Österreich hat bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Schweden und Dänemark erstmals seit 1994 den Sprung ins Viertelfinale geschafft.
Dort unterlag die ÖEHV-Truppe am vergangenen Donnerstag in Dänemark dem neuerlichen Vize-Weltmeister aus der Schweiz deutlich mit 0:6. Das schmälert die starke WM-Leistung jedoch keineswegs.
Für die Viertelfinal-Teilnahme schüttet der Eishockey-Weltverband (IIHF) 575.000 US-Dollar (507.210 Euro) aus, jeder Spieler erhält eine Prämie von 9.200 US-Dollar (8.115 Euro) inklusive Taggelder in Höhe von 150 Euro. Dem ÖEHV werden rund 200.000 Euro übrig bleiben.
Ist damit zu rechnen, dass Rot-Weiß-Rot auch in Zukunft um ein Viertelfinale mitspielen kann? Welches Personal wird Teamchef Roger Bader überhaupt zur Verfügung haben?
LAOLA1 wagt eine Prognose, wie das ÖEHV-Team in drei bis fünf Jahren aussehen könnte. Natürlich ein Blick in die Glaskugel, doch das Potenzial lässt sich anhand dessen ableiten.
TORHÜTER:
Starter: David Kickert, Benedikt Oschgan, Atte Tolvanen
Im erweiterten Kreis: Florian Vorauer, Sebastian Wraneschitz, Jakob Brandner, Nicolas Wieser, Max Zimmermann
Zukunftsaktien: Patrick Müller, Martin Reder

Das Torhüter-Trio scheint gesetzt.
Atte Tolvanen (30) und David Kickert (31) sind im besten Eishockey-Alter. "Ich kann mir vorstellen, dass sie über die nächsten Jahre unser Torhüter-Duo bilden", meinte Teamchef Bader bereits im Februar gegenüber LAOLA1.
Benedikt Oschgan (19) ist der Jungspund im Team und schnupperte nun für einige Tage A-WM-Luft. Ihm werde die Zukunft gehören, kündigte Bader bereits mehrfach an. Wann diese sein wird, ist von seiner Entwicklung abhängig. Sein Wechsel in die zweite schwedische Liga zu Västeräs IK sollte ihm einen weiteren Schub geben.
Dahinter hat sich ein Unterbau potenzieller Kandidaten gebildet. Florian Vorauer (25) überzeugte bei der WM gegen Kanada, Sebastian Wraneschitz (23) hat sich nach verletzungsbedingt eher schwierigen Zeiten in den Nationalteam-Kreis zurückgekämpft.
Jakob Brandner (24) konnte in der WM-Vorbereitung aufzeigen und sollte in Innsbruck gute Einsatzzeiten kriegen. Auch Nicolas Wieser (27) erhielt in den Wochen vor der WM nach einer guten Saison in Graz eine Chance. Dazu könnte sich Max Zimmermann (25) nach seinem Wechsel von Zell am See in die französische erste Liga zu Gap wieder ins Rampenlicht spielen.
Und Martin Reder (20) ist neben Patrick Müller (19) eine weitere Nachwuchs-Hoffnung, die in der abgelaufenen ICE-Saison bei den Black Wings Linz ihr Profi-Debüt gab. Müller wartet beim KAC noch darauf, dafür war er heuer in den ersten Wochen der WM-Vorbereitung dabei.
VERTEIDIGUNG:
Starter: David Maier, Thimo Nickl, Nash Nienhuis, Ramon Schnetzer, Patrick Söllinger, Paul Stapelfeldt, Bernd Wolf, Kilian Zündel
Im erweiterten Kreis: Luis Lindner, Tobias Sablattnig, Philipp Wimmer, Niklas Würschl
Zukunftsaktien: Maximilian Kirchebner, Thomas Klassek, Maximilian Preiml, Alexander Rebernig, Paul Reiner, Ivan Zelenov
Fragezeichen: Gregor Biber, David Reinbacher, Clemens Unterweger
Nicht mehr dabei: Dominique Heinrich

In der Verteidigung ist für die Zukunft bereits gesorgt.
