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Über Nacht am anderen Ende der NHL: So läuft die Übersiedlung

Trades würfeln das Leben eines Spielers binnen Stunden durcheinander. So gestaltet sich ein Umzug vor allem aus finanzieller Sicht.

Über Nacht am anderen Ende der NHL: So läuft die Übersiedlung Foto: © GETTY

Mit dem Blockbuster-Deal zwischen Minnesota und Vancouver stehen gleich für vier Spieler Adressänderungen an.

Allerdings können Quinn Hughes, Zeev Buium, Marco Rossi und Liam Öhgren dabei auf finanzielle Hilfe bauen.

Ein Blick auf die Details im CBA:

Du kommst am Montagmorgen ins Büro in Wien 10, noch ehe du den Computer aufdrehen kannst, verlangt der Chef nach dir. Der teilt dir mit, dass du nach Bludenz versetzt wirst, erster Arbeitstag ist bereits morgen. "Alles Gute und schöne Reise"...

Unvorstellbar, aber im NHL-Eishockey verbreitet. Ohne No-Trade oder No-Movement-Clause hat kein Spieler ein Einspruchsrecht bei Trades, kann sich also unvermittelt in einer neuen Stadt Tausende von Kilometern entfernt wiederfinden.

Was im Falle von Buium, Rossi und Öhgren noch dazukommt: Sie übersiedeln nicht direkt aus Minneapolis nach Vancouver, es steht davor nämlich noch ein Roadtrip mit fünf Spielen an der Ostküste an.

Wie sieht es finanziell aus?

Im Gegensatz zu Europa wird die Unterbringung nicht vom Verein gestellt, der Spieler muss bzw. darf sie sich selbst suchen. Natürlich gibt es aber Unterstützung durch die Organisation, über Gespräche mit den neuen Mitspielern findet man auch schnell die besten Gegenden heraus. In Detroit etwa würde niemand Downtown leben, das war vor Jahren sogar lebensgefährlich. Dort sind Vororte wie Bloomfield Hills oder das mondäne Grosse Pointe sicherer und schöner.

Aber wie sieht es finanziell aus? Das hält der Rahmentarifvertrag CBA genau fest, die vor einigen Monaten festgehaltenen Änderungen wirkten sich nochmals vorteilhaft aus. Article 14 ("Reimbursement and benefits for transferred players") beschäftigt sich auf sieben Seiten mit den Kosten, die transferierten Spielern entstehen.

Miet- oder Hypothekenkosten in der alten Stadt werden vom aufnehmenden Team übernommen, vorausgesetzt er war dort gemeldet und hat ähnliche Kosten in der neuen Stadt. Das gilt für maximal sechs Monate, die Kosten müssen innerhalb von zwölf Monaten reklamiert werden. Sollte der Vertrag innerhalb dieser Zeitspanne auslaufen, gilt der Anspruch weiterhin.

Hat der Spieler seine ursprüngliche Wohnung oder sein Haus gekauft und es stehen keine Miet- oder Hypotheken-Kosten an, hat er keinen Anspruch auf Erstattung. Ebenfalls keine Erstattung steht an, wenn der Spieler in seiner neuen Stadt im Hotel leben bleibt.

Die gleichen Voraussetzungen gelten auch, wenn er innerhalb von einem Jahr wieder getradet wird. Im Extremfall kann er sogar die Kosten für zwei Wohnsitze an zwei Organisationen in Rechnung stellen.

Stress auch für die Familie

So ein Umzug passiert ja nicht über Nacht. Zur Überbrückung steht dem Spieler jedenfalls ein Hotelzimmer für bis zu drei Wochen auf Kosten des neuen Teams zu. In diesem Zeitraum bekommt er auch Taggelder sowie einen Mietwagen.

Durch die neuen Regelungen verbessert: Dem Spieler und seiner Frau/Lebensgefährtin stehen zwei Business-Class Roundtrips zu - einer für die Suche nach einer neuen Unterkunft, einer für die endgültige Übersiedlung. Kinder bekommen nur einen Flug und den in Economy plus. Auch nur Economy plus würde Spielern zustehen, die noch mit einem Entry-Level-Deal spielen. Übersiedelt die Familie nicht mit, steht ihr immerhin ein Roundtrip Economy plus zu. Alles Direktflüge (wenn möglich) und inklusive Gepäckskosten.

Werden die Reisen mit dem Auto angetreten, steht Kilometergeld zu.

Für weitere Übersiedlungskosten kommt das neue Team in einer Höhe von maximal 20.000 Dollar auf: Dazu können etwa weiterlaufende Energiekosten, die Umschreibung von Führer- und Zulassungsscheinen sowie die Überstellung von zwei Autos (Spieler und Frau) gehören. Den Spediteur darf die neue Organisation selbst aussuchen.

Peanuts oder relevante Hilfe?

Das alles ist detailliert festgehalten, aber nicht, wie schnell der Spieler seinen Dienstort wechseln muss. Da spricht Artikel 14.8 nur von einem "reasonable timeframe" - da könnte ein Spieler damit argumentieren, dass er erst einige Tage braucht, um alles in die Wege zu leiten. In der Realität macht sich der Spieler aber spätestens am Tag nach dem Trade auf den Weg.

Ein Trade bringt vor allem für Familienväter genug Unannehmlichkeiten mit sich. Gibt die Frau ihre Arbeit auf? Bleibt die Familie zurück oder steht ein Schulwechsel an? Welche Gegenstände bleiben zurück und welche nimmt man mit?

Immerhin sorgt der CBA für finanzielle Unterstützung – bei einem Spieler wie Hughes mit knapp acht Millionen Jahresgehalt mögen das Peanuts sein, bei Öhgren oder Buium (beide unter einer Million) ist das dagegen nicht zu vernachlässigen. Marco Rossi liegt da mit fünf Millionen dazwischen, auch für ihn und seine Freundin ist aber bald House Hunting angesagt...

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