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ÖEHV-Teamchef Bader: "Wir sind 'noch' keine Top-10-Nation"

Teamchef Roger Bader musste vor dem Start in den Deutschland-Cup mehrere Anpassungen vornehmen. Warum das kein Problem ist und solche Turniere für Österreichs Entwicklung so wichtig sind.

ÖEHV-Teamchef Bader: "Wir sind 'noch' keine Top-10-Nation" Foto: © GEPA

Österreichs Mannschaft des Jahres darf sich mittlerweile als Dauergast beim Deutschland-Cup bezeichnen.

Das Eishockey-Nationalteam nimmt heuer im vierten Jahr in Folge am traditionsreichen Vier-Nationen-Turnier teil, am Donnerstag steigt das Auftaktspiel gegen die Slowakei (12:15 Uhr). Es folgen die Duelle mit Gastgeber Deutschland (Sa., 18:45 Uhr) und Lettland (So., 11:00 Uhr).

Für die ÖEHV-Auswahl ist es die erste Bewährungsprobe seit der historischen Weltmeisterschaft in Schweden und Dänemark, bei der erstmals seit 31 Jahren das Viertelfinale erreicht wurde.

Die WM war bei der Zusammenkunft des Teams ein Thema, wenn auch nur kurz. "Wir haben etwas über die WM geredet und gewisse Dinge auf Video gezeigt. Wir sind stolz darauf, was wir geleistet haben, aber jetzt schauen wir nach vorne", sagt Teamchef Roger Bader zu LAOLA1.

Countdown zur WM 2026 läuft

Die WM 2026 in der Schweiz ist noch in weiter Ferne, doch der Countdown läuft bereits.

"Es sind Spieler hier, die zeigen wollen, dass sie ins WM-Team gehören", betont Bader und verweist auch auf Mario Huber, Simeon Schwinger oder Dominic Hackl, die bereits an einer Endrunde teilgenommen haben, zuletzt in Stockholm aber nicht Teil des Teams gewesen sind.

"Sie wollen, wie alle anderen, beweisen, dass sie in Zürich zum Kader zählen sollen. Wir haben eine gute Mischung", meint der 61-Jährige, der in Landshut auf insgesamt 16 Spieler der vergangenen WM zurückgreifen kann.

Absagen über Absagen

Eigentlich hätten es 17 sein sollen, doch Benjamin Baumgartner musste aufgrund einer beim SC Bern in der Schweiz erlittenen Unterkörperverletzung verzichten.

Auch Benjamin Nissner (drei WM-Teilnahmen) war nominiert, doch der Angreifer hat am vergangenen Freitag beim Liga-Heimspiel des EC Red Bull Salzburg gegen Olimpija Ljubljana eine Gehirnerschütterung erlitten und konnte deshalb nicht anreisen.

"Man merkt, dass wir in Österreich nicht viele Mittelstürmer haben, vor allem mit Qualität."

Teamchef Roger Bader

Sein Teamkollege Florian Baltram sagte indes schon vor der offiziellen Kader-Verkündung aus persönlichen Gründen, für die der Teamchef vollstes Verständnis zeigt, ab.

"Wie verhext"

"Es ist manchmal wie verhext", seufzt Bader und erläutert: "Wir hatten schon Turniere, wo fünf Spieler abgesagt haben und jeder ein Verteidiger war. Jetzt haben wir drei Absagen, alle drei sind Mittelstürmer."

Für Baumgartner und Nissner wurden Oskar Maier (Pioneers Vorarlberg) und Leon Wallner (Vienna Capitals) nachnominiert, aber: "Man merkt, dass wir in Österreich nicht viele Mittelstürmer haben, vor allem mit Qualität."

Deshalb ist nicht nur in den Plänen des Teamchefs Flexibilität gefragt, sondern auch bei den Spielern.

"Lukas Haudum, den ich, wenn alle dabei sind, als Flügel spielen lasse, spielt als Center. Auch Lucas Thaler spielt hier im Zentrum, genauso wie Lukas Kainz", so Bader.

Reflexartige Entscheidungen

Am Mittwoch gesellte sich mit Clemens Unterweger ein weiterer Spieler auf das Lazarett. Dem Verteidiger zwickt der Oberschenkel, weshalb er das Abschlusstraining nicht mitmachen konnte und zumindest das Spiel gegen die Slowakei verpasst. Alle Infos >>>

Der KAC-Crack hätte eine wichtige Rolle in der Defensive sowie im Powerplay eingenommen, in dem er im ersten Block gesetzt gewesen wäre. Thimo Nickl nimmt seine Position in Überzahl nun ein. "Das schwächt den zweiten Block ein bisschen", gibt Bader zu.

Ihm blieb jedoch keine andere Wahl, und der Schweizer nimmt es ohnehin so, wie es kommt.

"Ich habe mir über die Jahre den Reflex angeeignet, dass ich sofort weiß, wer einspringt und wie die Reihen verändert werden. Wenn während eines Spiels jemand ausfällt, dann habe ich keine drei Minuten Zeit zu überlegen, wen ich jetzt bringe", erklärt der Teamchef.

"Das sind drei Top-10-Nationen, die bei Olympia dabei sind. Wir sind beides noch nicht - mit Betonung auf 'noch'. Wir wollen in die Top 10, wir wollen zu Olympia."

Roger Bader

Die Anzahl der Ausfälle würde sich in diesem Jahr in einem moderaten Rahmen halten, gibt Bader weiters an: "Ich bin zufrieden mit dem Lineup."

"Noch" keine Top-10-Nation

Obwohl Österreich im Vergleich der vier Teilnehmer bei der letzten WM als einzige Nation die Gruppenphase überstanden hat, wollen der Teamchef und seine Spieler die Trauben nicht zu hoch hängen.

"Das sind drei Top-10-Nationen, die bei Olympia dabei sind", gibt Bader zu verstehen und fügt hinzu: "Wir sind beides noch nicht - mit Betonung auf 'noch'. Wir wollen in die Top 10, wir wollen zu Olympia, deshalb ist es gut, gegen solche Gegner zu spielen."

"Solche Turniere bringen uns weiter, je mehr desto besser", betont der Teamchef. "Wenn du Turniere mit Gegnern spielst, die noch schneller, intensiver spielen als man es im Liga-Alltag erlebt, dann passt man sich daran an und wird mitgezogen."

Peter Schneider, der Thomas Raffl als Kapitän vertreten wird, erwartet "drei wahnsinnig schwere Spiele, aber das ist super für uns. Das ist ein Level, das wir auch irgendwann erreichen wollen."

Niedrige Erwartungshaltung, rollende Ziele

Bader setzt bewusst auf eine niedrige Erwartungshaltung.

"Wir wollen grundsätzlich jedes Spiel gewinnen, sind aber die Nummer 4 bei diesem Turnier. Mir geht es darum, dass wir bei unserer Spielweise weitere Fortschritte machen", stellt er klar.

Trotzdem wurde als erster Checkpoint der "rollenden Zielsetzung" ein Sieg gegen die Slowakei ausgegeben. Ein müder Turnierstart, wie er in der Vergangenheit häufig der Fall war, soll demnach vermieden werden.

Die Anpassung an das internationale Niveau sei zumindest im Training schon "sehr gut" gelungen, lächelt Schneider. "Wir fahren ein sehr hohes Tempo, spielen schnell und geradlinig. Das gilt es auch im Match umzusetzen."

Dann kann am Freitag ein neues Ziel ausgegeben werden.

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