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Black Wings brauchen ein glückliches Händchen

Nach Horror-Start steigerten sich Oberösterreicher unter Neo-Coach Ceman.

Black Wings brauchen ein glückliches Händchen Foto: © GEPA

Schon im Sommer zeichnete sich eine äußerst durchwachsene Saison für den Playoff-Dauergast aus Oberösterreich ab. Von Sponsor-Streit und finanziellen Problemen gebeutelt, ging der Saisonstart für die Steinbach Black Wings 1992 dann so richtig daneben. 

Nach einem Trainerwechsel und mit neuen Legionären stabilisierte sich das Team aber zusehends und sorgte mit einem passablen Saison-Finish immerhin dafür, dass LAOLA1-Scout Bernd Freimüller für die kommende Saison eine deutliche Steigerung erwartet. Sein Fazit der abglaufenen Saison und die Erwartungen, die er an Manager Gregor Baumgartner hat, liest du im folgenden Artikel:

 

Katastrophal begonnen, dann um ein Alzerl am Playoff-Einzug gescheitert: Die Steinbach Black Wings Linz 1992 absolvierten eine Saison, die in zwei Hälften zerfiel. Das Resumee:

Der Sommer 2020 war ein unruhiger in der ehemaligen Eishockey-Hochburg Linz. Der um den geschassten Manager Christian Perthaler gegründete EHV Linz buhlte um die Aufnahme in die ICE-HL, was erst im Juni abgeschmettert wurde. Im Schatten dieser Machtkämpfe musste Neo-Manager Gregor Baumgartner mit krass verminderten Mitteln eine neue Mannschaft bilden. Immerhin fand sich mit dem Pool-Hersteller Steinbach ein neuer Haupt- und Namenssponsor.

Ceman kommt im zweiten Anlauf

Foto: © GEPA

Im Sommer verlor Baumgartner noch das Rennen um Coach Dan Ceman, den die aktionistisch agierenden Villacher quasi über Nacht engagierten. Als dieser dann Anfang Dezember gefeuert wurde, löste er fast über Nacht in Linz Pierre Beaulieu ab, unter dem die Black Wings am Tabellenende einzementiert waren.

Das änderte sich auch unter Ceman nicht, doch ein Leistungsaufschwung war ab Jänner unübersehbar und in der Qualification Round fehlte dann nur ein Alzerl zum Playoff-Einzug. Dazu trug natürlich auch der ICE-Modus bei, aber unter Ceman präsentierte sich das Team defensiv wesentlich kompakter und profitierte weiterhin vom Topscorer-Duo Lebler/Umicevic.

Ist Ceman also der bessere Coach als Beaulieu? Oder war das Team am Ende der Saison einfach von der Qualität weit höher angesiedelt? Schließlich konnte er mit Oskars Bartulis, dem heimgekehrten Josh Roach, Dennis Yan, Gints Meija und Atte Karppinen gleich auf fünf nachverpflichtete Legionäre zurückgreifen, dazu kam noch Zintis Zusevics als Kaderergänzung (was genau sind mittlerweile seine Stärken?).

Aufwärtstrend mit neuen Legionären

Das Team vom Beginn der Saison war, um es ungeschönt zu sagen, ein Gruselkabinett. Andrew Nielsen versuchte, langsame Beine mit Faustschlägen zu kompensieren, was nicht einmal mehr in der EIHL ein Erfolgsrezept wäre. Niklas Tikkinen wiederum agierte in Zweikämpfen nachgerade rachitisch. Die Heimkehrer Sebastien Piche, Marc-Andre Dorion und Andrew Kozek waren Schatten ihrer alten Ichs. Kozek erlebte dann auch das Saisonende in Linz ebenso wenig, wie die verletzt abgemeldeten Andreas Kristler, Alexander Lahoda und Goalie David Kickert, der nach Augsburg wechseln durfte.

Von den Nachverpflichtungen bildeten Roach und Bartulis ein starkes Top-Defenderpaar mit viel Eiszeit, Meija war körperlich stark und defensiv verlässlich, Yan ließ ab und an Abschlusstalent aufblitzen. Die Top-Cracks am Saisonende waren Roach, Bartulis, Lebler, Umicevic und Will Pelletier, der auch in schlechten Zeiten ein „edgy“ Spieler mit guten Skills war.

Die Rollenspieler dahinter waren besser als zuvor, Goalie Luka Gracnar wehrte sich auch im Rahmen der Möglichkeiten. Mit anderen Worten: Die Black Wings zu Saisonende hätten die vom Saisonbeginn in einer Playoff-Serie sicher geschlagen, andrerseits wären sie gegen Bozen oder den KAC weiter eher chancenlos geblieben.

Kaderveränderungen sind zu erwarten

 

Foto: © GEPA

Baumgartner wird (und muss) den Kader im Sommer wieder umdrehen, Rückkehraktionen einstiger Größen (die nicht nur seine Idee waren) wird es wohl keine mehr geben. Die Kaderplanung wird sehr vom Verbleib oder Nicht-Verbleib von Brian Lebler abhängen, der bei all seinen jahrelang nachgewiesenen Scorerqualitäten natürlich entsprechende Mittel bindet. Müsste ich wetten, würde ich auf seinen Verbleib setzen, schon angesichts eines Mangels an zahlungskräftigen Interessenten. Die Roten Bullen müssen halt wieder einmal – wie schon öfters bei österreichischen Spitzencracks  – ihre Rolle als drohender Abwerber einnehmen, auch wenn nichts dahintersteckt.

Der Verbleib von Roach ist noch nicht ganz sicher, Spielertypen wie ihn findet man aber nicht leicht. Egal ob mit oder ohne ihn: Die restlichen Legionärs-Defender sollten schon brauchbare Skills und Beine mitbringen, da am Österreicher-Markt – so noch jemand kommt – eher brave Soldaten zu haben sein werden und da steht mit Gerd Kragl schon einer fest.

Im Tor dürfte es eine Legionärslösung geben (und die kann nicht Gracnar heißen) – bleibt Kickert dann oder setzt man ohnehin auf einen Vielspieler und einen billigeren Backup (Paul Mocher)?

Offensiv-Hoffnung ruht auf den alten Bekannten

Dragan Umicevic bleibt noch ein Jährchen – mit 37 Jahren bleibt zu hoffen, dass seine Hände weiter jung bleiben. Dazu noch Lebler und Pelletier, zumindest drei weitere potentielle Scorer würden benötigt. Im Österreicher-Segment zu Julian Pusnik, Stefan Gaffal, Andreas Kristler, Alexander Lahoda, Niklas Bretschneider und eventuell Marco Brucker wird man sich vornehmlich mit Graz und Villach zanken müssen.

Es würde schon helfen – und das können weder Baumgartner noch Ceman beeinflussen – wenn Gaffal und Kristler einmal eine Saison durchspielen könnten. Allerdings ist man hier noch etwas tiefer besetzt als in der Defensive.

Unter den ICE-Topteams darf man die Black Wings wohl auch in der nächsten Saison nicht erwarten, doch der sich abzeichnende Kern ist im Vergleich zur Konkurrenz so schlecht auch wieder nicht. Ein glückliches Händchen bei den Legionärsverpflichtungen (Goalie, ein oder zwei Defender, Top-Center) könnte für eine wesentlich konstantere Saison sorgen…

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