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User Endzone: Das Kratzen an Belichicks Denkmal

Das ist das Team der Stunde. Die souveränen Bills. Big Ben bereitet graue Haare.

User Endzone: Das Kratzen an Belichicks Denkmal Foto: © getty

Da sind wir wieder!

Auch nach Week 4 in der NFL gibt es viel zu besprechen. Gut also, dass es die "User Endzone" gibt - das NFL-Format von EUCH für EUCH.

Zwei User geben in verschiedenen Kategorien ihre Expertisen, Meinungen und Ansichten zum besten.

Wir freuen uns auf eure Rückmeldungen und gerne auch Anregungen, schließlich will auch dieses Format weiterentwickelt werden.

Die Hosts in Week 4: "Floreich1108" und "mundafinga".

USER MUNDAFINGA

Los Angeles Rams (3-1) – Arizona Cardinals (4-0) 20:37

Es war das Spitzenspiel zweier 3-0 Teams und das Duell zweier Divisionsrivalen in der NFC West: Die L.A. Rams empfingen die Cardinals zum Showdown im SoFi Stadium. Es sollte jedoch kein erfreulicher Sonntag für die Heimfans werden.

Die Gäste aus Arizona antworteten mit einer Byron Murphy-Interception und einem 41-Yard Receiving Touchdown von A.J. Green auf die frühe 3:0-Führung der Rams. Los Angeles schlug noch in Quarter Nummer 1 zurück, Stafford fand Van Jefferson in der Endzone. Es sollte die letzte Führung der Heimmannschaft bleiben. Kyler Murray führte sein Team umgehend übers Feld und bediente TE Maxx Williams zur 14:10-Führung. Ein Sony Michel-Fumble und einen James Conner-Touchdown Run später stand es bereits 21:10. Beide Teams kamen noch zu einem Field Goal im zweiten Viertel, so ging es mit 24:13 für die Cardinals in die Halbzeitpause.

Nach der Pause erhöhte Matt Prater auf 27:13, bevor Matt Gay für die Gastgeber verkickte. Im nächsten Drive erhöhte Conner mit seinem zweiten Touchdown-Run auf 34:13 und das Spiel war entschieden. In der recht langen Garbage Time legten die Cardinals noch ein Field Goal nach, bevor Robert Woods mit seiner Touchdown Reception für den Schlusspunkt sorgte.

Die Cardinals sind das Team der Stunde und gewinnen nach acht Niederlagen in Serie endlich gegen Sean McVay. Erstmals seit 2012 startet man mit 4-0 in die Saison und gehört mit diesem Sieg endgültig zum Favoritenkreis, vor allem dank MVP-Kandidat Kyler Murray und der bärenstarken Offense.

Die Rams hingegen wurden direkt nach dem Sieg gegen Topfavorit Tampa Bay wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, insbesondere die Verbindung Stafford-Kupp funktionierte erstmals in dieser Saison überhaupt nicht.

New York Jets (27:24 gegen die Tennessee Titans)

Endlich ist es geschafft, Rookie-Quarterback Zach Wilson hat seinen ersten NFL-Sieg eingefahren!

Nach drei sehr enttäuschenden Niederlagen mit gerade einmal 20 eigenen Punkten (insgesamt!) begann auch das Spiel gegen die Titans nicht gerade optimal. Wilson warf erneut eine frühe Interception (Nummer acht in dieser Saison – Spitzenwert in der Liga) und Tennessee ging durch drei Field Goals mit 9:0 in Führung. Rookie Running Back Michael Carter konnte noch vor der Halbzeit auf 7:9 verkürzen, bevor in Hälfte 2 endgültig Zach Wilson erwachte und sein Team mit Touchdown-Pässen auf Jamison Crowder und Corey Davis in Führung brachte. Die Titans konnten zwar kurz vor Ende nochmal ausgleichen, aber in der Overtime behielten die Jets dank eines Field Goals die Oberhand, Tennessee konnte nicht mehr antworten.

Den Titans fehlten in diesem Spiel zwar beide Top Receiver, aber danach fragt nach dem Spiel bekanntlich niemand mehr. Wilson zeigte seine beste Saisonleistung und eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den letzten beiden Spielen (gegen zugegebenermaßen starke Defenses).

