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Oscar Piastri - Von Funkmodellautos zum Formel-1-Fahrer

Wie der Youngster beinahe eine ganz andere Karriere-Richtung eingeschlagen hätte. LAOLA1 hat seinen Weg vom Kindesalter bis zum F1-Cockpit genau durchleuchtet:

Oscar Piastri - Von Funkmodellautos zum Formel-1-Fahrer Foto: © getty

Mit seinem Einstieg in die Formel 1 sorgte der junge Oscar Piastri für einige Schlagzeilen: Erst die Ankündigung von Alpine, sein Dementi derer und schließlich der Wechsel zu McLaren.

Auch in seiner Debütsaison 2023 machte der Australier mit herausragenden Ergebnissen auf sich aufmerksam.

Doch wer ist eigentlich dieser Oscar Piastri? Wie ist er überhaupt zum Motorsport gekommen? Anlässlich seines anstehenden Heim-GPs durchleuchtet LAOLA1 den Youngster ganz genau.

Ungewöhnlicher Start in die Motorsport-Karriere

Oscar Piastri wurde am 6. April 2001 in Melbourne geboren. Die Leidenschaft für Autos und dem Rennsport hat der 22-Jährige in die Wiege gelegt bekommen. Seine Großväter waren Mechaniker, seinem Vater Chris Piastri gehört ein Unternehmen für Fahrzeugdiagnosen.

Bereits im Kindesalter entdeckte der Australier den Rennsport für sich – allerdings in einer etwas anderen Form, als man jetzt wohl erwarten würde. Als sein Vater ein ferngesteuertes Auto aus den USA mit nach Hause nahm, entdeckte Piastri früh den Funkmodellautosport für sich. Er fing an, Rennen mit ferngesteuerten Autos zu bestreiten.

Altersklassen oder Beschränkungen gab es keine, wie er in einem Formel-3-Interview verriet, und so gewann er im zarten Alter von neun Jahren die zweite Klasse einer nationalen Meisterschaft. Für ihn das Highlight seiner RC-Sport-Karriere.

Über die ferngesteuerten Autos kam der Australier dank einer Bekanntschaft dann zu Go-Karts, und so ging er im Alter von 10 Jahren in den Kartsport über. Über einige Jahre hinweg nahm der heute 22-Jährige an diversen lokalen Rennserien teil, seine ersten Titel durfte er 2014 bejubeln, als er in seiner Klasse Stadtmeister von Melbourne, südaustralischer Staatsmeister und Zweiter beim Australian Kart Championship wurde. Bald schon ging es für ihn nach Europa.

Schon in Kart-Zeiten kreuzten sich die Wege der heutigen Formel-1-Fahrer Oscar Piastri und Logan Sargeant. Auch im weiteren Karriere-Verlauf treffen die beiden Freunde immer wieder aufeinander.

Anfänge bei den Einsitzern

Mit 15 Jahren feierte Oscar Piastri sein Debüt bei den Einsitzern. In der Premierensaison 2016/17 der Formel-4-Meisterschaft der Vereinigten Arabischen Emirate bestritt er für das Team Dragon F4 drei Rennwochenenden und holte dort zwei Podestplätze

Daraufhin wechselte er 2017 in die britische Formel 4, wo er für Arden an den Start ging. Insgesamt holte er in dieser Saison sechs Rennsiege sowie neun weitere Podestplätze und wurde am Ende Zweiter in der Meisterschaft.

Piastri in der britischen F4
Foto: © getty

2018 schaffte er den Sprung in den Formel Renault Eurocup, eine regionale Formel 3 Serie, die seit 2021 mit der Formula Regional European Championship verschmolzen ist. Piastri blieb bei Arden, stellte seine Teamkollegen in den Schatten und holte immerhin drei Plätze auf dem Podium.

Im Jahr darauf wechselte er zu dem französischen Rennstall und amtierenden Meister R-ace GP, gewann sieben Rennen und krönte sich zum Champion. Zudem wurde er in die „Renault Driver Academy“, das Nachwuchsprogramm des damals noch als Renault bekannten französischen Formel-1-Rennstall, aufgenommen.

