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ÖEHV-Torhüter: Vom Luxusproblem zum Fragezeichen

Baustelle statt Stärke des Teams: Werden Torhüter zum Faktor im Abstiegskampf?

ÖEHV-Torhüter: Vom Luxusproblem zum Fragezeichen Foto: © GEPA

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Von allen Bereichen des ÖEHV-Nationalteams schien jener der Torhüter zu Beginn der Eishockey-WM in Bratislava der zu sein, der die wenigsten Sorgen bereiten dürfte.

Vor den letzten zwei Partien, gegen Tschechien und der Klassenerhalts-Showdown gegen Italien, hat sich das Blatt für Roger Bader aber unerfreulich gewendet.

Wo sich vorher Bernhard Starkbaum und David Kickert um den Status als "Einser" duellierten, bleibt im Finish nur mehr Starkbaum - mit Lukas Herzog als Option - über.

Kickert, der eigentlich gegen Norwegen (3:5 - HIER nachlesen>>>) starten hätte sollen, zog sich eine Muskelverletzung am Bein zu und fiel kurzfristig aus. Für ihn dürfte die WM vorzeitig beendet sein, nach den ersten Vorstellungen noch bitterer für "Kicks".

An und für sich noch kein dramatisches Problem, aber zum Matchwinner konnte sich Starkbaum bei den jüngsten Einsätzen gegen Schweden und Norwegen auch nicht machen.

Auch Bader äußert sich kritisch

Auch Bader sah sich veranlasst, dieses Thema nach der Niederlage gegen Norwegen anzusprechen: "Es war sicher nicht das beste Spiel aus Sicht eines Torhüters."

Während das 0:1 aus einem scharfen Blueliner schwer zu sehen war, rutschte beim 1:2 durch Johannesen ein flacher Backhander unter dem Schoner hindurch. Beim 2:4 sorgte ein guter Pass dafür, dass Starkbaum das halbe Tor preisgeben musste, die Bewegung in die andere Ecke ging nicht schnell genug vonstatten.

Während "Starke" in vergangenen WM-Auftritten oft zum Helden wurde, findet er sich mit 18 Gegentoren aus den drei Einsätzen an drittletzter Stelle der Goalie-Statistik. Wird die Liste nach Fangquote geordnet, kosten ihn der Wert von 82,35 Prozent einen weiteren Rang unter den 24 bislang eingesetzten Schlussmännern.

Freilich: Eine Tatsache, die unverhältnismäßig unschmeichelhaft daherkommt, werden mit Olympiasieger Russland und Weltmeister Schweden zwei der drei Gegner bedacht.

Bader forderte dennoch ein: "Wir brauchen eine Torhüter-Leistung über 90 Prozent (Fangquote, Anm.), das ist Fakt. Das hatten wir noch in keinem Spiel hier. Es ist nicht fair, das allein auf den Torhüter zu setzen, aber es war sicher ein Faktum."

"Es ist leider hart, unsere Torhüter auf das Niveau zu bringen, dass es hier braucht. Wir hatten gehofft, dass wir das in der Vorbereitung hinbekommen."

Gegen Schweden verpokert

Und der WM-Beginn erweckte eigentlich den Anschein, dass das gelang: Kickert konnte gegen Lettland und die Schweiz ebenso überzeugen, wie Starkbaum gegen Russland.

Das Duell mit Weltmeister Schweden wurde aus Torhüter-Sicht aber ungemütlich. Starkbaum musste - in den meisten Fällen auch von seinen Vorderleuten hilflos in Stich gelassen - neunmal hinter sich greifen. Auch gegen so einen Eishockey-Giganten keine Sache, die Selbstvertrauen schenkt.

Weil Kickert zwar auf der Bank saß, aber partout aus dem Spiel gehalten werden musste, um für das wesentlich wichtigere Spiel gegen Norwegen nur 24 Stunden danach keine mentalen Prügel zu beziehen, bekam "Starke" die volle Breitseite über 60 Minuten ab.

"Wir brauchen eine Torhüter-Leistung über 90 Prozent (Fangquote, Anm.), das ist Fakt. Das hatten wir noch in keinem Spiel hier. Es ist nicht fair, das allein auf den Torhüter zu setzen, aber es war sicher ein Faktum."

Bader über seine Ansprüche an die Torhüter

Eine Herangehensweise, die durch Kickerts kurzfristigen Ausfall nach hinten losging. Bader musste trotz neun "Trümmern" am Vortag auch gegen Norwegen auf Starkbaum vertrauen, der am Vortag zeitweise vom Abwehrverhalten seiner Vorderleute leicht entnervt schien und den Abschuss sicher nicht so locker wegsteckte, wie es für einen wichtigen Einsatz am Folgetag notwendig gewesen wäre.

Genau aus diesem Grund scheint auch die Option sehr wahrscheinlich, dass am Sonntag gegen Tschechien Lukas Herzog zu einem ersten WM-Einsatz kommen könnte. Bader kündigte bereits an, sich auf das Italien-Spiel zu fokussieren und Spieler gegen die Übermacht aus dem Nachbarland zu schonen (HIER nachlesen>>>).

Auch gegen Italien ein Schlüssel

Und so schließt sich ein Kreis zurück zur Vorbereitung, denn das Thema "Nationalteam-Torhüter" ist, ungeachtet der Leistungen aller Schlussmänner im ÖEHV-Trikot, unter der Saison immer ein Reizthema.

Weder Kickert - der zumindest in der kommenden Saison eine Beförderung zum "Einser" der Black Wings Linz erfahren wird - noch Starkbaum und schon gar nicht Herzog oder der vierte im Bunde, David Madlener, sind bei ihren (EBEL-)Vereinen jene Keeper, auf die regelmäßig gesetzt wird.

Ein Fakt, auf den Bader unmittelbar vor der WM ausdrücklich hinwies (HIER das ganze Statement nachlesen>>>): "Es ist einzigartig, im Eishockey oder auch Fußball, dass ein Team nur mit 'Zweier'-Torhütern in ihren Vereinen in eine Weltmeisterschaft geht."

Während Tormann-Trainer Reinhard Divis diese Tatsache in der WM-Vorbereitung gut aus seinen Schützlingen "herausbekam", wird es für die Entscheidungspartie gegen Italien am Montagabend für ihn darauf ankommen, Starkbaum noch einmal richtig "anzuspitzen".

Denn obwohl die Italiener auch nach ihrer fünften WM-Partie auf das erste Tor warten: "Wir brauchen auch gegen Italien eine gute Torhüterleistung, da brauchen wir uns nichts vormachen", so Bader.

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