Diese wird aller Voraussicht nach ohne Dominique Heinrich (34) stattfinden. Der Wiener hat mit dem WM-Viertelfinale in Herning wohl sein letztes Karrierespiel bestritten.
Neben ihm ist Clemens Unterweger (33) der einzige Ü30-Akteur im Kader gewesen, ob der Lienzer in fünf Jahren immer noch am Eis steht, wird nur er selbst wissen.
Auch David Reinbacher (20) wird dem Nationalteam eher selten zur Verfügung stehen, allerdings aus erfreulichen Gründen. Der Vorarlberger könnte nächste Saison zu den Montreal Canadiens in die NHL aufrücken.
Bei Gregor Biber (18) stehen die Chancen ebenfalls nicht schlecht, eines Tages in der stärksten Eishockey-Liga der Welt aufzulaufen. Der Niederösterreicher wird die Saison 2025/26 in Schweden bei Rögle BK bestreiten, danach soll er nach Nordamerika übersiedeln. Dadurch würden sich seine Chancen auf WM-Teilnahmen naturgemäß verringern.
Den Stamm bilden somit acht Spieler, angeführt von Bernd Wolf (28) und Thimo Nickl (23). Dahinter bringen David Maier (25), Ramon Schnetzer (28), Paul Stapelfeldt (26) und Kilian Zündel (24) ebenfalls A-WM-Erfahrung mit. Patrick Söllinger (20) hat sich mit einer starken ICE-Saison ins Rampenlicht gespielt.
Ab der nächsten WM 2026 in der Schweiz wird auch Nash Nienhuis (25) dem ÖEHV-Team zur Verfügung stehen. Der Sohn von Kraig Nienhuis besitzt neben der kanadischen sowie der US-Staatsbürgerschaft auch die österreichische. Gemäß den Regularien der IIHF darf er für Rot-Weiß-Rot auflaufen, sobald er zumindest 16 Monate am Stück und zwei Spielzeiten in Österreich gespielt hat. Das wird im April 2026 der Fall sein.
Dahinter gibt es eine Sammlung an jungen Spielern, die entweder einige Länderspiele bereits in den Beinen haben - Kirchebner, Klassek (beide 20), Lindner (24), Rebernig (19), Sablattnig (22), Wimmer (23), Würschl (25) - oder das Potenzial besitzen, in den nächsten Jahren im A-Team aufzulaufen - Preiml (22), Reiner (18), Zelenov (19).
ANGRIFF:
Starter: Benjamin Baumgartner, Lukas Haudum, Mario Huber, Paul Huber, Benjamin Nissner, Lucas Thaler, Ali Wukovits, Dominic Zwerger
Im erweiterten Kreis: Oliver Achermann, Florian Baltram, Nico Feldner, Lukas Kainz, Nikolaus Kraus, Felix Maxa, Henrik Neubauer, Senna Peeters, Maximilian Rebernig, Simeon Schwinger, Leon Wallner
Zukunftsaktien: Luca Auer, Leon Kolarik, Johannes Neumann, Ian Scherzer, Paul Sintschnig, Vasily Zelenov
Fragezeichen: Johannes Bischofberger, Manuel Ganahl, Marco Kasper, Vinzenz Rohrer, Marco Rossi, Peter Schneider
Nicht mehr dabei: Brian Lebler, Thomas Raffl

Die größten Fragezeichen bestehen auf den Stürmer-Positionen.
Allen voran Marco Kasper (21) und Marco Rossi (23) werden aufgrund ihrer NHL-Engagements nur dann zum ÖEHV-Team kommen, wenn ihre Saison bereits vorbei ist. Auf Vinzenz Rohrer (20) könnte dies ebenfalls bald zutreffen, nach der starken WM wäre der "Duracell-Hase" jedenfalls bereit für den Schritt nach Nordamerika.
Manuel Ganahl und Peter Schneider (beide 34) sind absolute Dauerbrenner im Nationalteam, jedoch im erhöhten Alter. Ob beide auch in fünf Jahren noch dabei sind? Brian Lebler (36) und Kapitän Thomas Raffl (38) werden kein Thema mehr sein.
