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Schmidhofer: "Sprüche gingen früher leichter"

Hype nach WM-Titel ist vorbei, der Druck noch da. So geht Nici Schmidhofer die WM-Saison an:

Schmidhofer: Foto: © GEPA

Energiegelanden, fröhlich und immer einen flotten Spruch auf den Lippen – so kennt man Nicole Schmidhofer.

Im Februar 2017 feierte die Steirerin mit WM-Gold im Super-G den bisher größten Erfolg ihrer Karriere. „Schmidzwerg“, wie sie sich selbst in den sozialen Medien nennt, war plötzlich ganz groß und genoss ihren Triumph in vollen Zügen.

Im Sommer 2017 ließ sie kaum ein Event aus, zu dem sie infolge ihres WM-Titels eingeladen wurde. „Ich habe das davor nicht gekannt und wollte mir alles mal anschauen. Das habe ich dann auch ausgenützt. Aber ich habe gemerkt, dass die Ruhezeiten irgendwann einfach zu kurz sind. Wenn ein gewisser Erfolg da ist, ist es schön, wenn man gefragt ist, aber man muss vielleicht nicht überall ja sagen und hinfahren“, hat die 29-Jährige Lehren aus dieser Zeit gezogen.

Deshalb ließ es Schmidhofer in diesem Sommer ruhiger angehen, obwohl die Weltmeisterin noch immer gern gesehener Gast auf vielen Veranstaltungen ist.

"Die Sprüche sind früher leichter über die Lippen gegangen als jetzt. Aber hin und wieder kommt schon einer", erklärt die Speed-Spezialistin gegenüber LAOLA1.

„Ich genieße es aber schon, dass es wieder ruhiger ist. Ich kenne jetzt beide Seiten. Diesen Sommer hatte ich mehr Zeit, in die Berge zu gehen, das habe ich sehr genossen. Die Termine waren zum Glück etwas weniger als letztes Jahr, da war es doch sehr viel und ich musste im Herbst ein bisschen Tribut zollen.“

Eigene Ansprüche nicht erfüllt

Damit spricht Schmidhofer ihre durchwachsenen Leistungen in der abgelaufenen Saison an. Die hohen Erwartungen nach ihrem WM-Titel konnte sie nicht ganz erfüllen.

Im Super-G fuhr die Steirerin immerhin zwei Mal als Dritte aufs Podest, in der Abfahrt hingegen hatte sie vor allem zu Beginn des Winters zu kämpfen, ein fünfter Platz war ihr bestes Saisonergebnis. Bei den Olympischen Spielen reichte es nur zu den Rängen 18 (Super-G) und 12 (Abfahrt).

Während die ÖSV-Speed-Damen im Allgemeinen mit Änderungen im Trainer-Bereich zu kämpfen hatten, musste sich Schmidhofer zusätzlich mit Abstimmungsproblemen beim Material herumschlagen, die erst im Jänner gelöst werden konnten.

„Natürlich ist mein Anspruch, auch in der Abfahrt vorne dabei zu sein. Konstante Rennwochenenden in beiden Disziplinen wären für mich das große Ziel.“

"Vertrau dir selbst!"

Damit das Ziel in dieser Saison erreicht werden kann, hat sich Schmidhofer ein Motto auf die Fahnen geschrieben: „Vertrau dir selbst!“

„Ich muss mir einfach viel mehr selbst vertrauen und zutrauen. Auch wenn die Meinungen oft auseinandergehen: Ich muss noch viel mehr auf mich hören und mein Ding einfach durchziehen. Dann kann ich im Ziel wenigstens sagen, es ist auf meinen Mist gewachsen und muss mir nicht denken: Hätte ich es doch bloß so gemacht, wie ich es mir gedacht habe.“

Ob das, was in der Theorie so einfach klingt, auch in der Praxis funktioniert, wird sich weisen. Die Speed-Damen starten an diesem Wochenende mit zwei Abfahrten und einem Super-G in Lake Louise (LIVE-Ticker) in die Saison. Im Training konnte Schmidhofer bereits aufzeigen.

Ein gutes Ergebnis zum Auftakt ist natürlich das Ziel, doch unabhängig davon, wie die Saison verläuft: Der öffentliche Druck auf die Weltmeisterin wird in der WM-Saison so oder so vorhanden sein. 

"Da habe ich gesehen, wie man es nicht macht"

„Bis vor zwei Jahren war von außen nicht wirklich ein Druck zu spüren. Jetzt ist es natürlich was anderes, wenn du zu einer WM oder Olympischen Spielen fliegst. Da sagen daheim dann schon viele: Wir zählen auf dich und eine Medaille muss schon sein. Vor der WM 2017 hätte sich das niemand zu sagen getraut. Eine Medaille war für alle weit weg, auch für mich im ersten Moment.“

Die WM 2019 und damit die Titelverteidigung sei bereits jetzt zu Saisonbeginn sehr präsent, berichtet Schmidhofer. Sie werde schon überall darauf angesprochen. Dennoch will sie versuchen, das Rundherum bestmöglich auszublenden und „nicht zu viel in den Medien zu stöbern“. Dabei vertraut die 29-Jährige auch auf ihre Erfahrungen aus der Vergangenheit.

"Wenn mir vor zwei Jahren jemand vor der WM gesagt hätte, ich muss eine Medaille machen, hätte ich mir am Start wahrscheinlich in die Hosen gemacht."

„Wenn mir vor zwei Jahren jemand vor der WM gesagt hätte, ich muss eine Medaille machen, hätte ich mir am Start wahrscheinlich in die Hosen gemacht“, denkt Schmidhofer zurück. „Aber ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt. Also will ich versuchen, das Gefühl wieder bis zur WM aufzubauen und alles andere so gut wie möglich auszublenden und den Druck ein bisschen abklingen zu lassen. Ich versuche, gut in die Saison reinzustarten und dann das Level hoch zu halten. Letztes Jahr bin ich vor Olympia ein bisschen eingebrochen, da habe ich mir selbst auch zu viel Druck gemacht. Da habe ich gesehen, wie man es nicht macht.“

Schmidhofer denkt an Veith-Aussage

In diesem Winter soll sich das vor der WM in Are im Februar nicht wiederholen. Daher ruft sich Schmidhofer immer wieder eine Aussage ihrer Teamkollegin Anna Veith ins Gedächtnis. „Sie hat voriges Jahr am Saisonanfang etwas sehr Treffendes gesagt: Es kann dir eh keiner helfen. Du stehst alleine am Start und musst alleine fahren.“

Einen Vorteil gegenüber den meisten anderen Läuferinnen hat Schmidhofer: Als Titelverteidigerin ist sie für die WM fix qualifiziert. „Ich will das als Bonus mitnehmen und mich nicht so sehr auf den Titel fixieren. Ich bin schon Weltmeisterin und muss nicht mehr.“

Und wer weiß, vielleicht führt diese Taktik Schmidhofer erneut zum Erfolg – und zu vielen Terminen im Sommer 2019.

„Wenn es nächstes Jahr wieder bisschen mehr sind, ist es auch in Ordnung“, grinst Schmidhofer.

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