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Petri Matikainen: Das Mastermind des KAC

Wie der sympathische Finne als Spieler und Trainer Meister wurde. Ein Portrait:

Petri Matikainen: Das Mastermind des KAC Foto: © GEPA

Der Traum eines jeden werdenden Sport-Profis ist es, in seiner Karriere Titel zu gewinnen. Dabei bleiben viele Akteure mehr oder weniger auf der Strecke, verbringen zwar teils erfolgreiche persönliche Jahre, mit der eigenen Mannschaft reicht es aber nie zum großen Wurf.

Und dann gibt es diejenigen, die Momente voller Glücksgefühle und Erleichterung angesichts des gerade errungenen Pokals miterleben dürfen. Wie schön muss es sein, wenn die Spieluhr auf null tickt, den Emotionen freien Lauf gewährt werden darf? Wenn all die aufgebürdete Last von den Schultern abfällt?

Wohl nur eine Handvoll kommt in den Genuss, sowohl als Profi, aber auch in weiterer Folge als Cheftrainer einer Mannschaft solche Augenblicke mitzuerleben. Einer von ihnen ist der Head Coach des KAC, Petri Matikainen.

Meister im ersten Profi-Jahr

Meister im ersten Profi-Jahr
Matikainen als Spieler der Berlin Capitals
Foto: © getty

Der Finne eroberte 1988, just in seinem ersten vollen Jahr in der höchsten Liga Finnlands, der Liiga (Anm., früher SM-liiga), seinen ersten Meistertitel mit Tappara.

Nur zwei Jahre später war der frühere Verteidiger in Finnlands zweiter Liga angelangt, nach seinem Wechsel zu Jokipojat – das Team spielt noch heute in der Mestis – folgte 1991 der Abstieg. In der folgenden Spielzeit folgte jedoch der direkte Wiederaufstieg, nur um 1992/93 wieder abzusteigen.

1993/94 sollte Matikainen seine zweite Meisterschaft als Spieler erobern, dennoch reichte es in der folgenden Qualifikation für die SM-liiga nicht zum Aufstieg. Dass der zu dem Zeitpunkt 27-Jährige trotzdem in Finnlands höchster Spielklasse landete, war KalPa zu verdanken, die ihn nach seiner wohl besten Saison nach Kuopio holten.

1996 wagte er den Absprung aus seiner Heimat und schloss sich den Berlin Capitals - der Verein sollte sich nur wenige Jahre später gänzlich auflösen – an. Noch während der Saison 1997/98 übersiedelte er von Deutschlands Bundeshauptstadt in die Kärntner Landeshauptstadt und verbrachte seine letzten eineinhalb Profi-Jahre beim Klagenfurter AC.

Seine Anfänge als Trainer

Danach zog es den sympathischen Finnen zurück in seine Heimat, nach der Trainer-Ausbildung arbeitete sich Matikainen seinen Weg von der U20-Mannschaft der Pelicans aus Lahti zur Kampfmannschaft des Liiga-Klubs und wurde 2004/05 zum Head Coach auserkoren.

Während seiner Tätigkeiten als Chefbetreuer war er auch als Assistant Coach des finnischen U20-Nationalteams tätig, mit der er 2003/04 die Bronzemedaille eroberte. 2007/08 kam der Ex-Profi einem weiteren Meistertitel, seinem ersten als Trainer, am nähesten. Nach einer Final-Niederlage mit den Espoo Blues gegen Kärpät Oulu blieb ihm als Trostpreis die Auszeichnung "Trainer des Jahres" übrig.

Der Finne beim Coaching der Espoo Blues
Foto: © getty

Drei Jahre später wiederfuhr im dasselbe Schicksal, erneut stand er mit Espoo im Finale der Liiga, diesmal war jedoch gegen einen der Hauptstadtklubs HIFK Helsinki Endstation. Erneut musste Matikainen mit dem Preis als bester Trainer des Jahres vorliebnehmen.

Doch nur wenige Monate später war all der Frust wie weggefegt, der frühere Verteidiger gewann mit dem finnischen Nationalteam die Goldmedaille bei der Eishockey-WM 2010/11 in Bratislava und Kosice. Dort assistierte er Trainer-Nationalheld Jukka Jalonen, der die "Suomi" bei der bis dato letzten Weltmeisterschaft 2019, erneut in der Slowakei, zu einer weiteren Goldenen führte.

