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Große Unzufriedenheit bei den Vienna Capitals

Coach Dave Barr nimmt Routiniers in die Pflicht. Einzig auf Goalies ist Verlass:

Große Unzufriedenheit bei den Vienna Capitals Foto: © GEPA

Der sechste Spieltag der bet-at-home ICE Hockey League war für die Vienna Capitals einer zum Vergessen.

Zwar haben die Wiener "nur" mit 0:1 gegen Olimpija Ljubljana verloren (Spielbericht >>>), die Art und Weise, wie sich die Hausherren in der heimischen Erste Bank Arena aber präsentierten, ist bedenklich.

Zum wiederholten Male ließ die offensive Produktion mit gerade einmal 16 Torschüssen zu wünschen übrig, im Gegensatz zu den vergangenen zwei Erfolgen gegen den HC Innsbruck und beim KAC fanden die Donaustädter an diesem Sonntagabend aber kaum Großchancen vor. Die größte Möglichkeit ließ noch Brody Sutter aus, der 30 Sekunden vor Spielende vom Slot aus verzog.

Am Ende des Tages steht eine äußerst schwache Darbietung gegen keineswegs überzeugende Slowenen, die zudem zwei defensive Leistungsträger vorgeben mussten und im ersten Drittel mit Wade Murphy einen ihrer Top-Scorer verletzt verloren.

Capitals-Coach Barr war nach der Niederlage höchst unzufrieden: "Wir haben paar Dinge gut gemacht, die Jungs haben sich reingeworfen - ich würde den Einsatz meiner Spieler auch nie infrage stellen. Wir müssen allerdings im Spiel bessere Entscheidungen treffen, geben dem Gegner derzeit viel zu viele einfache Torchancen. Das muss aufhören!"

Barr: Routiniers müssen liefern

(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)



Besonders in die Pflicht nahm er seine Routiniers, die die Caps aus der Krise führen sollen. "Sie müssen das Spiel führen, Pässe spielen, Situationen klären, Schüsse aufs Tor bringen. Die Routiniers sind es, die uns den Weg zum Erfolg zeigen. Wir können nicht darauf zählen, dass die jungen Spieler das Spiel vorantreiben", erhöhte der Kanadier den Druck auf Mario Fischer und Co.

Sauer stieß dem 60-Jährigen die Tatsache auf, dass sich die Mannschaft kaum an den Matchplan gehalten hat. "Vor dem Spiel haben wir darüber gesprochen, wie wir in die offensive Zone kommen wollen. Wir haben gesagt: 'Sie drängen dich auf die Seiten, bleiben in der Mitte – also nützen wir das aus.' Und was machen wir? Wir spielen durch die Mitte. Allein dadurch haben wir in den ersten zwei Dritteln um die 15-mal den Puck hergeschenkt. Daraufhin haben wir den Puck nur noch reingechippt, sind aber schlecht nachgegangen."

Barr war sichtlich wütend, musste sich mehrere Male das F-Wort verkneifen. Er setzte fort: "Aus unerfindlichen Gründen schenken wir die Scheibe zu oft in der neutralen Zone her. Wir haben offensiv derzeit nicht das größte Selbstvertrauen, viele Spieler fühlen sich auch in ihrem Spiel mit dem Puck nicht gut. Es passiert nicht oft, dass die halbe Mannschaft nicht so spielt, wie du es gerne hättest. Das wird sich hoffentlich bald ändern, denn wir kreieren kaum Chancen."

"Das ist ein kleiner Schneeball-Effekt"

Dass die Capitals auch kaum Chancen kreieren, zeigt folgende Statistik: Nur 88 (!) Torschüsse verzeichneten die Hauptstädter in sechs Spielen. Zum Vergleich: Red Bull Salzburg mit den Ex-Wienern Benjamin Nissner, Ty Loney und Ali Wukovits kommt schon auf 205 Schüssen auf das gegnerische Tor. 

Wir arbeiten hart, aber der Grund dafür liegt darin, dass wir den Puck immer verfolgen müssen, zu viele Turnovers produzieren. Wenn das passiert, läuft man dem Spiel nur hinterher. Die Spieler werden immer müder, kommen im nächsten Shift nicht frisch aufs Eis. Das ist der ganzen Arbeit in der Defensive geschuldet.

Nicolai Meyer hält mit immerhin 14 Torschüssen - Das sind 15,90 Prozent aller Torschüsse der Capitals - die Fahne hoch, mit Charlie Dodero folgt allerdings bereits ein Defender mit sieben Abschlüssen auf den gegnerischen Kasten.

