Rapids Sportchef Fredy Bickel war wohl zurecht sauer.
Die Art und Weise, wie sich Rapid bei der 2:4-Niederlage bei Sturm Graz präsentierte, ließ nicht vermuten, dass es für die Hütteldorfer ein Endspiel um den zweiten Platz und somit die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation war.
"Wir haben leider als gesamte Mannschaft versagt", ist Kapitän Stefan Schwab maßlos enttäuscht.
Ähnlich frustriert ist Trainer Goran Djuricin: "Eine klare und bittere Niederlage. Wir haben in keinster Weise irgendetwas davon umsetzen können, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben in der Abwehr brutale Fehler gemacht, ein paar Geschenke verteilt und unsere Chancen nicht reingemacht. Aber Gratulation an Sturm. Sie spielen eine sensationelle Saison und stehen zurecht auf dem zweiten Platz."
Djuricin: "Ein richtig schlechter Tag"
Eineinhalb Wochen zuvor verließen die Wiener schon einmal als Verlierer das Stadion in Liebenau. Nach dem 2:3 im Cup-Halbfinale war der grün-weiße Coach mit der Leistung seiner Elf noch zufrieden.
Diesmal sei es nicht darum gegangen, ob seine Truppe bereit genug für dieses "Finale" sei: "Wir hatten einen richtig schlechten Tag, denn so viele Fehlpässe hatten wir schon lange nicht mehr. Es gab sehr viele individuelle Fehler, wir waren nicht giftig genug. Wir haben uns nicht gewehrt, wie es sich bei einem so wichtigen Spiel gehört. Das war wirklich zu wenig."
Dass sich Rapid zu wenig zur Wehr setzte, sah auch Goalie Richard Strebinger so: "Sturm war uns über 90 Minuten gerade in den entscheidenden Zweikämpfen überlegen, war da robuster. Im Cup-Halbfinale war es ein bisschen Pech, aber diesmal waren wir in den wichtigen Zweikämpfen unterlegen. Das darf uns nicht passieren. Da müssen wir besser dagegen halten, auch mal ein taktisches Foul machen."
Probleme mit umgestellter Abwehr
Dass die Viererkette durch die Ausfälle von Boli Bolingoli und Lucas Galvao entscheidend geschwächt war, ließ sich schon in der 3. Minute an den Abstimmungsschwierigkeiten beim 1:0 der Grazer erkennen.
"Wir haben in dieser Saison schon ein paar Mal so gespielt, das hat überhaupt nichts mit der Besetzung zu tun. Alle, die auf dem Platz gestanden sind, sind gerade in der Defensive erfahren genug, um das zu kompensieren", betont Strebinger.
Auch Schwab meint: "Die Abstimmung zwischen Mittelfeld und Abwehr war nicht so da wie sonst, aber wir brauchen keinem einzelnen Spieler einen Vorwurf machen. Mario Sonnleitner zum Beispiel hat genügend Bundesliga-Spiele, er hat seine Leistung gebracht und sich reingehaut."
Das nächste "Finale"
Ein erfolgreicher Endspurt zum Vizemeister ist somit mehr oder weniger vom Tisch. "Wir sind selber schuld", findet Strebinger, "wenn wir die ganze Saison über konstanter spielen, hätten wir nicht dieses entscheidende Spiel gehabt, um noch mal an den zweiten Platz ranzukommen."
Nun wartet gleich das nächste Finale, und zwar jenes um Platz drei. Den hat derzeit mit zwei Punkten Vorsprung auf Rapid der LASK inne - eine Niederlage im direkten Duell und Grün-Weiß muss sich wohl mit dem vierten Platz abfinden.
"Das wird wieder ein Sechs-Punkte-Spiel. Es wird eine ähnliche Partie wie hier. Wir müssen schauen, dass wir auf die Füße kommen und versuchen, noch mal anzugreifen. Es sind noch vier Runden zu gehen, wir dürfen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern müssen schauen, dass wir den dritten Platz zurückerkämpfen", fordert Schwab.