Im September 2022 deckte Red-Bull-Teamchef Christian Horner auf, dass Red Bull zu Piastris Formel-4- und Formel-Renault-Zeiten die Möglichkeit hatte, den Youngster anzuschauen und ihn womöglich ins teameigene Junior Programm aufzunehmen. Den verpassten Wechsel bedauere Horner.

Auf den Spuren von Lewis Hamilton und Charles Leclerc

Dank der Mithilfe von Renault bekam Oscar Piastri im Jahr 2020 ein Cockpit beim amtierenden Formel-3-Meister Prema Racing. Hier wurde Teamkollege von Frederik Vesti und des heutigen Formel-1-Fahrers Logan Sargeant, dem er in seiner Kart- und Formel-4-Vergangenheit bereits über den Weg lief.

Er lieferte sich einen harten Meisterschaftskampf mit seinen beiden Teamkollegen sowie dem ART-Piloten Theo Pourchaire. Letztendlich setzte sich der damals 19-Jährige hauchdünn drei Punkte vor Pourchaire und vier Zähler vor Sargeant durch und durfte in seiner Premierensaison direkt über den Formel-3-Titel jubeln.

2020 Formel-3-Champion Piastri und sein Pokal
Foto: © getty

Für die Saison 2021 trat er bei Prema in die Fußstapfen des Formel-2-Champion Mick Schumacher, der den Sprung zu Haas in die Formel 1 schaffte. Auch hier lieferte er sich mit seinem Teamkollegen, Robert Shwartzman, sowie Zhou Guanyu einen engen Fight um den Titel, den der junge Australier im Saisonfinish doch klar für sich entschied. Mit insgesamt sechs Siegen und fünf weiteren Podestplätzen krönte er sich mit 60,5 Punkten Vorsprung zum F2-Champion.

Piastri in seinem Formel-2-Boliden
Foto: © getty

Dieses Kunststück gelang auch dem siebenfachen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton in der Formel-3-Euroserie (2005) und der GP2-Serie (2006, heute Formel 2).

Back-to-Back Titel in der Formel 2 und 3 schafften auch Ferrari-Pilot Charles Leclerc (2016, 2017) und Hamiltons Teamkollege George Russell (2017, 2018). Bei ihnen war die Formel 3 aber noch als GP3-Serie bekannt.

Auch nach Ende der Saison folgte für Oscar Piastri noch ein Highlight: Bei der FIA Prize Giving Ceremony wurde er aufgrund seines fulminanten Formel-2-Jahres zum "Rookie of the Year" gekürt.

Vermeintliche Beförderung bei Alpine endet im Vertragsstreit

Ende 2021 wurde Piastri für die Saison 2022 zum offiziellen Test- und Ersatzfahrer beim Formel-1-Rennstall Alpine ernannt. Im Zuge einer Vereinbarung zwischen Alpine und McLaren gehörte er zudem zu einer Auswahl, die nach Bedarf als Ersatzfahrer bei dem britischen Team eingesetzt werden kann.

Im August 2022 folgte dann eine Pressemitteilung seitens Alpine, die verkündete, dass Oscar Piastri in der Saison 2023 zum Stammfahrer neben Esteban Ocon befördert und somit den Platz von Alonso einnehmen wird.

Die Freude bei den Fans war groß, doch der Australier veröffentlichte noch am selben Tag folgendes Statement auf „X“ (damals noch Twitter):

Hier dementiert er, jeglichen Vertrag bei Alpine unterschrieben zu haben und beharrte, 2023 nicht für den französischen Rennstall zu fahren. Daraufhin kam es zum Streit zwischen den beiden Partien, welcher letztlich zu Gunsten des damals 21-Jährigen entschieden wurde. Nach dem Urteil wurde sein Engagement bei McLaren publik gemacht.

Wahl der Startnummer und erste Formel-1-Rennen

Nach den Turbulenzen im Frühjahr konnte sich Piastri 2023 ganz auf seine Formel-1-Premiere für McLaren konzentrieren.