Barr hatte einen Grund für die schwache Offensive bereits ausgemacht: "Wir arbeiten hart, aber der Grund dafür liegt darin, dass wir den Puck immer verfolgen müssen, zu viele Turnovers produzieren. Wenn das passiert, läuft man dem Spiel nur hinterher. Die Spieler werden immer müder, kommen im nächsten Shift nicht frisch aufs Eis. Das ist der ganzen Arbeit in der Defensive geschuldet."

Nachsatz: "Das ist ein kleiner Schneeball-Effekt, den wir durchbrechen müssen. Zum Glück spielen unsere Torhüter derzeit sehr gut."

Der überragende Stefan Steen

Nach seinem Shutout-Erfolg in der vierten Runde gegen den HC Innsbruck durfte Stefan Steen wieder das Tor der Capitals hüten. Und der Schwede war es auch, der den Wienern überhaupt eine Chance auf Punkte gab. Speziell im dritten Drittel, wo die Caps alles nach vorne warfen, sah sich der 28-Jährige mehreren Breakaways von Ljubljana entgegen.

Ein ums andere Mal verhinderte Steen das wohl spielentscheidende 2:0, dafür gab es auch Lob von Barr: "Steen hat gegen Innsbruck fantastisch gespielt und heute sogar noch besser. Er strahlte Selbstvertrauen aus, hat die Scheibe gut kontrolliert. Er hat vier, fünf, sogar sechs Big Saves gezeigt, die es braucht, um unsere Siegchancen am Leben zu halten."

Der Goalie konnte sich die schwache Capitals-Leistung nach dem Spiel ebenfalls nicht erklären: "Wir haben gekämpft, hatten gleichzeitig aber Probleme. Wir haben heute nicht auf unserem höchsten Niveau gespielt, warum kann ich mir selbst nicht erklären. Wir müssen darüber nachdenken und Lösungen finden, denn wir bringen uns zu oft in Schwierigkeiten."

"Hexer" Stefan Steen
Foto: © GEPA

Manchmal habe man schon in den einfachsten Situationen Probleme, bringe sich mit falschen Entscheidungen in Schwierigkeiten, meinte Steen. "Wir sehen uns zu vielen Odd-Man-Rushes entgegen." Dennoch sei es über die gesamte Zeit ein enges Spiel gewesen. "Wir haben 30 Sekunden vor dem Ende aus dem Slot eine große Chance, zumindest einen Punkt zu stehlen. Das gelang uns leider nicht."

Der schwedische Schlussmann sah daher noch viel Arbeit auf die Capitals zukommen: "Derzeit muss viel zusammenpassen. Wir müssen uns die Videos ansehen und weiterarbeiten. Wir arbeiten jeden verdammten Tag daran, die Saison ist lang und wir wollen uns stetig verbessern. Wir werden nächste Woche definitiv besser als heute spielen."

Ljubljana: Freude über starken Saisonstart

Besser gespielt an diesem Sonntagabend hat der Olimpija Ljubljana. Die Slowenen konnten in der bisherigen Saison voll überzeugen, halten schon bei elf Punkten und dem dritten Rang. Zudem wurden bereits Erfolge gegen den HC Bozen, die Graz99ers, die Black Wings Linz und nun eben die Capitals eingefahren.

Einzig der HC Innsbruck erwies sich als Stolperstein der "Drachen", in zwei Duellen gab es zwei Pleiten. Ljubljana trotzte nicht nur der Bilanz, sondern auch den Ausfällen: Mit Sebastien Piche, Joona Erving fielen zwei wichtige Verteidiger aus, auch Torhüter Paavo Hölsä kuriert eine Verletzung aus. Mit Wade Murphy musste der zweitbeste Scorer der Liga das Spiel noch im ersten Drittel frühzeitig beenden. 

Vor allem deshalb meinte Head-Coach Mitja Sivic: "Es war ein hartes Spiel. Wir mussten zwei Top-Defendern in unserem Line-Up vorgeben, haben im ersten Drittel zudem Wade Murphy verloren. Er nimmt einen großen Part in unserer Offensive ein, die Spieler haben sich dennoch an den Matchplan gehalten. Wir haben die kleinen Dinge gut gemacht, haben den Sieg verdient."

Erfreut zeigte er sich auf den starken Saisonstart angesprochen, den wohl die wenigsten erwartet hatten: "Ich glaube immer an meine Jungs, weiß, wozu sie fähig sind. Als ich zum Team kam, habe ich ihnen das auch gesagt. Wir arbeiten als Mannschaft hart und die Spieler zeigen Tag für Tag ihre Leistung. Sie haben sehr viel Qualität."

Sivic weiter: "Die Siege tun uns sehr gut, dadurch sehen sie: Wenn du jedes Mal dein Bestes gibst, kannst du gegen jeden in dieser Liga gewinnen."


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