Missglückte Abenteuer

Matikainen hatte bei seinen folgenden Stationen hingegen weniger Glück, ein missglücktes Abenteuer in der KHL bei Avangard Omsk endete 2013/14 noch während der Saison mit der vorzeitigen Kündigung.

In weiterer Folge kam er jedoch erneut mit Österreich in Berührung, diesmal half er bei den Graz99ers aus, allerdings folgte nach dem Aus in der Qualification Round das jähe Ende des Engagements. Es sollte aber nicht sein letzter Trainer-Job in der EBEL bzw. ICE werden.

Nach einem Jahr in Bratislava sowie drei Jahren zurück in der Heimat bei den Pelicans, dort wo alles begann, folgte der Wechsel zu seiner letzten Spielerstation – dem KAC.

Unruhiger Auftakt in Klagenfurt

Unruhiger Auftakt in Klagenfurt
Foto: © GEPA

Die "Rotjacken" hatten gerade ein eher durchwachsenes Jahr hinter sich, Vorgänger Steve Walker erbrachte nicht den gewünschten Effekt innerhalb des Teams, nach nur einem Jahr in Klagenfurt war die Liaison auch schon wieder zu Ende.

Nachfolger wurde eben Petri Matikainen, der sich zu Beginn seiner Amtszeit jedoch ordentlich Gegenwind entgegenstellen musste. Die Fans hätten sich einen Head Coach gewünscht, der für offensive Spektakel, für attraktives Spiel steht. Matikainens System wurde, in Anbetracht des wandelnden Spielstils in der Eishockey-Liga, als fehl am Platz angesehen.

Nach 17 Spieltagen stand man gerade einmal auf dem fünften Platz, die schärfsten Kritiker fühlten sich in ihren aufgestellten Thesen bestätigt, die Mannschaft ließ jegliche Konstanz vermissen. Der Finne blendete dies jedoch gekonnt aus, entwickelte das KAC-Werkl immer weiter.

Sechs Siege in Folge sollten den Rekordmeister in weiterer Folge an die Tabellenspitze spülen, doch es wollte keine Ruhe einkehren. Nach sieben Pleiten aus den letzten acht Grunddurchgangs-Partien wackelte der Trainerstuhl gehörig, auch zum Auftakt der Platzierungsrunde regnete es eine Niederlage nach der anderen.

Der KAC klassierte sich, auch dank mehrere Patzer der anderen Mannschaften, auf dem dritten Platz, pickte das Duell mit dem HC Bozen für das Viertelfinale der EBEL-Playoffs. Die heiße Meisterschaftsphase startete und die "Rotjacken" agierten plötzlich wie ausgewechselt.

Das Mastermind war geboren

Das Mastermind war geboren
Foto: © GEPA

Den Südtirolern wurde nach 4:1-Siegen in der "Best-of-Seven"-Serie keine Chance gelassen, im Halbfinale gelang sogar der Sweep gegen die Graz99ers. Doch im Finale stand, wie in der abgelaufenen Spielzeit, der Grunddurchgangs-Dominator in Form der Vienna Capitals gegenüber.

Es war eine extrem intensive und enge Serie, die ersten vier Duelle entschied jeweils das Heimteam für sich, jeweils mit nur einem Tor Unterschied. Spiel 5 wurde zum Difference Maker, der KAC feierte einen 2:0-Erfolg in Wien, im sechsten Final-Spiel wurde der mittlerweile verstorbene Adam Comrie zum vielumjubelten Meisterschaftswinner der Klagenfurter.

Die Kritiker waren urplötzlich verstummt, Matikainen wurde als Mastermind des österreichischen Rekordmeisters gefeiert. Im folgenden Jahr sollte dieser Status ins Wanken geraten.

Das Beinahe-Aus in der Landeshauptstadt

Zu Beginn der der zweiten Spielzeit unter dem 54-Jährigen schien der KAC seinen Trend fortzusetzen, "alles lief anfangs am Schnürchen", fasste Matikainen wenige Monate später treffend zusammen.

"Dadurch schraubten sich unsere Erwartungen sehr hoch, je länger das Jahr dauerte, desto stärker kam unser Motor ins Stottern, auch weil sich Schlüsselspieler verletzten". Besser hätte die Saison 2019/20 gar nicht beschrieben werden können, denn der KAC erlebte eine wahre Berg- und Talfahrt, die beinahe im 0:4-Viertelfinal-Aus gegen die Black Wings mündete.

