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Aufstiegs-Held Ljubicic folgte Kühbauer nicht

Kühbauer kündigt "Strafe" für Torschützen an. Aufstieg als Rapid-Sternstunde.

Der SK Rapid hat es tatsächlich geschafft!

National pfui, international hui - so die Herbstbilanz. Der 1:0-Heimsieg im Gruppen-"Endspiel" gegen die Glasgow Rangers ließ alle Dämme brechen.

Spieler und Betreuer lagen sich in den Armen, die Fans konnten ihr Glück nicht fassen. Bereits ein Remis hätte ja zum Aufstieg ins Sechzehntelfinale gereicht, am Ende machte Dejan Ljubicic mit seinem Goldtor den Abend aber noch schöner.

Und alles passierte nur, weil sich der 21-Jährige nicht an die Anweisungen von Trainer Didi Kühbauer hielt.

Offensivlauf und Tor statt defensive Absicherung

Ljubicic gesteht mit schelmischem Grinsen, dass er eigentlich mit einer anderen Anordung in die Partie eingewechselt worden war.

"Zuerst hat mir der Trainer eigentlich gesagt, dass ich das hinten festmachen soll. Ich habe dann die Lücke gefunden, Knasi hat mir einen super Pass gespielt und ich war kurz weg nach dem Tor. Aber die Atmosphäre war genial", so der Sieg-Torschütze.

Defensive Stabilität stand im Vordergrund, der zuletzt nicht immer erste Wahl gewesene Mittelfeldspieler sollte Manuel Martic ersetzen und mit Stefan Schwab zusammen vor allem in der Zentrale die Löcher stopfen und keine schnellen Gegenstöße der Schotten zulassen.

In dieser Aktion musste Ljubicic aber einfach mit nach vorne gehen. "So bin ich auch ab und zu im Training. Nur bin ich da nicht der Typ, der sonst die Tore schießt, aber heute habe ich die Lücke gefunden und das Tor gemacht."

Kühbauer kündigt Geldstrafe für Ljubicic an 

Trainer Kühbauer wusste nicht, wie er das Missachten seiner Vorgabe werten sollte. Nicht ganz ernst gemeint, kündigte er an:

"Deshalb kriegt er eine Geldstrafe!", so Kühbauer, seine ernste Miene löste aber schnell ein Grinser ab. Trotzdem bestätigte er, dass er Ljubicic mit anderen Aufgaben aufs Feld geschickt hatte.

"Ich habe ihm das wirklich gesagt. Es glaubt ja keiner, dass ich zu Dejan sage, der ja eher ein defensiv starker Spieler ist, dass er bitte mitgehen und das Tor machen soll. Also so ist es sicher nicht. Aber ich bin kein Trainer, der sagt, dass, wenn er den Raum bekommt und in der Situation dabei ist, dass er stehenbleiben soll. Aber grundsätzlich habe ich ihm gesagt, er soll sehr wohl mit Schwab gemeinsam das Zentrum sichern, weil er noch die meiste Kraft hat, und dann aushelfen soll. Aber natürlich wird das morgen besprochen werden. Keine Frage!", scherzt Kühbauer weiter. An einem Abend wie diesem war natürlich genug Grund für gute Laune vorhanden.

Die Geschichte mit Ljubicic ist jedoch in vielerlei Hinsicht speziell. Denn wieder bewies Kühbauer ein gutes Händchen mit seinen Einwechslungen. Christoph Knasmüllner und Philipp Schobesberger sorgten für frischen Wind, Ljubicic avancierte unverhofft zum Goalgetter.

Kühbauer über Ljubicic-Tor: "Das ist eher passiert" 

Wenn Ljubicic jedoch trifft, dann sind es besondere Tore. Seine bisherige Ausbeute: 3 Bundesliga-Treffer, 2 davon gegen RB Salzburg, eines im Derby gegen die Austria und nun sein Premierentreffer im Europacup.

Auf die Frage, ob es sein bisher schönstes Tor war, meinte Ljubicic: "Das kann man wohl sagen, aber das auswärts gegen RB Salzburg war auch sehr schön."

Dabei lief es für den Shootingstar der letzten Saison zuletzt nicht nach Wunsch, er kam auch nur sporadisch zum Einsatz. "Ich hatte ein bisschen Probleme mit mir und meiner Leistung, ich war einfach nicht zufrieden. Ich wollte mich einfach beweisen. Das ist heute - glaube ich - gelungen."

Schon die Einwechslung machte den 21-Jährigen überglücklich, das Ende ist bekannt. Auch Kühbauer war fast fassungslos. Ausgerechnet Ljubicic. Mit vielem hatte er gerechnet, damit jedoch scheinbar nicht so, wenn man seinen Ausführungen lauscht.

"Das mit Dejan, das muss ich ganz ehrlich sagen: Wenn das vorher wer gesagt hätte, dass der Dejan das Tor macht... Ich hätte das sicher nicht gesagt. Aber er hat das unheimlich gut gemacht. Da ist ein bisschen ein Stürmer an ihm verloren gegangen. Aber das ist eher passiert. Aber ich bin nicht unzufrieden deswegen."

"Einfach schön, dass wir so was erleben können" 

Nicht nur beim Trainer und beim Torschützen war die Jubelstimmung groß. Auch die Kollegen tanzten noch nach Spielende vor der Fan-Tribüne und genossen den Moment.

Zum zweiten Mal nach der Saison 2015/16, damals noch unter Zoran Barisic, erreichte Rapid das Sechzehntelfinale der Europa League und war somit auch nach dem Jahreswechsel noch international vertreten.

Ein historischer Abend für Kapitän Stefan Schwab? Ja, sicher, weil es nicht selbstverständlich ist, dass man in drei Jahren zwei Mal im Sechzehntelfinale steht. Das macht uns alle stolz, jeden Einzelnen. Es ist einfach schön, dass wir so was erleben können."

Alle waren sich einig, dass das Spiel nicht gut war, von beiden Seiten. Der Kampf stand im Vordergrund. Das Entscheidende an diesem denkwürdigen Abend jedoch war, dass Rapid diesen Kampf angenommen hatte und mit der besseren Ausgangsposition schlussendlich den Erfolg landete und kaum Chancen der Rangers zuließ.

Strebinger bedankte sich für Hilfe von oben 

Beim Lattentreffer von Goldson in der 22. Minute hatte Rapid Glück, ein früher Gegentreffer hätte das Spiel in andere Bahnen lenken können.

"Da war ein bisschen Glück dabei. Da hat er (Anm: Anspielung auf Gott) in dem Moment runtergeschaut, oder auf den Ball geschaut", musste Torhüter Richard Strebinger, der wieder einmal ein sicherer Rückhalt war, zugeben.

Auch der umgarnte Keeper schwärmte: "Ich denke, es hat schon viele historische Abende bei Rapid gegeben. Jetzt war es vielleicht das erste Mal in diesem Stadion, dass wir etwas Besonderes geschafft haben und aufgestiegen sind. Das ist außer für Salzburg wirklich nicht selbstverständlich für österreichische Mannschaften, gerade in dieser sehr schweren Gruppe."

Die Schlussworte sollen jedoch jenem Mann gehören, der das Match zugunsten der Hütteldorfer entschied und Rapid nun von einem Traumlos träumen lässt.

Für Ljubicic geht ein Traum in Erfüllung: "Ich habe letztes Jahr RB Salzburg beobachtet, das ist was ganz Besonderes, wenn eine österreichische Mannschaft weiterkommt. Und für mich ist es mein erstes Jahr im Europacup und dann gleich weiterzukommen, das ist was ganz Schönes."

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