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Beirer: "Wir brauchen Input von Siegfahrern"

Der KTM-Motorsportchef ist stolz, zwei Hochkaräter an Bord zu holen. Nicht nur das Potenzial der Fahrer soll voll ausgeschöpft werden, sondern auch das eigene.

Beirer:

KTM hat dieser Tage den nächsten Schritt gesetzt, um bald an der Spitze der MotoGP zu stehen.

Für das Tech3-Team, das ab 2025 wieder unter dem Label KTM fährt, wurden die Spitzenfahrer Enea Bastianini und Maverick Viñales verpflichtet. Dazu steigt Supertalent Pedro Acosta in das Werksteam auf und wird den Platz neben Brad Binder einnehmen. Jack Miller und Augusto Fernández müssen die Mattighofener hingegen verlassen.

"Mit Enea und Maverick haben wir zwei weitere starke Fahrer an Bord", freut sich Motorsportchef Pit Beirer über die Neuzugänge. Gleichzeitig ist der Deutsche traurig, sich von Miller und Fernandez zu trennen. "Wir haben immer gesagt, dass wir beide in die Form bekommen wollen, in der wir sie und sie sich selbst sehen wollen", so Beirer.

"Das Zeitfenster war wirklich klein"

Doch dafür blieb keine Zeit, das Fahrer-Karussell drehte sich zu schnell. Alles nahm beim letzten Rennen in Mugello seinen Lauf. "Das Zeitfenster, Vinales und Bastianini zu verpflichten, war wirklich klein. Wir mussten schnell handeln", erzählt Beirer.

Am Tag nach dem Italien-GP wurde bekannt, dass Jorge Martín fluchtartig bei Aprilia Racing unterschrieben hat. Gleichzeitig war damit klar, dass Marc Márquez von Gresini Racing ins Ducati Lenovo Team aufsteigen wird. Damit waren die ersten Domino-Steine in dieser Silly Season umgefallen.

Während sich die Ankunft von "La Bestia" bald abzeichnete, kam jene von Vinales überraschend. Aprilia hätte den Spanier gerne im Team gehalten, die Hinhalte-Taktik dürfte den 29-Jährigen jedoch dazu veranlasst haben, sich nach drei Jahren in Noale zu verabschieden.

Vinales bekannte sich sofort

"Wir haben den Kontakt zu Maverick nie verloren, seitdem er mit einer KTM Weltmeister wurde", erinnert sich Beirer an die Moto3-Saison 2013 zurück. "Die Freundschaft und die Verbindung war immer da. Wir hatten stets engen Kontakt."

"Es war für uns ein bisschen eine positive Überraschung, dass er wirklich offen dafür und verfügbar war und nicht nur ein Angebot haben wollte."

Pit Beirer

In den Verhandlungen hätte es einen Moment gegeben, in dem Vinales den Verantwortlichen das Gefühl vermittelt habe, sich KTM anschließen zu wollen. "Sein Bekenntnis war von Anfang an sehr stark", betont der Motorsportdirektor.

Er berichtet über den Austausch mit dem WM-Dritten von 2017 und 2019: "Die Dinge sind sehr schnell vorangegangen. Es war für uns ein bisschen eine positive Überraschung, dass er wirklich offen dafür und verfügbar war und nicht nur ein Angebot haben wollte. Er hat bereits ein tolles Team und ein tolles Bike."

Die Vertragsdetails seien schnell geklärt gewesen. "Er hat nicht versucht, von uns ein Angebot zu bekommen, um dann damit woanders zu pokern. Wir haben uns zusammengesetzt, über die Konditionen gesprochen und uns geeinigt. Da gab es kein Hin und Her. Das war eine tolle Erfahrung und hat sich für mich sehr gut angefühlt."

Verlautbart wurde der Wechsel Donnerstagfrüh - wann war der Wechsel intern geregelt? "Am Mittwoch, um 20 Uhr", verrät Beirer.

KTM: Endlich das richtige Umfeld für Vinales?

Der 51-Jährige erzählt, "eine sehr enge Verbindung zu Maverick" zu haben. Dadurch ist sich der Motorsportchef auch sicher, dem Mann von der iberischen Halbinsel das richtige Umfeld zu bieten, um sein Potenzial voll entfalten zu können.

