Belgien

Dieser Schritt erwies sich als absoluter Goldgriff für beide Parteien.

Im Gegensatz zu Dyche war das Spiel unter der Leitung von Kompany offensiv ausgerichtet. Als früherer Guardiola-Schüler, unter dem er bei Manchester City spielte, legte er viel Wert auf Ballbesitz. Die bevorzugte Formation ist das 4-2-3-1, gepaart mit hohem Pressing und dominantem Fußball.

Innerhalb kürzester Zeit schaffte es der Belgier, dieses System in die Mannschaft zu implementieren. Dazu war auch das passende Spielermaterial nötig.

Dieses stellte der FC Burnley seinem Coach zu Verfügung. Unter anderem wurden aufstrebende Spieler wie Nathan Tella oder Ian Maatsen geholt. Tella war mit 17 Liga-Toren sogar bester Torschütze. Während die "Clarets" von Sieg zu Sieg marschierten, pendelte der Coach unterdessen zwischen England und Belgien.

Grund dafür war die immer noch fehlende UEFA-Pro-Lizenz. Kompany musste in Belgien Kurse besuchen, um sein Diplom abzuschließen, was ihm Ende März 2023 gelang.

So feierte er als lizenzierter Trainer die Meisterschaft in der Championship. Burnley fuhr 29 Siege in 46 Liga-Partien ein und knackte zudem die 100-Punkte-Marke.

Kompany durfte sich zurecht auch über die Auszeichnung zum "Trainer der Saison" freuen.

Vom Absteiger zum Meisterschaftskandidaten

Kompany feierte am 11. August 2023 sein Debüt als Coach in der Premier League. Dieses ging zuhause gegen Manchester City mit 0:3 verloren.

Doch die Leistung brachte Grund zur Hoffnung. So schrieb beispielsweise der "Guardian": "Die Leistung hatte mehr als genug gezeigt, dass Kompany und seine Spieler langfristig in der Premier League bleiben werden."

Auch Kompany konnte den Abstieg nicht verhindern
Foto: © getty

Als Abstiegskandidat konnte der in die Aufstiegssaison so erfolgreiche Offensivfußball nur schwer umgesetzt werden.

Es hagelte 24 Niederlagen. Am Ende sprang nur der vorletzte Rang raus, was den prompten Abstieg in die Championship bedeutete.

Dennoch scheint das Abschneiden in der Premier League die Arbeit von Kompany nicht zu schmälern. Zumindest der FC Bayern lässt sich nicht bremsen.

An der Säbener Straße sagten schon einige Top-Kandidaten ab, jetzt zog man mit dem Belgier einen überraschenden Mann aus dem Hut. Die Deutsche Bundesliga ist für Kompany kein unbekanntes Terrain, schon zu Spielerzeiten war er beim HSV aktiv, ehe er bei City zum Weltklasse-Verteidiger reifte.

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