"Das war ein wichtiger Sieg", betonte Harry Lange.
Die Graz99ers haben mit einem 3:1 bei den Vienna Capitals den ersten Erfolg nach regulärer Spielzeit seit 26. September gefeiert. Seither setzte es drei Niederlagen in vier Spielen, darunter gegen die Tabellen-Nachzügler HC Innsbruck und FTC Budapest.
"Man sieht, wie eng die Liga ist. Es werden auch andere Mannschaften noch ihre Schwierigkeiten haben. Ein Dreier tut daher besonders gut", lächelte der 99ers-Coach.
Der Grundstein reichte aus
Den Grundstein haben die Steirer mit einem starken ersten Drittel gelegt. "Da haben wir richtig gut gespielt", freute sich Lange, dessen Team mit einer 2:0-Führung in die erste Pause gegangen ist.
"Unsere Verteidiger sind zu schnell aufgerückt. Obwohl sie die Scheibe nicht gekriegt haben, waren sie zu weit in der offensiven Zone drin. Dann kommt dazu, dass sich die Stürmer zu wenig absichern."
Daran konnten die Grazer Gäste jedoch nicht anknüpfen. "Im zweiten Drittel haben wir in der Offensive zu offensiv agiert, sind in ein paar Konter gelaufen." Einen davon nutzte Dominic Hackl zum 1:2, weitere Wiener Chancen machte Goalie Max Lagace zunichte.
Lange analysierte: "Unsere Verteidiger sind zu schnell aufgerückt. Obwohl sie die Scheibe nicht gekriegt haben, waren sie zu weit in der offensiven Zone drin. Dann kommt dazu, dass sich die Stürmer zu wenig absichern."
Eine Folge der letzten Wochen
Es ist die Folge der letzten Wochen, in denen sich die 99ers mit dem Toreschießen sichtlich schwergetan haben.
Gegen Innsbruck, die Pioneers und FTC wurden 150 (!) Torschüsse abgefeuert, daraus resultierten allerdings nur sieben Treffer - und zwei Niederlagen. In Wien waren es immerhin drei Tore aus 25 Schüssen auf Sebastian Wraneschitz' Kasten.
Lange erklärte: "Wir tun uns in der offensiven Zone im Augenblick schwer, freie Schüsse zu kreieren. Die Mannschaften verteidigen gegen uns auch gut."
Die Suche nach dem richtigen Zeitpunkt
Die Capitals waren darauf bedacht, den Slot so dicht wie möglich zu machen und Passwege zuzustellen.
Deshalb hatten die steirischen Gäste außen zwar viel Platz, fanden aber keinen Weg in die wirklich gefährlichen Zonen. Es fehlte die zündende Idee, zudem wurde vor dem Tor zu wenig Verkehr kreiert. Wenn er denn mal da ist, und dem Goalie die Sicht verstellt ist, "verpassen wir es zurzeit, den Abschluss zu suchen."
"Wir wollen manchmal noch einen Pass machen oder die Scheibe nochmal länger halten. Dadurch bringen wir die Scheibe um wenige Momente zu spät aufs Tor", so Lange.
Zu wenig Egoismus?
Dass seine Spieler mehr Risiko nehmen, manchmal sogar die Geduld verlieren und den Torerfolg erzwingen wollen, will er ihnen gar nicht verübeln.
"Es passiert aus dem Guten heraus", meinte Lange. "Die Jungs haben so einen guten Charakter, das ist so eine enge Truppe. Jeder möchte das Spiel entscheiden, ohne egoistisch zu sein."
Also wird der vermeintlich noch besser postierte Mitspieler gesucht, als selbst der Schuss genommen. "Da müssen wir noch einen Weg finden, egoistisch genug, aber trotzdem ein Team zu sein", forderte Lange mehr Mut zum Eigensinn. "Da müssen wir Trainer, so blöd es klingt, die Leine sogar etwas locker lassen."
Zeit, die es nicht gibt
Die Situation bleibe trotz des Erfolgs "herausfordernd", stellte Lange klar, obwohl die 99ers in der Tabelle nur drei Punkte hinter Spitzenreiter Olimpija Ljubljana liegen.
"Eine 'winning culture' zu bilden, braucht Zeit und ich weiß, dass Zeit nicht immer da und Eishockey ein Ergebnissport ist."
Aber: "Wir sind eine Organisation, die in der jüngeren Vergangenheit nicht übermäßig viel gewonnen hat. Jetzt haben wir seit einem Jahr und paar Monaten eine richtig gute Mannschaft. Aber eine 'winning culture' zu bilden, braucht Zeit und ich weiß, dass Zeit nicht immer da und Eishockey ein Ergebnissport ist."
Durch die erhöhten Ansprüche herrscht schnell Unruhe. "Wir wissen schon vom letzten Jahr, dass die Stimmen von außen gleich laut werden, weil prinzipiell nichts gegönnt wird - auch intern ist gleich Druck da", gestand der Coach. "Damit müssen wir lernen umzugehen."
Doch der Glaube ist da, "dass unser Spielstil, unsere Auswahl der Spieler und deren Charakter absolut das Richtige ist. Die Trainer und Spieler halten alle zusammen."