"Ihm auf der menschlichen Seite ein gutes Umfeld zu geben, dass er sich zu Hause fühlt, ist sehr wichtig für ihn", so Beirer. Dann könne Vinales regelrecht Wunder vollbringen. 

Beirer: "Wenn er am Morgen aufwacht und sich sicher ist, dass er diesen Grand Prix gewinnen wird, dann ist er fast unschlagbar." Dieses Gefühl wolle man "sehr oft in ihm auslösen können."

Der Deutsche weiß allerdings auch, dass der 29-Jährige in der MotoGP als schwieriger Charakter gilt. "Wenn er sich unwohl fühlt, rutscht er nicht einfach ein oder zwei Positionen ab, sondern es geht dann richtig schief."

Der Motorsportdirektor glaubt, "dass wir ihm helfen können. Er ist ein Grand-Prix-Sieger. Er hat einen Plan und eine Mission, die wir unterstützen wollen."

Acostas Anteil an den Neuzugängen

Mit Binder, Bastianini, Vinales und Acosta sieht Beirer das Team für die nächsten zumindest zwei Jahre gut aufgestellt.

Der Rookie, als WM-Fünfter der aktuell beste Pilot auf einer KTM RC16, sei mitverantwortlich dafür, dass KTM zwei solche Hochkaräter ins Tech3-Team lotsen konnte. "Er hat uns geholfen, das Potenzial des Teams aufzuzeigen, dass dort wie in einem Werksteam operiert wird und jeder die Chance hat, sein Potenzial auszuschöpfen", so Beirer.

Er führt aus: "Ich bin mir sicher, dass wir die zwei ohne Pedro nicht hätten überzeugen können, diesen Schritt zu gehen."

Mit Blick auf den derzeitigen Stand in der Fahrer-Weltmeisterschaft hat KTM 2025 die Nummer vier, fünf, sechs und sieben in seinen Reihen. "Ich glaube daran, dass wir mit diesem Paket sehr stark sind", stellt der Deutsche zufrieden fest. "Es wird uns dabei helfen, einen weiteren Schritt in Richtung unseres großen Ziels zu machen."

Bastianini und Vinales sollen "eine andere Note einbringen"

Das ist der Gewinn der Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Dieser Meilenstein scheint für 2024 jedoch außer Reichweite zu sein.

"Ich habe das Gefühl, dass wir an einem sehr guten Tag gewinnen können. Das fehlt uns leider schon seit einiger Zeit. An einem guten Tag sind wir Zweiter bis Vierter hinter Ducati. Aber ich sage auch an einem guten Tag, denn an einem anderen Tag ist Aprilia stärker als wir", sagt Beirer.

Der Motorsportchef ist überzeugt: "Wir sind noch nicht komplett dort. Wir müssen beim Motorrad und im Team den nächsten Schritt machen, um wirklich die Führenden schlagen zu können. Enea und Maverick können etwas zum Projekt beitragen."

Das Duo soll neue Ansätze liefern, ähnlich wie Miller vor zwei Jahren. "Brad ist schon so lange bei uns, dass es für ihn und uns sehr schwierig ist, eine andere Richtung einzuschlagen. Pedro ist ein Rookie. Er ist mit unserem Paket sofort schnell. Ich denke, wir brauchen Input von Siegfahrern, die wieder eine andere Note einbringen."

"Der Druck liegt bei uns. Sie sind erwiesene Grand-Prix-Sieger."

Pit Beirer

Wenn Spitzenfahrer von starken Herstellern in ein neues Team kommen, profitiere man natürlich davon. Jedoch nicht nur kurzfristig. "Der Glaube, man holt sich einen Fahrer von einer anderen Marke und dann entwickelt man mit seinem Wissen in aller Ruhe ein besseres Motorrad, funktioniert sowieso nicht", betont Beirer.

Daher soll die Zeit, "bis sie zu uns kommen" genützt werden, "um das Paket bereitzumachen, damit sie performen können." Beirer weiß: "Der Druck liegt bei uns. Sie sind erwiesene Grand-Prix-Sieger."


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