Ähnliches gilt für Johannes Bischofberger (30), dem pfeilschnellen Angreifer steht die Verletzungsgeschichte im Weg. Die Olympia-Qualifikation 2024 in Bratislava könnte bereits sein letzter ÖEHV-Auftritt gewesen sein.
Dennoch steht ein Grundgerüst an Spielern bereit, die noch viele starke Jahre vor sich haben. Aus dem angeführten Oktett hat noch niemand den 30er erreicht, die nächsten werden die beiden 96-Jahrgänge Mario Huber (28) und Ali Wukovits (29) sein.
Über die Jahre wurde ein Pool an potenziellen WM-Kandidaten aufgebaut. Oliver Achermann (31), Nico Feldner (26), Lukas Kainz (29), Nikolaus Kraus (28), Henrik Neubauer (28) und Simeon Schwinger (27) haben Rot-Weiß-Rot bereits auf der großen Bühne vertreten. Auch Florian Baltram (28) könnte zu diesem Kreis gehören, Verletzungsprobleme stoppten den Wiener jedoch.
Felix Maxa (27) und Maximilian Rebernig (24) zählen seit Jahren zum engeren Kreis, für eine WM-Teilnahme reichte es bislang noch nie.

Leon Wallner (22) hat es heuer nach einer Breakout-Saison bei den Vienna Capitals bis ins letzte Teamcamp geschafft, Senna Peeters (22) will sich nach einer schwierigen Spielzeit beim KAC wieder empfehlen. Dafür ging der gebürtige Belgier nach Wien.
Zu den interessantesten Zukunftsaktien zählen neben Luca Auer (20) vor allem Leon Kolarik (17), Johannes Neumann (18), Ian Scherzer (19), Paul Sintschnig (16) und Vasily Zelenov (19).
Scherzer hätte es 2024 beinahe ins WM-Aufgebot geschafft und stach bei seinen drei Antritten bei U20-Weltmeisterschaften jeweils heraus. Das nächste Jahr bestreitet er in der NCAA am Rensselaer Polytechnic Institute (RPI), sollte seine langfristige Zukunft in Nordamerika liegen, ist das Nationalteam natürlich ebenfalls davon abhängig, wann seine Saison beendet ist.
Das trifft auch auf Zelenov zu: Der eingebürgerte Russe wird 2025/26 in der NCAA für die University of Wisconsin auflaufen. Seine Verfügbarkeit beschränkt sich vorerst wohl auf die WM-Vorbereitungsphase.
In Europa tätig sind Auer, Kolarik (beide Salzburg), Neumann (Rögle BK/SWE) und Sintschnig (VSV). Das Quartett konnte vor allem bei Nachwuchs-Weltmeisterschaft bereits mehrfach aufzeigen. Es wäre kein Wunder, wenn sie von Teamchef Roger Bader bald eine Chance erhalten würden, sich im A-Nationalteam zu präsentieren.
FAZIT:
Die Auswahl an WM-fähigen Spielern sollte in den nächsten Jahren stetig wachsen.
Ob sich Viertelfinal-Teilnahmen zur Regel entwickeln, hängt vor allem von der alljährlichen Verfügbarkeit der NHL- bzw. Nordamerika-Legionäre ab. Ohne ihnen sollte der Stamm jedenfalls genügend Qualität mitbringen, um sich weiterhin als A-Nation zu etablieren.
Eine der größten Herausforderungen wird es jedoch sein, die langjährigen Leistungsträger Heinrich und Raffl adäquat zu ersetzen.
Und: Wie lange bleibt Roger Bader dem Verband erhalten? Der Teamchef und Sportdirektor in Personalunion hat das österreichische Eishockey im letzten Jahrzehnt auf ein neues Level gehoben und hat mit seiner andauernden Einbindung von Perspektivspielern ein Fundament geschaffen, aus dem er wählen kann.
Mit der Teilnahme an der WM 2026 in der Schweiz geht für ihn ein kleiner Traum in Erfüllung. Amtsmüdigkeit ist beim 60-Jährigen noch keine zu verspüren, dafür eine nicht endenwollende Freude und Lust, mit den Spielern zu arbeiten und sie konstant zu verbessern.
Die Zukunft des Nationalteams wird daher auch vom in der Öffentlichkeit nie unumstrittenen Schweizer beeinflusst.