Mit den Giants konnte auch das zweite Team aus dem Big Apple seinen ersten Saisonsieg (ebenfalls in der Overtime) einfahren, das gab es zuletzt am 22. Dezember 2019. Es sei den leidgeplagten New Yorker Fans vergönnt...

Cordarrelle Patterson (34 Rushing Yards, 82 Receiving Yards, 3 Receiving Touchdowns)

Es ist eher selten, dass einem NFL-Spieler in seiner neunten Saison der Durchbruch gelingt. Genau das scheint aber derzeit bei Cordarrelle Patterson von den Atlanta Falcons der Fall zu sein. Bisher war der 30-Jährige fast ausschließlich als Returner bekannt (und gefürchtet), in der Offense wechselte seine Stellenbeschreibung häufig zwischen Receiver und Running Back, seine Rolle ging aber nie über die eines Gadget Players hinaus.

In seiner ersten Saison in Atlanta scheint er aber nun endlich perfekt eingesetzt zu werden, in einer Offense, die abgesehen von ihm auf ganzer Linie enttäuscht. Nachdem er in den ersten 3 Spielen bereits mit 2 Touchdowns und durchschnittlich 80 Scrimmage Yards aufhorchen ließ, explodierte er gegen Washington mit 116 Scrimmage Yards und 3 Receiving Touchdowns. Für einen Sieg reichte das zwar nicht, aber Patterson ist auf dem Weg zu seiner individuell mit Abstand besten NFL-Saison bisher.

Natürlich hätte sich auch Tyreek Hill mit seinen 186 Receiving Yards und 3 Tds einen eigenen Text verdient, aber beim „Cheetah“ ist eine derartige Performance ja keine Seltenheit. Dieses Mal bekommen ein Gadget Player und ein Sophomore Cornerback (siehe floreich1108) das Rampenlicht.

Bill Belichick (Head Coach New England Patriots)

Es war das lang erwartete Wiedersehen zwischen Tom Brady und Bill Belichick. 20 Jahre lang haben die beiden erfolgreich mit den Patriots Geschichte geschrieben, sechs gemeinsame Super Bowl-Titel untermauern das eindrucksvoll. Erstmals seit seinem Abgang kam Brady nun als Gegner zurück nach Foxborough. Während Brady auch an seiner neuen Wirkungsstätte überzeugt, sofort seinen nächsten Titel holte, durchlebt Belichick seit Bradys Abgang eine deutlich schwierigere Zeit. Beide Trends setzten sich in diesem ersten direkten Duell fort.

Brady überzeugte zwar nicht, entführte aber trotzdem einen wichtigen Sieg aus New England. Zumindest eine Mitschuld daran hatte Belichick mit einer äußerst dubiosen Entscheidung kurz vor Schluss: Mit 55 Sekunden auf der Uhr bei 4th and 3 entschied er sich bei strömendem Regen für ein Field Goal aus 56 Yards. Es war die falsche Entscheidung, Kicker Nick Folk traf nur den Upright, die Buccaneers hatten gewonnen. Selbst wenn Folk getroffen hätte, hätte Brady noch 55 Sekunden und zwei Timeouts zur Verfügung gehabt. Und warum nicht das Spiel in Mac Jones’ Hände legen, der sein bisher bestes Spiel gezeigt hatte?

Es war lange Zeit eine heiß diskutierte Frage: War Brady derjenige, der all die Jahre von Belichick profitierte oder umgekehrt? Für die Vergangenheit lässt sich das natürlich schwer beantworten, aber die Gegenwart zeichnet ein sehr deutliches Bild. Die Patriots stehen bei 1-3 und laufen Gefahr, erneut die Playoffs zu verpassen. Und Belichick kratzt (zumindest ein wenig) an seinem eigenen Denkmal.


USER FLOREICH1108

Zum Ende der letzten Saison wurde ich gefragt, ob ich mich an den kommenden User-Beiträgen zum Thema NFL beteiligen möchte. Nachdem ich mich seit ungefähr 5 Jahren intensiv mit Football und besonders der NFL beschäftige, konnte ich diese Einladung nur annehmen und darf nun meine ersten Zeilen zum Besten geben.

