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Welche Kader-Regelungen ihre Wirkung verfehlt haben

2022 wurde die Punkteregelung ersetzt, unter anderem Kader-Obergrenzen und Spielberichts-Vorgaben eingeführt. Warum diese keinen Einfluss hatten.

Welche Kader-Regelungen ihre Wirkung verfehlt haben Foto: © GEPA

Im Gamebook der win2day ICE Hockey League finden sich immer wieder Schmankerl oder Regeln, die einer genauen Überprüfung nicht standhalten.

Zwei Jahre, nachdem eine Kaderobergrenze von 26 Mann eingeführt wurde, erwies sich diese genauso wie die Vorgaben zum jeweiligen Spielbericht als "tote Regeln".

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller mit einem Blick darauf:

In der ICE gibt es grundsätzlich drei Arten von Spielern:

  • Heimische Unter-24-Spieler, die unbegrenzt eingesetzt werden können und auf keine Kaderregel Einfluss haben
  • Heimische Über-24-Spieler, die unter der Bezeichnung "Domestic Players" angesiedelt sind. Diese hießen erst "National Players", um so einen Zusammenhang mit der Einsatzberechtigung für das Nationalteam herzustellen. Nachdem aber Peter Hochkofler - für Italien und nicht für Österreich spielberechtigt - nach einer Klagedrohung doch eine Sondergenehmigung als Österreicher bekam, benannte die Liga bei Nacht und Nebel die Bezeichnung um. Domestic Player können aber fünf Spiele bestreiten, ehe sie an die Kadergrenze angerechnet werden, was vor allem für Leihgaben aus der AlpsHL Bedeutung haben kann.
  • Legionäre - egal welchen Alters, die früher punktereduzierten U24-Legionäre gibt es nicht mehr. Wer keinen einheimischen Pass hat, gehört automatisch zu dieser Gruppe. Als oberstes Passamt reiht die Liga unter dieser Kategorie der "Non-Domestic Players" auch Doppelstaatsbürger ein, die noch nicht für ihr Land spielberechtigt sind. Das gilt für bis zu zwei volle Saisonen, auch wenn die Spielberechtigung für das Nationalteam (wie etwa bei Asiagos Bryce Misley) schon während der zweiten Saison vorliegt.

Der Gedanke: Keine unbegrenzten Legionäre, mehr Chancen für U24-Spieler

So weit, so gut - die Domestic und Non-Domestic Players zusammengerechnet dürfen eben die Höchstzahl von 26 Mann nicht übersteigen. Diese Regel wurde im Sommer 2022 in Zusammenarbeit der Liga mit dem ÖEHV eingeführt, ersetzte damit die Punkteregelung.

Der Hintergrund dabei: Die Teams sollten nicht unbegrenzt Legionäre anmelden können, bei mehreren Ausfällen (auch von Domestic Players) sollten jüngere (im österreichischen Eishockey-Jungbrunnen gelten eben Spieler unter 24 Jahren automatisch als juvenil) Cracks zum Einsatz kommen.

Dazu kam noch eine ergänzende Regel für den jeweiligen Spielbericht (also nicht das Kaderblatt): Es müssen (Betonung auf "müssen") zwölf Domestic Players auf dem Spielbericht stehen, wovon mindestens zwei U24-Cracks sein müssen. Die restlichen zehn Plätze (ICE-Spielberichte lassen 22 Spieler zu) können bei Bedarf mit Legionären aufgefüllt werden.

Die Betonung auf "müssen" war schon lächerlich: Wo sonst gibt es das auf der Welt, dass ein Team den Spielbericht ganz ausfüllen müsste? Wäre ungefähr so, wie wenn im Fußball jeder Platz auf der Ersatzbank belegt sein müsste.

Zwiespältige Umsetzung

Die Liga ließ Ausnahmen nur bei Krankheiten oder einer Verletzungswelle zu - allerdings nur auf dem Papier, das wurde natürlich nie exekutiert.

Der VSV bibberte allerdings aufgrund dieser Vorgaben zu Beginn der Saison 22/23, nahm sogar zu Auswärtsspielen immer die notwendigen zwei U24-Spieler mit, auch wenn diese das Eis nur beim Warmup betraten.

Andere Teams sahen das lockerer, in der Vorsaison trat Asiago mitunter ohne die notwendigen Nachwuchsspieler an, heuer auch manchmal Linz, die aufgrund ihres eigenen Farmteams eigentlich immer auf genügend Nachschub zurückgreifen könnten.

Was passiert, wenn man die zwei U24-Spieler nicht aufbietet? Gar nichts - du trittst halt mit sechs Defendern und zwölf Stürmern an, was ohnehin ein normales Aufgebot bedeutet. Bei einem 20-Mann-Spielbericht hätte das schon eher Konsequenzen, die Teams könnten - wie in der ECHL - nicht mit vier Sturmlinien antreten. So aber ist diese Regel tot.

Maximale Kadergröße viel zu hoch

Nach zwei Jahren erwies sich - wie erwartet - auch die 26-Mann-Kaderobergrenze als völlig zahnlos. Nicht unbedingt die Idee dahinter, sondern die viel zu hoch gewählte Maximumanzahl. Selbst Teams, die aufgrund sportlicher Misserfolge mit Legionären nachladen mussten, stießen nie an diese Obergrenze an.

22/23 kam der HC Pustertal auf 25 Domestic und Non-Domestic Player, obwohl sie während einer Saison, die ohne Playoff-Teilnahme endete, insgesamt 13 Legionäre einsetzten und mit Nick Plastino, Ziga Pavlin, Wyatt Ege und Johan Harju nachlegten.

Ähnliches gilt auch heuer für die Vienna Capitals - 13 eingesetzte Legionäre insgesamt, mit Adam Ohre, Evan Wardley, Seamus Donohue, Carsen Twarynski, Zane Franklin und Reid Stefanson kamen sechs davon erst nach Saisonstart. Trotzdem kamen die Caps nur auf 22 angemeldete Spieler.

Lediglich Asiago kommt auf eine Lizenz mehr, Spieler wie Randy Gazzola, Giovanni Vallati, Luke Moncada, Nick Porco, Nick Saracino oder eben Misley gelten in der nächsten Saison auch in der Liga erstmals als Domestic Players, werden dort einige der derzeitigen kaum ligatauglichen Cracks ersetzen. 

"Tote Regeln" brachten keinerlei Veränderung

Weder die 26-Mann-Kadergrenze noch die "vorgeschriebenen" zwei U24-Spieler am Spielbericht hatten auf die Kaderplanungen der Teams bzw. vergrößerte Spielzeiten von Nachwuchscracks auch nur den geringsten Einfluss.

Aber bedarf es solcher künstlichen Regeln überhaupt? Teams wie Linz oder der KAC greifen gar nicht auf die Legionärs-Höchstanzahl zurück, andere Teams, die das tun - wie etwa der HC Innsbruck oder die Pioneers - verfügen gar nicht über genügend einheimische ältere Spieler, die jüngeren im Wege stünden.

Die zwei im Sommer 2022 mit großem Pomp eingeführten Regeln wurden damals mit großem Beifall bedacht, lösten sie doch die ungeliebte bzw. unverstandene Punkteregel ab. Aber zum Leben erwachten diese "toten Regeln" nie…


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