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Junuzovic: Der nicht normale Salzburg-Coup

Salzburgs Spieler, Trainer und Sportchef sprechen über Junuzovic-Coup:

Junuzovic: Der nicht normale Salzburg-Coup Foto: © getty

Am Muttertag kommunizierte Red Bull Salzburg die Mutter aller bisherigen Bundesliga-Transfers in diesem Sommer: Der 55-fache ÖFB-Teamspieler Zlatko Junuzovic kehrt nach sechseinhalb Jahren nach Österreich zurück.

Spieler und Trainer freuen sich auf den Neuzugang, der ablösefrei von Werder Bremen kommt. Natürlich auch Sportchef Christoph Freund, der sich vor dem Gastspiel bei Rapid für LAOLA1 Zeit nahm, über die Verpflichtung zu sprechen.

"Es ist kein normaler Transfer", sagt der 40-Jährige und schildert, warum die Verpflichtung des 30-Jährigen - dem ersten Neuzugang mit über 30 Jahren seit 2011 - weder Zeichen noch Risiko ist.

DAS Thema trotz 4:1 gegen Rapid

Trotz des 4:1-Sieges in Wien - dem höchsten Auswärtssieg bei Rapid in der RB-Ära - war Zlatko Junuzovic am Sonntag DAS Thema rund um den alten und neuen Meister.

Auch die Spieler nahmen diese außergewöhnliche Verpflichtung freilich zur Kenntnis.

"Ich war sehr glücklich, wie ich das gelesen habe", gab Patrick Farkas zu und sagte auch warum: "Es ist ein Top-Transfer, ein Spieler, der viel fußballerische Qualität mitbringt, aber auch menschlich sicher gut reinpasst."

Munas Dabbur zeigte sich ebenfalls erfreut: "Wir sind glücklich, dass wir ihn bekommen haben. Er ist ein toller Spieler und wir hoffen, dass er uns nächste Saison bei all unseren Zielen helfen kann."

Schlager erinnert sich an Freistoß-Tor gegen Salzburg 2010

Xaver Schlager freut sich ebenso: "Zlatko ist eine super Verpflichtung, ein routinierter Spieler, der lange für das Nationalteam und auch auf hohem Niveau in Deutschland gespielt hat. Er kann uns Jungen weiterhelfen, Tipps geben, wie man etwa in schwierigen Situationen die Ruhe behält."

Und er kann auch gute Freistöße treten (ein Manko dieses Salzburger Teams) sowie Freistoß-Tore erzielen, wie Schlager selbst noch vor Augen hat.

"Ich kann mich noch an seinen Freistoß gegen Salzburg erinnern, den er verwertet und dann mit den Fans gefeiert hat. Die Szene ist mir gut in Erinnerung."

Das war auch an einem Muttertag – an jenem vor acht Jahren, als die Wiener Austria dank des Treffers des damals 22-Jährigen in Salzburg mit 1:0 gewann und nach dem 35. Spieltag noch vom Titel träumen durfte.

Für den reichte es am Ende trotzdem nicht, den holte sich wie so oft Salzburg in den vergangenen Jahren.

Viele Gespräche vor Unterschrift

Junuzovic selbst wartet überhaupt noch auf seinen ersten Titel – einer der Gründe, warum er nach Salzburg kommt.

"Er will Fußball spielen, ist extrem motiviert, will Titel gewinnen und international spielen", berichtet Freund, der im Laufe des Frühjahrs mehrere Gespräche mit Junuzovic geführt hat.

"Wir haben uns vor einigen Wochen getroffen, haben uns dann immer wieder ausgetauscht. Wir sind auch ein Verein, der eine andere Philosophie hat. Darum ist es kein normaler Transfer, es war wichtig, dass wir uns gut und offen austauschen. Je öfter wir miteinander gesprochen haben, desto sicherer wurden sich beide Seiten, dass das sehr gut passen kann."

Junuzovic, Ehemann und Vater eines Sohnes, entschied sich, seinen auslaufenden Vertrag bei Werder Bremen nach sechseinhalb Jahren nicht mehr zu verlängern und eben für eine Rückkehr nach Österreich.

Auf den Spuren von Petri Pasanen

Dass es nun Salzburg wurde, war freilich keine Überraschung, weil es seit Wochen im Raum stand. Aber dass es überhaupt Salzburg wurde, darf ruhig als Überraschung bezeichnet werden - denn Junuzovic gehört nicht zur üblichen Transferbeute.

