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Corona? Vettel zweifelt an Ferraris Trennungsgrund

Der Deutsche gibt offen zu, jetzt noch keinen Plan zu haben - und erklärt Marko-Telefonat:

Corona? Vettel zweifelt an Ferraris Trennungsgrund Foto: © getty

Das erste Formel-1-Wochenende 2020 ist für Sebastian Vettel nicht nach Wunsch gelaufen, was neben der eher mäßigen Ferrari-Pace auch auf einen individuellen Fehler des deutschen Vierfach-Weltmeisters mit einem Dreher zurückzuführen war.

Nicht der erhoffte Start in das letzte Jahr mit der Scuderia, das unter diesen Vorzeichen schwierig werden könnte. Auch die Diskrepanzen zwischen kommuniziertem Ablauf der Trennung vor einigen Wochen und der Darstellung Vettels vor dem Grand Prix von Österreich lassen auf Unstimmigkeiten schließen.

Bei "Sport und Talk" auf "ServusTV" wird zum Thema Trennung und Zukunft noch einmal beim 33-Jährigen nachgebohrt. Und Vettel glaubt auch nicht an die "neue" Ferrari-Variante, wonach die geänderten Umstände unter Corona zur Entscheidung geführt hätten.

"Die Umstände mit Corona waren glaube ich nicht so ausschlaggebend, auch die finanzielle Seite wäre nicht so das Thema gewesen. Wenn man so lange dabei ist und das Glück hatte, so erfolgreich zu sein und unabhängig zu werden, wäre das sicher kein Hindernis gewesen", so Vettel.

Fünf Jahre bei Ferrari haben Kraft gekostet

Die letzten fünf Jahre hätten beiderseits nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht, wie sich vor dem Ausbleiben eines Titels festhalten lassen muss. "Trotzdem wäre es eine Option gewesen, weiterzumachen und an dem Ziel zu arbeiten. Das ist mir auch so kommuniziert worden. Bis ich aus dem Nichts ein Telefonat erhalten habe, dass es keine Zukunft geben wird."

Vettel hätte aber kein Problem mit der Entscheidung und werde trotzdem versuchen, seine Aufgabe in diesem Jahr bestmöglich zu erfüllen.

 

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Eine Zukunftsentscheidung gäbe es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. "Es ist wichtig, ein Umfeld zu finden, wo es passt. Ich habe die letzten fünf Jahre sehr genossen, aber sie haben auch sehr viel Kraft gekostet. Ich bin nach wie vor sehr ehrgeizig und Motorsport ist mein Leben. Ich möchte es nicht missen. Mit dem richtigen Platz und der richtigen Aufgabe würde ich mich im Auto weiter sehr wohl fühlen. Die nächsten Wochen werden Aufschluss geben, was für mich machbar ist, und was ich machen will", ist Vettel noch unschlüssig.

Alle drei Optionen - weitermachen, eine Auszeit nehmen oder ganz aufhören - wären möglich. "Aber wenn man die Entscheidung trifft, die Tür zuzumachen, sollte man sie nicht so treffen, dass sie dann irgendwann wieder aufgehen soll. Man muss für sich selbst so weit sein, sie zuzulassen."

Horner überrascht von Vettel-Ausbootung

Die Auslotung der Zukunftsoptionen laufe nach so langer Zeit in der Königsklasse auf einer sehr persönlichen, direkten Ebene ab. Die zahlreichen Anrufe bei Helmut Marko hätten aber nicht unbedingt den Hintergedanken gehabt, bei Red Bull Racing anzuklopfen.

"Ich habe ihn direkt nach der Entscheidung angerufen, weil ich mich mit ihm sehr gut verstehe und er seit Jahren ein Vertrauter ist. Ich habe ihn um Rat gebeten und die Situation so geschildert, wie sie ist", berichtet Vettel über die Konversationen mit dem Red-Bull-Motorsportchef.

RB-Teamchef Christian Horner, ebenfalls in der Gesprächsrunde zugegen, gibt zu, gar nicht damit gerechnet zu haben, dass Vettel auf den Markt kommt: "Es war nicht zu erwarten, dass er am Markt ist und von Ferrari so rüde vor die Tür gesetzt wird."

Müsste Vettel die Formel 1 verlassen, wäre es ein riesiger Verlust. Aber: "Wir haben zwei Fahrer, die einen super Job machen. Es ist schwierig zu sehen, wie wir ihn da unterbringen könnten."

Bleibt noch Mercedes, müsste es sich um ein WM-fähiges Auto handeln. Vettel weiß, dass beide Plätze beim Weltmeister-Team noch nicht in Stein gemeißelt sind, denkt aber: "Das Team ist sehr zufrieden, wie es jetzt fährt, und der Erfolg der letzten Jahre gibt ihnen auch recht."

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