Er wählte die #81 als permanente Startnummer. Warum? Mit der Nummer 81 rückte er schon zu Kartzeiten aus. Ursprünglich fuhr der Australier aber mit einer anderen Nummer. "Als ich mein erstes Rennen fuhr, musste ich mir eine Nummer aussuchen, und der Kart-Shop, in dem ich einkaufte, hatte nur Einsen auf Lager. Und es musste ja eine ein- oder zweistellige Nummer sein", erzählte er in einem Podcast. Die 1 war keine Möglichkeit.

"Deshalb trat ich in den ersten paar Rennen mit der Nummer 11 an. Doch dann trat ich in einer Meisterschaft an, in der schon jemand die Nummer 1 gewählt hatte. Ich weiß nicht mehr, was mich dazu bewog, deshalb die 81 zu machen, aber ich habe die erste Ziffer geändert und seitdem bin ich mit der Nummer 81 angetreten", so der McLaren-Pilot.

In seinem ersten Rennen musste er aufgrund von technischen Runden aufgeben. Dafür gelangen ihm seine ersten Punkte an einem ganz besonderen Ort: Bei seinem Heimrennen in Melbourne.

Piastri vor seinem ersten Formel-1-Heimrennen
Foto: © getty

Auch beim prestigeträchtigen Grand Prix in Monte Carlo punktete der Australier, danach erst wieder gegen Mitte der Saison, als McLaren die Performance des MCL60 durch einige Updates erheblich verbessern konnte.

Vertragsverlängerung und Erste Podestplätze

In Silverstone schrammte er als Vierter nur knapp am Podium vorbei, am Hungaroring wurde er starker Fünfter. Beim Sprintrennen in Spa-Francorchamps reihte sich Piastri hinter Weltmeister Verstappen auf dem zweiten Platz ein, beim Hauptrennen bremste ihn eine Kollision früh aus.

Am 20. September 2023 gab McLaren die Vertragsverlängerung mit dem talentierten Youngster bekannt. So unterschrieb dieser ein neues Arbeitspapier, welches bis Ende 2026 gültig ist.

Das scheint Piastri wohl beflügelt zu haben. Denn beim Großen Preis von Japan feierte er seinen ersten Podestplatz in der Formel 1 – er wurde hinter Verstappen und seinem Teamkollegen Lando Norris Dritter.

Piastri auf seinem ersten Formel-1-Podium in Japan
Foto: © getty

Nur zwei Wochen später gelang ihm in Katar zunächst die Pole-Position für den Sprint, der fulminante Sieg im Sprintrennen und der starke zweite Platz im Hauptrennen. Seine Debütsaison beendete der 22-Jährige mit 97 Punkten auf dem neunten Rang. Als Belohnung für seine beeindruckende Einstandssaison wurde er bei der FIA Prize Giving Ceremony zum "Rookie of the Year" ernannt.

In die Saison 2024 gelang ihm ein guter Start: Nach dem achten Platz zum Auftakt in Bahrain wurde er in Saudi-Arabien starker Vierter und tankte nochmal ordentlich Selbstvertrauen vor seinem Heimrennen in Melbourne.

Oscar Piastri: Ein zukünftiger Formel-1-Champion?

Beeindruckend an Oscar Piastri ist neben seiner unglaublichen Vita auch seine abgebrühte, coole Art - das hat auch nicht jeder 22-Jährige, der in der Königsklasse des Motorsports fährt. Emotionale Ausbrüche leistet er sich nicht, Fahrfehler passieren ihm selten. Das macht eindeutig Lust auf mehr.

Für McLaren-Geschäftsführer hat der junge Australier das Zeug, ein ganz Großer zu werden. Er sieht in ihm sogar einen potenziellen Formel-1-Weltmeister der Zukunft, sollte sich seine Karriere weiterhin so entwickeln, wie sie es die letzten Jahre getan hat. 

Fest steht: Zumindest bis 2026 bleibt Piastri McLaren, der Formel 1 und allen Motorsport-Begeisterten erhalten - und wer weiß, vielleicht schaffte er dann den Sprung zu einem Top-Team wie Red Bull Racing.

 

 

 


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