Den bislang letzten Ü-30-Kicker holte Salzburg im Jahr 2011 (!). Der kam auch ablösefrei aus Bremen und hieß Petri Pasanen. Ein Jahr später war der Finne schon wieder Geschichte. Die soll sich bei Junuzovic freilich nicht wiederholen.

Für Freund ist die Verpflichtung aber keineswegs ein Risiko. Junuzovic gilt als verletzungsanfällig, doch diese öffentliche Wahrnehmung rührt wohl eher von Erinnerungen an die inzwischen beendete Nationalteam-Karriere. Bei der EURO 2016 verletzte er sich etwa gleich im ersten Spiel.

Freund: "Für mich ist er kein verletzungsanfälliger Spieler. Im vergangenen Sommer hatte er Probleme mit der Achillessehne, aber sonst hatte er nicht viel und ist topfit. Wenn wir viele Spiele haben, wird auch er seine Pausen bekommen."

In den vergangenen fünf Saisonen verpasste Junuzovic bei Werder 29 Spiele - im Schnitt also rund sechs pro Spielzeit.

Ein Zeichen an die Fans?

Der Transfer ist für viele auch ein Zeichen an die Salzburger Fans, die ins Stadion zurückgeholt werden sollen. "Ich glaube, dass ihn viele Fans mögen und er auch welche ins Stadion locken wird", sagt Farkas.

Freund relativiert: "Es ist schon auch ein Zeichen, aber in erster Linie sind wir einfach sportlich von ihm überzeugt. Er hat eine super Mentalität, ist ein super Charakter und ein sehr guter Fußballspieler, der auch viel erlebt hat, unter anderem mit dem Nationalteam. Er passt als Typ gut dazu und wird auf und abseits des Platzes ein wichtiger Ansprechpartner sein."

Dass die Verpflichtung von Junuzovic das Stadion eher füllen wird, wie jene eines unbekannten Talents, versteht sich aber von selbst.

Wie er Salzburg helfen kann

Trainer Marco Rose weiß indes, dass er der jungen Mannschaft Stabilität geben kann. Hierfür war selbst der klare 4:1-Sieg gegen Rapid ein gutes Beispiel, schließlich hätte es statt 4:1 auch kurz zuvor 2:3 stehen können.

"Wir schätzen seine menschlichen und fußballerischen Qualitäten. Wir glauben auch, dass er junge Spieler voranbringen kann. In gewissen Phasen haben wir heute schon auch gesehen, dass wir aus dem Spiel auch rausfliegen und Situationen erzeugen, die wir nicht brauchen, wenn wir sie gelassener, ruhiger, klarer zu Ende spielen. Spieler wie Zlatko werden uns da gut tun."

Junuzovic wird diesbezüglich aber freilich die Ausnahme der Regel bleiben, wie Freund auch betont.

"Wir werden unsere Philosophie weiter aufrecht erhalten, also mit jungen Spielern arbeiten, wollen aber auch weiterhin Titel erringen und international so viel wie möglich erreichen. Da passt er als Spieler mit seiner Einstellung und seinem Charakter sehr gut dazu."

Niemand steht über der Mannschaft

Die Informationen der "Sport Bild", die Junuzovic ein Jahresgehalt von 2,5 Millionen Euro prophezeiten, nannte Freund in der offiziellen Presseaussendung "realitätsfern". Das Risiko, die außergewöhnlich gute Stimmung innerhalb der Mannschaft mit einem Spieler außerhalb des Gehaltsgefüges in Gefahr zu bringen, sieht der Sportchef auch nicht.

"Diese Zahlen stimmen einfach auch nicht. Wir wollen unsere Grenzen nicht brechen, das tun wir für keinen Spieler. Es ist wichtig, dass jeder versteht, dass die Mannschaft das Wichtigste ist. Das Gesicht von Salzburg soll die Mannschaft bleiben. Mehr denn je war in dieser Saison entscheidend, dass wir ein extrem gutes Team gehabt haben. Das war unser Erfolgsgarant."

Hier soll Junuzovic zumindest die nächsten drei Jahre auf dem Platz helfen. Das Spiel der Salzburger soll dabei keine Hürde sein, ganz im Gegenteil wie Freund festhält: "Er bringt eine Grund-Aggressivität mit, ist spielintelligent, läuft extrem viel und ich denke, dass er gut in dieses Konstrukt passen wird."

Möglicherweise auch darüber hinaus, denn dass Junuzovic nach dem Ende des gerade erst unterschriebenen Vertrages in Salzburg bleibt, ist auch in einer anderen Funktion möglich.

Am diesjährigen Muttertag könnte daher eine ganz besondere Salzburger Geburtsstunde eingeläutet worden sein.

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