Dallas Cowboys (3-1) - Carolina Panthers (3-1)  36-28

Durch die vielen großartigen Spiele in Week 4 fiel die Auswahl für einen Newcomer besonders schwer. Aufgrund des hohen Scores und zwei Playoff-Contender-Mannschaften habe ich mich für dieses Spiel entschieden.

Nach einem schnellen Stopp der Cowboys Defense nimmt die Offense der Cowboys sofort im ersten Drive Tempo auf und kann brenzlige Situationen wie ein 1st&20 mit einem schlechten Snap meistern, da sowohl Prescott und Elliott zu alter Stärke zurückfinden. Der Drive endet mit einem Touchdown durch Elliott und führt zur vorläufigen 7-0 Führung der Cowboys über die Panthers. Im folgenden Drive können die Panthers, die noch mehrere Wochen auf ihren Star Running-Back Christian McCaffrey verzichten müssen, zurückschlagen, wodurch sich in der ersten Halbzeit ein offener Schlagabtausch entwickelt, der mit 14:13 für die Panthers in die Pause geht.

Danach starten die Panthers schlecht in die zweite Halbzeit und können ein 54 Yard Field Goal nicht verwerten. Aus der guten Feldposition resultiert ein schneller Touchdown-Drive der Cowboys, die das Spiel von diesem Punkt auf beiden Seiten des Balls dominieren. Besonders herausstechend waren die zwei Interceptions von Trevon Diggs und das dominante Laufspiel der Cowboys, das den Panthers keine Chance ließ, ins Spiel zurückzukommen.

Buffalo Bills (40:0 gegen die Houston Texans)

Die Buffalo Bills konnten sich von ihrer Niederlage in Runde 1 schnell erholen und feierten den dritten Sieg in Serie. Natürlich sind die Houston Texans in der momentanen Verfassung kein Gradmesser, jedoch war das Spiel der Bills auf beiden Seiten des Balles dominant und souverän. Die Bills spielten gegen eine hilflos agierende Mannschaft aus Houston von Beginn an ein solides Spiel ohne viele große Fehler.

Natürlich wurde ihnen der Arbeitstag durch 4 geworfene Interceptions von Mills auch enorm erleichtert, jedoch finde ich, dass die Herren aus Buffalo in der letzten Offseason viel richtig gemacht haben und somit von einer langen Saison träumen dürfen. Besonders auffallend ist, dass die Bills vermehrt versuchen das Laufspiel in ihren Gameplan zu integrieren, um Allen etwas zu entlasten. Zusätzlich spielt die Defense um einiges stabiler als noch im Vorjahr.

Trevon Diggs (CB, Dallas Cowboys, 4 Tackles, 2 Interceptions)

Nachdem als Player of the Week zumeist Offense-Spieler ausgewählt werden, habe ich eine etwas unkonventionelle Entscheidung getroffen und mich für einen Cornerback entschieden, der so ganz nebenbei erwähnt der jüngere Bruder von Stefon Diggs ist. Warum habe ich ihn gewählt? Trevon Diggs der im Draft 2020 ausgewählt wurde, hat heuer sein absolutes Breakout.

Beim 36:28-Sieg seiner Dallas Cowboys, über die bis dahin ungeschlagenen Carolina Panthers fing Diggs gleich zwei Interceptions und hält damit bei 5 Interceptions aus 4 Spielen. Somit ein völlig gerechtfertigter Player of the Week.

(Big) Ben Roethlisberger (Pittsburgh Steelers)

Im Duell der Veteran-Quarterbacks beim Spiel Pittsburgh Steelers vs. Green Bay Packers zog Big Ben den Kürzeren. Und der Hauptgrund dafür liegt klar in den Defiziten, die Big Ben diese Woche zeigte. Die verletzungsgeschwächte Defense kämpfte sich gegen die Packers ins Spiel. Roethlisberger brachte jedoch nur 26 von 40 Pässen für 232 Yards an den Mann, hatte einen Fumble und eine Interception.

Die meisten angekommenen Pässe waren kurze Pässe mit vielen Yards after Catch. Kombiniert mit der fehlenden Agilität von Roethlisberger wird diese Offense den Steelers Fans noch viele graue Haare bereiten. Einziger Lichtblick war phasenweise der Rookie-Running-Back Harris, der mit ein paar starken Runs auf sich aufmerksam machen konnte.

