Ein wenig grün ist Nikolaus Wurmbrand noch hinter den Ohren.
Das wissen auch seine Mitspieler, weshalb Michael Gregoritsch nach dem ÖFB-Debüt des 19-jährigen Wieners hofft, "er weiß, dass er sich sein Dress ungewaschen aufhebt".
"Das Leiberl wird nicht gewaschen und wahrscheinlich im Zimmer aufgehängt", kennt Wurmbrand freilich diesen Brauch. Zumal jenes Leiberl eines ist, welches bis zu seinem Lebensende die Geschichte eines historischen Abends erzählen wird.
Jüngster ÖFB-Torschütze seit Polster
Der Shootingstar des SK Rapid wurde für den Oktober-Lehrgang zum zweiten Mal für das ÖFB-Team nominiert und kam beim 10:0-Sieg über San Marino (Spielbericht>>>) nach 72 Spielminuten schließlich zu seinem Debüt.
Keine fünf Minuten später wurde Wurmbrand an der Strafraumgrenze angespielt, fackelte nicht lange und versenkte den Ball aus dem Stand flach im langen Eck. Damit avancierte der Flügelspieler zum jüngsten ÖFB-Torschützen seit Toni Polster, der im November 1982, ebenfalls bei seinem Debüt, 18-jährig traf, dafür aber zehn Spielminuten benötigte.
Ein gutes Spiel für ein Debüt
Kurz vor Schluss half Wurmbrand schließlich dabei mit, einen weiteren Polster-Rekord zunichte zu machen. Mit einer ideal getimten Hereingabe avancierte der Jungspund zum Assistgeber eines in mehrerlei Hinsicht historischen Tores:
Es war jenes zum 10:0, womit Österreich den höchsten Länderspielsieg aller Zeiten feierte, erzielt von Marko Arnautovic, der dadurch zum alleinigen Rekordhalter in der ewigen ÖFB-Torschützenliste aufstieg.
"Ich habe mir ein gutes Spiel fürs Debüt ausgesucht. Da sind viele coole Sachen passiert", kommentiert Wurmbrand seinen historischen Auftritt ganz lässig.
Rangnick: "Ein Spieler, mit dem wir viel Freude haben werden"
Genau diese Coolness machte ihn in kürzester Zeit und trotz bereits zahlreicher Verletzungen in seiner jungen Karriere schon ganz früh zum Schlüsselspieler in Wien-Hütteldorf. Wurmbrand ist unter Rapid-Coach Peter Stöger gesetzt, er gilt als der zurzeit verlässlichste Scorer im Team.
"Es ist im letzten Jahr für mich sehr schnell gegangen", meint er knapp dazu. Teamchef Ralf Rangnick fällt etwas mehr ein: "Er ist ja nicht zufällig bei zwei Lehrgängen dabei gewesen. Wir haben diesen Platz nicht als Preisausschreiben ausgelobt, sondern er hat ihn sich verdient durch auffällig gute Spiele bei Rapid."
Die Lobeshymne des Deutschen geht weiter: "Er hat genau so frech und unbekümmert wie bei Rapid auch heute gespielt. Wenn er so weitermacht, wenn er mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt, sehe ich in ihm einen Spieler, mit dem wir in der Nationalmannschaft viel Freude haben werden."