Aber eben nur beinahe: Eine globale Pandemie stand noch in ihren Startlöchern, dennoch wurde der Profi-Sport innerhalb weniger Stunden abgedreht – inklusive der EBEL. Für den KAC-Coach war es wohl die Rettung seines Trainer-Jobs, wäre die Saison tatsächlich fortgesetzt worden, wäre es gut möglich, dass Matikainen nicht mehr Trainer in Klagenfurt wäre.

Status gerechtfertigt

Doch er blieb in der Landeshauptstadt, durfte sich sogar über eine zweijährige Vertragsverlängerung freuen. Und wie bereits im Vorjahr lief auch der Start in die Saison wie am Schnürchen, diesmal war aber auch die Konstanz vorhanden.

Die Klagenfurter waren von Anfang an eines der Top-Teams der Ligen, ein richtiges Tief durchlebten die "Rotjacken" zu keiner Phase der Meisterschaft, obwohl mit David Fischer ein absoluter Defensiv-Leistungsträger fehlte und immer wieder weitere wichtige Cracks verletzungsbedingt aussetzen mussten.

Es waren vor allem die jungen Spieler rund um Lukas Haudum, Kele Steffler und Co., die einen wahnsinnigen Sprung vorwärts gemacht haben. Dazu performten die "Oldies" auf konstant hohem Niveau, ließen sich kaum etwas zu Schulde kommen.

Und so entwickelte Petri Matikainen sein Spielsystem immer weiter und wurde im Laufe der Saison seinem Status als KAC-Mastermind einmal mehr gerecht.

Im Finale wieder gegen den Saison-Dominator

Im Finale wieder gegen den Saison-Dominator
Foto: © GEPA

Im gesamten Jänner musste der Titelverteidiger nur eine einzige Niederlage einstecken, nach dem Jahreswechsel waren sie das klar beste Team der Liga.

Die Form wurde daraufhin Richtung Playoffs erfolgreich konserviert, in der Pick Round war man mit 15 Zählern die punktbeste Mannschaft, sowohl im Viertel- als auch im Halbfinale wurde dem Lokalrivalen VSV und Red Bull Salzburg nicht den Hauch einer Chance gelassen.

Jedoch stand im Finale, wie bereits im ersten Meister-Jahr unter Matikainen, mit dem HC Bozen der Grunddurchgangs-Dominator gegenüber. Die folgenden Leistungen sollten dem 54-jährigen Trainer aber wohl ein Denkmal in Klagenfurt bringen.

Eine taktische Meisterleistung

Jeder Eishockey-Experte erwartete eine hochintensive und enge Serie, die meisten rechneten, dass die Final-Serie über die volle Distanz gehen würde. Doch bereits das erste Duell mit den Südtirolern offenbarte, dass der Titel nur über den KAC gehen kann.

6:0 wurde Bozen aus der eigenen Halle gefegt, die Art und Weise war mehr als überzeugend. Die Kaltschnäuzigkeit war meisterlich, dazu ließen sich die "Rotjacken" kaum auf Scharmützel mit den "Foxes" ein, die bereits die Serie gegen die Vienna Capitals mit diesem Erfolgsrezept für sich entschieden.

Die Klagenfurter waren gewiss nicht immer das bessere Team in diesem Finale, es waren aber die Tore zum richtigen Zeitpunkt, die Bozen den Nerv zogen und die Karl-Nedwed-Trophy erneut zum Lindwurm wandern ließen.

Und gerade in den Phasen, wie beispielsweise in Spiel 5, in denen der KAC nur hinterherlief, fand Matikainen die richtigen Worte. Nahm auch mal ein nötiges Timeout, um seiner Mannschaft einerseits eine kurze Pause zu gönnen - aber auch, um den Verstand noch einmal zu sammeln.

Dazu kam die oft von Matikainen angesprochene Mentalität, welche zufälligerweise auch Salzburgs Fußball-Coach Jesse Marsch zu Genüge predigt, die den Ausschlag zugunsten des neuen und verdienten Meisters der ICE Hockey League gab.

Zwei Dinge stehen unweigerlich fest: Der 54-jährige Finne wird auch in der kommenden Saison die Geschicke beim Rekordtitelträger leiten, wie er gegenüber "Sky" betonte: "Ich habe noch Vertrag." Darüber hinaus muss General Manager Oliver Pilloni wohl bereits im kommenden Sommer neue Vertragsgespräche angehen, ansonsten steht der KAC im Jahr 2022 ohne sein Mastermind, ohne Petri Matikainen, da.

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