PETER ALTMANN:

SENF DER WOCHE:

1.) Es liegt mir echt fern, mich Woche für Woche über die Detroit Lions lustig zu machen, aber so einen patscherten "Ballverlust" hab ich tatsächlich auch noch nie gesehen.

 

2.) Die Baltimore Ravens haben indes meinen Nerd-Geschmack voll getroffen.

Folgender Hintergrund: Bis zum Kräftemessen mit Denver haben die Ravens in 42 Spielen in Folge zumindest 100 Rushing Yards zusammen gebracht. Der NFL-Rekord liegt bei 43. Gehalten vom Erzfeind aus Pittsburgh.

Drei Sekunden vor Schluss gelang Baltimore bei klarer Führung eine Interception. Was tut man dann normal? Abknien, abklatschen, heimfahren. Nicht aber, wenn man erst 97 Rushing Yards zu Buche stehen hat. Dann lässt man seinen Superstar Lamar Jackson mal noch schnell die notwendigen Yards erlaufen, um den Rekord einzustellen.

Hut ab vor Head Coach John Harbaugh, dass er diese Statistik überhaupt im Blick hatte. Da es sich seit den 70ern um einen Steelers-Rekord handelte, hat er bei den Fans wohl weitere Plus-Punkte gesammelt. Nur: Was, wenn es schief gegangen und sich Lamar ausgerechnet bei diesem Spielzug verletzt hätte? Gott behüte…

Aber nun sollten sich Jackson und die seit kurzem nicht mehr arbeitslose Altherren-Combo an Ravens-Ballträgern (Murray, Freeman, Bell) auch den alleinigen Rekord sichern.

3.) Hmmm, irgendetwas stimmt nicht, wenn die Los Angeles Chargers zu diesem Zeitpunkt der Saison erst ein Spiel denkbar knapp verloren, aber gleichzeitig drei weitere durchaus verlierbare Spiele gewonnen und nicht auf eine einzigartig-unnötige Art und Weise aus der Hand gegeben haben. Im Heim-Auswärtsspiel gegen die Las Vegas Raiders war man wieder auf "gutem" Weg, eine klare Führung zu vergeigen, ehe man doch noch recht souverän gewonnen hat. Dieser Sieg bedeutet zwei Dinge:

  • Wer in der eigenen Division erst Kansas City und dann Las Vegas schlägt, ist zumindest so lange extrem erst zu nehmen, bis wieder klassische Chargers-Sachen passieren.

  • Diese Vegas-Niederlage im MNG wiederum bedeutet, dass bereits nach Week 4 nur noch ein Team unbesiegt ist – und zwar die Arizona Cardinals. Und die sind das bekanntlich auch von des Vikings-Kickers Gnaden. Eieieiei, nach oben hin ist die NFL derzeit extremst ausgeglichen. Schwierig, derzeit die Super-Bowl-Paarung vorherzusagen, aber wer möchte, kann gerne mal einen Zwischentipp abgeben. L.A. vs. L.A. in L.A. ist trotz der Rams-Pleite im Duell zweier bis dahin unbesiegter Teams jedenfalls weiter nicht auszuschließen, haha.

4.) Nach unten hin fallen in meinen Augen einige Teams schon ziemlich ab. Ihnen möchte ich diesmal auch die Umfrage der Woche widmen. Ich stelle mal die meiner Meinung nach bisher fünf schlechtesten Teams zur Auswahl – alleine von der Bilanz her, könnte es sich natürlich auch um andere handeln. Und an dieser Stelle natürlich liebe Grüße an die New York Jets – was für ein emotionaler Befreiungsschlag (Wenngleich die Gatorade Shower für Head Coach Robert Saleh vielleicht a bisserl übertrieben war)! Zur Auswahl stehen sie jedoch (vorerst) weiterhin…

PS.: Die letztwöchige Frage brachte wie erwartet ein deutliches Ergebnis mit sich: 81 Prozent von euch tippten auf einen Sieg von Tom Brady und den Buccaneers, nur 19 Prozent sahen New England vorne. Sooooo eindeutig war’s dann auf dem Feld gar nicht.




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