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Resignierte Bayern: "Glückwunsch an Leverkusen!"

Der FC Bayern München verliert erstmals seit 2014 daheim gegen Dortmund. Die Krise ist wieder akut - und Thomas Tuchel gratuliert bereits Leverkusen.

Resignierte Bayern: Foto: © getty

13 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Leverkusen, das erste deutsche Gipfeltreffen vor heimischem Publikum gegen den BVB seit fast zehn Jahren verloren. Bayern München ist nach dem 0:2 gegen Dortmund (zum Spielbericht >>>) in der Krise - schon wieder.

"Ich frage mich, wie es passieren kann, dass wir in so einem Spiel so eine Einstellung an den Tag legen", meinte Joshua Kimmich im "Sky"-Interview und legte nach: "Das darf uns nicht passieren, unabhängig von der Tabellensituation. Und schon gar nicht in einem Heimspiel gegen Dortmund." 

Trainer Thomas Tuchel blieb nichts anderes, als beizupflichten. "Ich würde ihm gerne widersprechen, kann ihm aber schwer widersprechen. Es war insgesamt kein hohes Niveau im Spiel, es war ein durchschnittliches Spiel - wir haben uns leider angepasst", meinte der scheidende Bayern-Coach.

"Auf 90 Minuten hat Dortmund ordentlich gespielt, aber auch nicht die Sterne vom Himmel geholt - aber trotzdem verdient mit 2:0 gewonnen", meinte Thomas Müller. Es war vor allem ein Spiel, dass Borussia Dortmund clever bestritt, hinten sicher stand und auch das nötige Glück hatte.

Ein Dämpfer, aber keine Entschuldigung

Bereits nach zehn Minuten gerieten die Bayern durch einen Adeyemi-Treffer in Rückstand, Ersatzkeeper Ulreich sah nicht allzu gut aus. Den ersten Rückschlag gab es aber eigentlich schon vor Spielbeginn. Leverkusen drehte das Spiel gegen Hoffenheim in der Schlussphase (zum Spielbericht >>>), Tuchel bezeichnete das vor Spielbeginn als "Stimmungsdämpfer". "Es war ein kleiner Dämpfer - aber ist keine Entschuldigung für das, was dann passiert ist", meinte Thomas Müller.

Auch die Länderspielpause schien den Bayern nicht gutgetan zu haben. Das war den Beteiligten auch bewusst, aber keine Erklärung. Die Bayern suchten nach der bitteren Pleite erst gar nicht nach Ausreden. Tuchel ortete einen Tempomangel, man habe Biss und Leidenschaft vermissen lassen. Woran das liegt, das weiß Tuchel selbst nicht so genau.

"Das ist schwer zu erklären - und absolut zu wenig", meinte er. "Es kann mal passieren, dass es nach einer Länderspielpause schwer ist, diesen Geist gemeinsam zu entwickeln. Wir haben ihn in den letzten Wochen gezeigt. Wir dachten, dass wir diesen Punkt nicht mehr erleben, dass ein Spiel einfach so dahingeht."

Während man laut Tuchel in den letzten Wochen ordentliche Spiele gezeigt habe, die Einstellung gepasst habe, passte im Spitzenspiel wenig. "Wir hatten was komplett anderes vor - und haben es nicht auf den Platz bekommen", sagte er.

"Offensichtlich extrem schwer für uns..."

Was bei den Bayern präsent war, war die Ratlosigkeit. Vor allem jene ob der eigenen Mentalität. Die Gegentore etwa fielen zu einfach.

"Ich frage mich, wie es passieren kann, dass wir in so einem Spiel so eine Einstellung an den Tag legen", sagte Kimmich. Gegen den BVB müsse man schon vor dem Spieltag von selbst brennen, meinte er. "Das haben wir überhaupt nicht gezeigt. In der ersten Halbzeit hat man das Gefühl gehabt, es geht um nichts, es ist ein Freundschaftsspiel."

"Es ist offensichtlich extrem schwer für uns, mit dem richtigen Biss, mit der richtigen Leidenschaft, Spiele anzugehen", legte Tuchel den Finger in die Wunde.

Das Hadern mit einer Kung-Fu-Einlage

Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass Bayern nicht an die Wand gespielt wurde. Ein "zu wildes Spiel, zu viele Ballverluste", sah Müller aber. Nichtsdestotrotz: Der Rekordmeister hatte Chancen - nutzte sie aber nicht. Er investierte ins Offensivspiel - kam aber nicht durch die BVB-Abwehrreihe. Offensiv machte Dortmund seine Sache deutlich besser.

"Es gibt schon auch emotionale Knackpunkte. Wenn du nicht den Ausgleich machst, der die Arena zum Kochen bringt und dem Gegner Angst im Spielaufbau bereitet", ärgerte sich Müller.

In der Schlussphase wurde zudem der vermeintliche Kane-Anschlusstreffer wegen Abseits zurückgenommen. Und in der 35. Minute passierte eine Szene, die Tuchel auch im Nachgang noch ärgerte. Artistisch stieg Hummels bei einem Dier-Kopfball am kurzen Eck empor, klärte den Ball mit der Schuhspitze, dieser streifte daraufhin dessen Hand. 

Ein Strafstoß wurde überprüft, aber nicht gegeben. Als "extrem ärgerlich, weil die Begründung damit falsch ist", bezeichnete Tuchel das. Seinem Trainerteam wurde kommuniziert, dass Hummels den Ball gar nicht erst berührt habe und es deshalb beim Stand von 0:1 den Elfmeter nicht gab.

Glückwünsche an die Konkurrenz

Bayern verliert wieder, Leverkusen thront weiter an der Spitze - bei 21 zu vergebenen Punkten beträgt der Vorsprung auf die Bayern satte 13 Zähler.

"Ich bin kein Mathematikprofessor, weiß, dass es noch möglich ist. Aber wenn wir ehrlich sind, ist es nicht sehr realistisch", meinte Müller. Tuchel wurde noch deutlicher. Ob die Meisterschaft gelaufen sei?

"Selbstverständlich, natürlich", so Tuchel. Er sagte: "Nach dem Spiel heute müssen wir nichts mehr erzählen. Glückwunsch an Leverkusen."

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