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Rangnick und der Start in die interne Quali

Nach dem gelösten EM-Ticket geht es nun um die Kader- und Stammplätze. Auch die Frage, wie der Teamchef die Spielzeit für seine Stürmer verteilt, wird spannend.

Rangnick und der Start in die interne Quali Foto: © GEPA

Temperaturen um den Gefrierpunkt, leichter Schneeregen - man kann von der Jahreszeit angepassten Wetterbedingungen sprechen, die das ÖFB-Team in Tallinn empfangen haben.

Entsprechend will die Truppe von Teamchef Ralf Rangnick am Donnerstag (ab 18 Uhr im LIVE-Ticker) zum Abschluss der EM-Qualifikation mit einem gelungenen Auftritt in Estland die Herzen der Fans erwärmen.

Auf folgende fünf Gesichtspunkte gilt es beim Duell mit der Nummer 118 der FIFA-Weltrangliste unter anderem zu achten:

DIE BEDEUTUNG:

Erst ein Pflichtspiel, dann ein Freundschaftsspiel - normalerweise müsste man nicht lange debattieren, welches Spiel wichtiger ist.

Angesichts des Gegners Estland und des bereits gelösten EM-Tickets auf der einen und dem Prestige-Duell gegen Deutschland auf der anderen Seite könnte man jedoch den Eindruck gewinnen, dass der Test gegen das DFB-Team in der Öffentlichkeit den Vorrang genießt.

Für Rangnick wiederum genießt "selbstverständlich" das Estland-Spiel die Priorität. Dies ist nicht ausschließlich als Versuch, das Gastspiel beim Underdog im Vorfeld korrekt zu moderieren, zu werten. Im Hinblick auf die Topfeinteilung bei der EURO-Auslosung ist die Partie so oder so wichtig. Genauso gilt es die minimale Chance auf den Gruppensieg zu wahren.

"Für uns zählt im Moment nur dieses eine Spiel", sagt Rangnick, "wir wollen unbedingt gewinnen, um damit Belgien noch einmal für ihr Spiel gegen Aserbaidschan unter Druck zu setzen."

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DIE INTERNE QUALIFIKATION:

Rangnick hat angekündigt, in Estland mit der bestmöglichen Elf aufzulaufen. Entsprechend gespannt darf man auf die Aufstellung sein, ob das Deutschland-Spiel tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle in den Überlegungen spielt.

"Schonen werden wir, wenn überhaupt nur dann, wenn wir das Gefühl haben, jemand ist noch nicht ausreichend regeneriert", verlautbart der 65-Jährige.

Der Umstand, dass der Teamchef diesmal bis auf einen etwaigen kleinen Engpass in der Innenverteidigung aus dem Vollen schöpfen kann, heizt die interne Qualifikation für die EURO in diesem Lehrgang definitiv an.

"Die Spieler wissen auch, dass es ab jetzt für jeden Einzelnen darum geht, sich für die EM eine gute Ausgangsposition zu verschaffen."

Ralf Rangnick

Denn auch wenn die EM erst in sieben Monaten beginnt, ist die Zahl der Gelegenheiten, sich mit guten Länderspielen das Vertrauen von Rangnick zu sichern, streng limitiert. Nach diesen beiden Begegnungen folgen nur noch zwei Tests im März. Die beiden finalen EURO-Generalproben steigen dann schon im Juni im Rahmen der Vorbereitung auf das Turnier.

"Die Spieler wissen auch, dass es ab jetzt für jeden Einzelnen darum geht, sich für die EM eine gute Ausgangsposition zu verschaffen", macht Rangnick auch gar kein Geheimnis aus dem Casting-Charakter.

DER RHYTHMUS DER STÜRMER:

Im Stürmer-Casting stehen erstmals seit geraumer Zeit mit Marko Arnautovic, Michael Gregoritsch und Sasa Kalajdzic "die großen Drei" wieder gleichzeitig zur Verfügung.

<<<Gregoritsch-Vorfreude auf seinen 50er>>>

Das Problem: Das Trio ist nach den jeweiligen Verletzungspausen noch nicht in einem Rhythmus, den man als Idealzustand bezeichnen könnte  - siehe Bestandsaufnahme der ÖFB-Stürmer-Situation.

"Wir haben eine Situation, wo alle drei zuletzt nicht regelmäßig gespielt haben. Deswegen wird es auch wichtig sein, dass wir die Spielzeit speziell in Estland, aber auch am Dienstag möglichst gleichmäßig verteilen, dass jeder von ihnen auch die Chance hat, gut zu spielen und vor allem keine erneute Verletzung zu riskieren", kündigt Rangnick an.

