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Gerrards kurzer Moment der Emotionen

Rangers-Coach will seinem Team trotz Niederlage keinen Vorwurf machen.

Gerrards kurzer Moment der Emotionen Foto: © GEPA

Er ist daran gewöhnt, dass alle Augen auf ihn gerichtet sind. Jahrelang war er als Kapitän und Ikone das Sprachrohr des FC Liverpool und des englischen Nationalteams.

Bei seiner ersten Station als Profitrainer tritt Steven Gerrard diplomatisch auf. Auch beim so wichtigen Europa-League-Spiel in Hütteldorf scheint der ehemalige Mittelfeldstratege die Ruhe in Person zu sein - bis ihn eine Journalisten-Frage doch kurz verärgert.

Gerrard ist aber Profi genug, um seine Emotionen gleich wieder unter Kontrolle zu bringen.

Pausenlos an der Linie

Vom Ankick weg steht Gerrard an der Seitenlinie, bereits in der vierten Minute verlässt er erstmals seine Coaching-Zone. Immer wieder bekommen Beobachter das Gefühl, dass er am liebsten auf den Platz stürmen und selbst mitkicken möchte.

Geht der Ball in seiner Nähe ins Seitenout, lässt er es sich nicht nehmen, die Kugel elegant zurück zu passen.

Während Rapid-Coach Kühbauer ständig versucht durch Gesten oder Rufe seine Mannschaft von außen du dirigieren, steht Gerrard fast teilnahmslos an der Linie, nur ab und an zeigt er seinen Jungs an, dass sie schneller herausrücken sollen.

Auch als Ljubicic in der 84. Minute das umjubelte Siegtor für Rapid gelingt (Spielbericht), zeigt der 38-jährige Rangers-Coach keine Reaktion.

Als der Schiedsrichter die Partie abpfeift und der Jubel der Rapidler keine Grenzen mehr kennt, verschwindet Gerrard umgehend in der Kabine - zuvor deutet er aber seinen Spielern noch an, dass die sich in der Kurve vom mitgereisten Rangers-Anhang verabschieden sollen.

Kurze Emotion

Auf der anschließenden Pressekonferenz stellt sich Gerrard den, überraschend freundlichen, Fragen der schottischen Medienvertreter. 

"Es ist schwer für mich die Mannschaft zu kritisieren, weil wir über 80 Minuten sehr gut gespielt haben. Ich hätte nicht mehr verlangen können", so die Liverpool-Legende.

Während er ausgiebig über fehlende Spieler spricht, erwähnt er Rapid nur in einem Nebensatz. Gut organisiert seien die Hütteldorfer gewesen und er könne ihnen nur das Beste für die nächste Runde wünschen.

Wie bereits bei der Pressekonferenz vor dem Abschlusstraining, war auch nach dem Match nur Zeit für eine Frage eines österreichischen Journalisten. Wie es zu erklären sei, dass heute Rapid die physisch bessere Mannschaft gewesen sei, wollte er wissen.

"Ist das eine Tatsache oder nur ihre Meinung?", zeigt sich Gerrard kurz verärgert über den Inhalt der Frage. Da war er also, dieser winzig kleine Gefühlsausbruch. "Es war ein sehr physisches Match und beide Mannschaften waren physisch stark, beide sind auf den Sieg gegangen", beantwortet er die Frage doch noch.

Dann verschwindet Steven Gerrard aber auch schon aus Wien-Hütteldorf. Bereits nach fünf, sechs Fragen wird er unruhig auf seinem Sessel und fragt die Rangers-Pressesprecherin ob es vorbei sei.

Es ist die erste große Niederlage für den Trainer Steven Gerrard, der 2005 den FC Liverpool als Kapitän zum Champions-League-Triumph geführt hat (mit zwei Gerrard-Toren in der Quali gegen den GAK). 

Er wird sich also wohl noch länger an Rapid und Hütteldorf erinnern.


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