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Schöttel über Rangnick: "Er will definitiv auch zu einer WM"

Der ÖFB-Sportchef spricht über Alabas EM-Chance und die Ziele beim kommenden Großturnier in Deutschland. Auch Top-Talent Paul Wanner ist ein Thema.

Schöttel über Rangnick: Foto: © GEPA
Österreichs Nationalteam hegt weiter die Hoffnung auf eine EM-Teilnahme von David Alaba. Der ÖFB-Kapitän hatte sich im Dezember einen Kreuzbandriss zugezogen.
 
Im Interview mit der APA sprach ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel über Alabas Wettlauf mit der Zeit, die Perspektive des deutsch-österreichischen Doppelstaatsbürgers Paul Wanner und darüber, inwieweit Österreichs EM-Abschneiden die Zukunft von Teamchef Ralf Rangnick beeinflussen könnte.
 

Frage: Es sind noch 100 Tage bis EM-Start. Wie ist der Status bei David Alaba? Wie weit fortgeschritten ist er in der Reha?

Peter Schöttel: Ralf (Rangnick) ist im permanenten Austausch mit ihm. Aber es ist eine schwere Verletzung, die ihre Zeit braucht. Meine Information ist, dass die Reha sehr gut verläuft.

Frage: Das heißt, es besteht berechtigte Hoffnung auf eine EM-Teilnahme, oder ist es nur Hoffnung?

Schöttel: Nur Hoffnung. Man kann es auch nicht verallgemeinern. Jede Verletzung ist bei jedem ein bisschen anders. Sechs Monate sind die unterste Grenze, da muss alles passen. Man darf nicht vergessen, dass die EURO für uns mit einem Spiel gegen Frankreich losgeht. Da solltest du nicht nur fit sein, sondern matchfit sein und Spielpraxis haben. Deswegen wird es ganz sicher schwierig. Fakt ist, David wird alles versuchen, und wir werden alles ausreizen, solange es geht, um die Hoffnung am Leben zu erhalten.

Frage: Bei Sasa Kalajdzic wird es sich sicher nicht ausgehen. Wie sehr schmerzt das vor dem Hintergrund, dass er ein Stürmertyp ist, den man in der Form sonst nicht im Kader hat?

Schöttel: In erster Linie ist es tragisch für den Burschen. Klar, Sasa hat etwas Besonderes. Wenn er uns ausfällt, fehlt das natürlich. Ich finde es auch sehr schade, weil er von seiner Persönlichkeit her ein sehr spannender Typ ist, der der Gruppe sehr gutgetan hat und hoffentlich noch tun wird in Zukunft. Das ist keine schöne Geschichte. Er hat schon sehr viel Pech mit Verletzungen gehabt.

Frage: Der Kader für den Jahresauftakt in Marbella wird nächsten Montag bekanntgegeben. Vor eineinhalb Jahren war dort Paul Wanner ÖFB-Trainingsgast. Wie ist der Austausch mit ihm?

Schöttel: Auch da gibt es einen regelmäßigen Kontakt des Trainerteams mit ihm. Er hat bei Elversberg schon einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Er ist Stammspieler in einer ganz guten Zweitliga-Mannschaft in Deutschland.

Frage: Ist es vorstellbar, dass er am Montag einberufen wird?

Schöttel: Wir haben die Kaderrunde noch nicht gemacht. Kontakt ist nach wie vor vorhanden.

Frage: Wenn man längerfristiger denkt, folgt in zwei Jahren auch die WM in den USA, Mexiko und Kanada. Wie sehr ist dieses Ziel in der jetzigen Konstellation, mit dem Kader und mit dem Teamchef, präsent?

Schöttel: Jetzt verfolgen wir einmal unser zweites Ziel nach der EM-Teilnahme - nämlich bei der EURO richtig top zu performen. Dann ist die WM 2026 sowieso das ganz große Ziel. Es ist allseits bekannt, dass es ewig her ist, dass wir bei Weltmeisterschaften waren. Deswegen wird es wieder Zeit, und wir trauen uns das auch zu. So selbstbewusst sind wir.

Frage: Viel von diesem Selbstbewusstsein hat auch der Teamchef hineingebracht. Sein Vertrag läuft zumindest bis Ende 2025. Zuletzt hat es ein mediales Thema mit Barcelona gegeben. Könnte Ralf Rangnick grundsätzlich früher aus seinem Vertrag heraus, wenn er das wollen würde?

Schöttel: Wir haben einen Vertrag, der ganz klar ist für beide Seiten. Aber wir wissen auch, dass der Fußball ist, wie er ist. Ziel ist es mit Ralf eine tolle EURO zu spielen und uns dann mit Ralf für die WM zu qualifizieren. Dass da rundherum spekuliert wird, dass andere Vereine und Verbände seine tolle Arbeit in Österreich auch bemerken, ist legitim. Das soll auch so sein. Aktuell bin ich aber nicht besorgt, weil ich schon dein Eindruck habe, dass sich Ralf total mit der Mannschaft identifiziert und mit ihr so erfolgreich wie möglich sein möchte.

Frage: Das heißt, sie haben nicht das Gefühl, dass das Abschneiden bei der EURO ausschlaggebend sein wird, wie es in den zwei Jahren danach weitergeht?

Schöttel: Nein, das glaube ich nicht. Ich denke schon, dass es ein Ziel von Ralf ist, auch bei Endrunden mit einer Nationalmannschaft dabei zu sein. Das hatte er trotz seiner Erfolge im Vereinsfußball noch nicht. Es ist ja auch seine erste Europameisterschaft. Ich weiß schon, dass er sehr fokussiert ist, damit er seine Ziele erreicht. Und er will definitiv auch zu einer Weltmeisterschaft.

Frage: Zu einer WM wollen auch die großen Spieler dieser Generation. Marko Arnautovic wird demnächst 35, bei einer WM wäre er 37. Inwieweit trauen Sie ihm das zu, oder ist diese EURO für ihn die letzte große Chance?

Schöttel: Marko spielt in Italien und italienische Vereine haben durchaus großes Interesse, auch ältere Spieler länger zu halten. Das ist atypisch zu anderen Ligen. Ich schließe es nicht aus, dass Marko mit 37 eine WM spielen kann. Das kann nur er selbst entscheiden, da geht es um seine Gesundheit und seine Fitness. Jetzt hoffen wir aber einmal, dass wir ihn in einer Topverfassung bei der EURO sehen.

Frage: Was wäre eine gute EURO für das ÖFB-Team?

Schöttel: Bei Endrunden ist es wichtig, dass du die Vorrunde überstehst, weil in K.o.-Spielen alles möglich ist. Das haben wir bei der letzten EM geschafft. Dass es dann gegen den späteren Europameister Italien knapp war, ist bekannt. Du musst die Vorrunde überstehen. Wenn uns dann, nachdem wir das geschafft haben, personell noch alle unsere Leistungsträger zur Verfügung stehen, wenn keiner gesperrt oder verletzt ist, dann traue ich uns viel zu.

Frage: Die Gruppe ist ja nicht ungleich leichter als bei der vergangenen EM.

Schöttel (lacht): Die Gruppe ist definitiv schwieriger. Das ist eine knackige Gruppe. Nichtsdestotrotz werden wir alles tun und sehen schon Möglichkeiten, dass wir da ins Achtelfinale kommen.

 


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