Man darf gespannt sein, welche Rolle in diesen Überlegungen zudem Debütant Maximilian Entrup spielt. Es wäre fraglos interessant zu beobachten, wie er sich auf internationalem Level schlägt.

EIN ANDERER SPIELVERLAUF:

Die Effizienz ist nicht nur eine Sache der Stürmer. Gefragt sein wird sie in der "A. Le Coq Arena" auf jeden Fall, denn unnötige Spannung wie beim erst in der Schlussphase sichergestellten 2:1-Sieg im Hinspiel in Linz soll es diesmal nicht geben.

"Da hatten wir in den ersten 20 Minuten drei oder vier Riesen-Chancen inklusive eines Elfmeters, die wir vergeben haben. Mit dem ersten Schuss auf unser Tor haben sie dann das 1:0 gemacht", erinnert sich Rangnick und meint:

"Das kann natürlich passieren im Fußball. Wir waren trotzdem in der Lage, das Spiel noch zu drehen. Dieses Mal wollen wir aber natürlich versuchen, selbst in Führung zu gehen."

KEIN RÜCKFALL IN ALTE ZEITEN:

Richtet Österreich vollen Fokus auf diese Partie, sollten die Chancen bestens stehen, die Favoritenrolle auch in einen Sieg umzumünzen.

Letztlich gilt es den klaren Beweis anzutreten, dass das Nationalteam unter Rangnick weiter ist, als man es vor vier Jahren war.

Im November 2019 trat man nach fixierter EM-Qualifikation ebenfalls die Reise ins Baltikum an und musste sich Lettland mit 0:1 geschlagen geben. Der damalige Teamchef Franco Foda setzte jedoch auf eine B-Elf und war anschließend ziemlich grantig.

Rangnick geht fest davon aus, dass es definitiv nicht an der nötigen Einstellung scheitern werde: "Seit ich hier Trainer bin, gab es an der Mentalität der Spieler noch nie etwas zu kritisieren, und das wird auch diesmal so sein."

 

Mögliche Aufstellungen Estland - Österreich:

Estland: Hein (Arsenal/25 Länderspiele) - Paskotši (Grasshopper Zürich/22/0 Tore), Peetson (Tallinna FCI Levadia/11/1), Mets (St. Pauli/89/0), Tamm (Plovdivi Botev/55/4), Pikk (Opole Odra/54/1) - Poom (Shamrock Rovers/19/0), Shein (Dordrecht/7/0), Ojamaa (Tallinna FC Flora/63/1) - Anier (Lee Man/90/22)

Ersatz: Igonen (Pazardžiki Hebar/14), Vallner (Tallinna FCI Levadia/2) - Tunjov (Pescara/14/0), Kallaste (Tallinna FC Flora/59/0), Kuusk (Ujpest/28/0), Lilander (Tallinna FC Flora/16/0), Tur (Tallinna FCI Levadia/2/0), Zenjov (Tallinna FC Flora/110/17), Miller (Tallinna FC Flora/29/2), Sinyavskiy (FC Slovacko/30/0), Vaštšuk (Voždovac/13/0), Vetkal (AS Roma/2/0), Jürgens (Ujpest/0/0)

Es fehlen: Vassiljev, Teniste, Sappinen, Soomets, Lukka, Tõugjas (alle verletzt), Käit (gesperrt)

Österreich: A. Schlager (Red Bull Salzburg/12) - Posch (Bologna/26/1), Lienhart (Freiburg/17/0), Alaba (Real Madrid/103/15), Wöber (Mönchengladbach/19/0) - Laimer (Bayern München/30/3), Seiwald (Leipzig/18/0), X. Schlager (Leipzig/39/3), Sabitzer (Dortmund/75/16) - Gregoritsch (Freiburg/49/12), Arnautovic (Inter Mailand/110/36)

Ersatz: Lawal (LASK/0), Pentz (Bröndby IF/4) - Mwene (Mainz/8/0), Danso (Lens/15/0), Laimer (Bayern München/30/3), Grillitsch (Hoffenheim/40/1), Kainz (Köln/26/1), Baumgartner (Leipzig/32/10), Sarkaria (Sturm Graz/1/0), Schmid (Werder Bremen/5/0), Seidl (Rapid/1/0), Entrup (Hartberg/0), Kalajdzic (Wolverhampton/17/4)

Fraglich: Danso, Grillitsch, Lienhart (alle angeschlagen)

Es fehlen: Wimmer (Sprunggelenksverletzung), Baidoo (Muskelprobleme)


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