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Burgstaller: Hakler beim ÖFB, Knipser auf Schalke

Beim ÖFB der Hakler, auf Schalke der Knipser. Warum läuft es im Nationalteam nicht?

Burgstaller: Hakler beim ÖFB, Knipser auf Schalke Foto: © GEPA

Über den Unterschied zwischen Vereins- und Länderspiel-Performance ist auf Nationalteam-Ebene zuletzt immer wieder diskutiert worden.

Zum Beispiel auch bezüglich Guido Burgstaller.

Die 0:2-Niederlage in Dänemark war das nächste Länderspiel, in dem der Stürmer seine magere ÖFB-Ausbeute nicht aufpolieren konnte, weshalb er inzwischen bereits selbst ein wenig ratlos erscheint:

"Auf Schalke bin ich eher der Knipser. Dort bin ich der Stürmer, der die meisten Tore hat - und das seit zwei Jahren. Das ist bei der Konkurrenz dort auch nicht selbstverständlich. Ich wünsche mir, dass es im Nationalteam auch wieder einmal funktioniert. Weiter Gas geben, weiter arbeiten. Vielleicht kommt das Glück zurück."

 

Nur ein Tor in 23 Länderspielen

Man kann über vieles diskutieren, aber einen Vorwurf kann man Burgstaller nicht machen: Dass er im ÖFB-Dress zu wenig arbeiten würde und das Glück nicht erzwingen wolle.

Die Ausbeute bleibt dennoch eine extrem bescheidene. Nach 23 Länderspielen stehen je ein Tor und ein Assist zu Buche. Beide Scorer-Punkte stammen aus demselben Spiel, und zwar dem 3:2-Sieg gegen Serbien im Oktober 2017.

Auch vor der damaligen Partie wurde die genau gleiche Diskussion wie jetzt geführt. Der Kärntner gab die richtige Antwort, konnte aber leider nicht nachlegen. Er kam in allen elf Länderspielen seither zumindest zu einem Kurzeinsatz. Weitere Scorer-Punkte? Fehlanzeige.

Ist inzwischen der Punkt wie damals, dass er einem Tor hinterherläuft und hinterherläuft, wieder erreicht? "Ihr erinnert mich ja immer wieder daran. Aber klar, wenn man als Stürmer nicht trifft, ist Kritik zu erwarten. Ich kenne das."

Die Chance war da

Hätte Schalke-Kollege Alessandro Schöpf in Herning nach 18 Sekunden sein Zuspiel verwertet, wäre zumindest ein Assist zu Buche gestanden. Noch mehr wird man als Angreifer aber natürlich an Treffern gemessen.

"Vielleicht ist es im Nationalteam meine Rolle, dass ich mehr für die anderen hakeln muss, damit sie die Tore schießen. Keine Ahnung, ich weiß es wirklich nicht. Auf Schalke ist es vielleicht ein bisschen anders."

Guido Burgstaller

"Klar, ich erwarte mir auch ein Tor. In der zweiten Halbzeit nach der Flanke von Valentino Lazaro hatte ich eine Kopfball-Chance, bei der der Gegenspieler den Ball mit dem Fuß noch leicht berührt und ich nicht richtig hinkomme. Das war meine Chance, die habe ich leider nicht genutzt", zeigt sich Burgstaller frustriert.

Das blieb allerdings der einzig verwertbare Ball, den der 29-Jährige in diesem Spiel gesehen hat. Wird er auf Schalke so gefüttert, dass er der Knipser sein kann, funktioniert dies im ÖFB-Team nicht nach Wunsch.

Im Nationalteam mehr der Hakler als der Knipser

"Vielleicht ist es im Nationalteam meine Rolle, dass ich mehr für die anderen hakeln muss, damit sie die Tore schießen. Keine Ahnung, ich weiß es wirklich nicht. Auf Schalke ist es vielleicht ein bisschen anders", ist Burgstaller ratlos und macht aus seiner schlechten Laune kein Geheimnis:

"So lange wir gewinnen, stört mich das nicht. Aber diesmal stört es mich, da wir verloren haben. Wer im Endeffekt die Tore schießt, ist eigentlich wirklich wurscht. Aber nach so einer Niederlage ärgert es mich umso mehr."

Auch in der MCH-Arena habe er sich in den Dienst der Mannschaft gestellt: "Als Stürmer will man natürlich am liebsten alle paar Sekunden eine gefährliche Szene haben, aber ich wollte die Verteidiger binden, damit unsere Jungs, die technisch gut sind, zwischen den Linien aufdrehen können. Das ist uns öfters ganz gut gelungen, aber der letzte Pass oder die letzte Konsequenz vor dem Tor haben gefehlt."

Mehr Egoismus?

Ob er egoistischer agieren müsse? "Das bin ich eigentlich eh, das sollte jeder Stürmer ein bisschen sein. Wie auch immer: Es wird schon wieder bergauf gehen im Nationalteam. Bei mir ist halt ein bisschen ein Knoten drinnen, aber so lange es bei den anderen so funktioniert wie in den meisten der letzten Spiele, können wir zufrieden sein."

Vielleicht war es diesmal auch die Rückkehr von Marc Janko, mit 28 Toren einem der erfolgreichsten Goalgetter der Nationalteam-Geschichte, die daran erinnerte, wie gering die ÖFB-Ausbeute seiner Nachfolger ist.

Michael Gregoritsch hat ebenfalls erst einen Länderspiel-Treffer zu Buche stehen, verglichen mit Burgstaller allerdings auch wesentlich weniger Gelegenheiten in der Startelf bekommen. Aber auch dem diesmal verletzten Steirer ist die Sehnsucht nach dem Durchbruch in Rot-Weiß-Rot anzumerken.

Auch Janko hat kein Patentrezept

In der deutschen Bundesliga funktionieren sowohl Burgstaller als auch Gregoritsch. Wenn es darum geht, wie man am besten die Vereins-Leistung ins Nationalteam transportiert, gehen auch Janko die Tipps aus:

"Hätte ich dafür ein Patentrezept, wäre ich weltweit ein gefragter Mann. Ich habe solche Phasen leider auch schon öfters miterleben müssen."

Marc Janko

"Hätte ich dafür ein Patentrezept, wäre ich weltweit ein gefragter Mann. Ich habe solche Phasen leider auch schon öfters miterleben müssen. So banal es klingt, im Endeffekt muss sich der Stürmer auf die nächste Chance konzentrieren, darauf warten, dass sie kommt und dann einfach zur Stelle sein. Sowohl Guido Burgstaller als auch Michael Gregoritsch beweisen bei ihren Vereinen Woche für Woche, welch wirklich große Qualität sie haben. Ich würde mir wünschen, dass beiden schon beim nächsten Lehrgang der Knoten aufgeht."

Bisweilen wird gemutmaßt, dass ein anders gelagerter Druck auf einem Spieler lastet, wenn er für sein Land aufläuft und so mancher deshalb gehemmt wirkt. Janko glaubt nicht, dass es am roten oder wie in Dänemark weißen Dress liegt:

"Ich denke nicht, dass es mit Druck zu tun hat. Ich glaube eher, dass es vielleicht mehr an den fehlenden Automatismen liegt. Beim Verein kannst du die Tag für Tag einschleifen. Beim Nationalteam triffst du dich eben nur sporadisch. Da ist die Abstimmung vielleicht nicht zu 100 Prozent gegeben, dass die Stürmer so angespielt werden, wie sie es brauchen oder gerne hätten."

Burgstaller hofft auf erneute Janko-Nominierung

Grinsender Nachsatz: "Ich hatte da vielleicht etwas mehr Glück. Bei mir hat das über die Jahre hinweg gut geklappt mit Marko Arnautovic, der mir ich weiß nicht wie viele Assists geliefert hat."

Auf so viele ÖFB-Treffer wie Janko wird es Burgstaller alleine altersbedingt eher nicht mehr bringen, aber zumindest nachlegen wäre gut. Der Kärntner ist übrigens ein Befürworter dessen, dass Janko auch beim nächsten so wichtigen Lehrgang wieder mit von der Partie ist:

"Entscheiden muss das natürlich der Teamchef, aber ich kann zu Marc nur sagen, dass er ein großes Vorbild ist, ein super Charakter. Ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Warum sollte er beim nächsten mal nicht mit dabei sein? Ich würde mich freuen." 

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