2002 gründete Michal Świerczewski den Computerladen x-kom. Der Schritt in den Online-Handel im Jahr 2007 brachte den großen Durchbruch, und das Unternehmen wuchs rasant.
2022 listete ihn "Forbes" zu den reichsten 100 Polen. Seinem Herzensklub hielt Świerczewski Wort: 2011 stieg er zunächst als Sponsor bei Raków ein, drei Jahre später übernahm er den Verein als Eigentümer komplett.
Sein Plan im Jahr 2014 war ehrgeizig: Bis 2019 sollte der Aufstieg in die erste Liga gelingen, zum 100-jährigen Jubiläum 2021 wollte er das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte erreichen.
Die Suche nach dem passenden Trainer
Im Jahr 2015 sucht Swierczewski nach neuem Personal für sein Team und kommt zu dem Entschluss, auf einen jungen Trainer setzen zu wollen, der das Potenzial hat, sich weiterzuentwickeln.
Seine Suche konzentriert sich dabei auf Inhaber der UEFA-Pro- und UEFA-A-Lizenz. In einem regionalen Fußballportal der Woiwodschaft Masowien stößt er immer wieder auf den Namen Marek Papszun, der unter Trainerkollegen einen ausgezeichneten Ruf genießt.
Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er hauptberuflich als Sport- und Geschichtslehrer und trainierte polnische Amateurklubs nur nach Feierabend.
Den Trainerposten erhält Papszun bei Rakow, nachdem er gemeinsam mit einem Psychologen das Vorstellungsgespräch erfolgreich absolviert.
Der Durchmarsch
Bereits im zweiten Jahr führte Papszun die Mannschaft in die zweite Liga, zwei Jahre später gelang der sensationelle Durchmarsch ins Oberhaus. Der 51-Jährige setzt dabei auf klare Ansprachen und teils unkonventionelle Methoden: So lässt er als Hausübung Aufsätze schreiben, bei denen die Spieler nach jedem Spiel innerhalb von 24 Stunden die Teamleistung schriftlich bewerten mussten.
Selbst im Pokal machte Raków bereits als Zweitligist auf sich aufmerksam: Nach Siegen gegen Lech Posen und Legia Warschau scheiterte das Team 2018/19 erst im Halbfinale.
Die Premierensaison in der Ekstraklasa 2019/20 endete souverän mit dem Klassenerhalt und Platz zehn. Zum 100-jährigen Jubiläum 2021 folgte das nächste Hoch: Raków wurde Vizemeister und Pokalsieger – das 2014 gesetzte Ziel war erreicht.
Erfolg durch System statt Millionen
Der steile Aufstieg war kein Produkt von Geld, sondern von Strategie und Geduld. Raków setzte auf nachhaltige Transfers und gezielte Verstärkungen – kaum ein Spielerwechsel überschritt die Millionengrenze.
Während Klubs wie Legia Warschau und Lech Posen über weitaus größere Budgets verfügten, wuchs Raków durch kluge Planung über sich hinaus.
Bis heute ist der teuerste Transfer zwei Millionen Euro wert. Erling Haalands Cousin Jonatan Braut Brunes wechselte im Sommer 2025 für zwei Millionen Euro von OH Leuven zu den Polen.
In der Saison 2022/23 sicherte sich das Team drei Spieltage vor Schluss die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte – begünstigt durch eine Niederlage des Verfolgers Legia Warschau bei Pogoń Stettin.
Modernes Erfolgsprojekt
Ein Jahr später stand Raków kurz vor dem nächsten Meilenstein: der Teilnahme an der Champions League. Nach Erfolgen in der Qualifikation gegen Flora Tallinn, Qarabag und Aris Limassol scheiterten die Rot-Blauen erst im Playoff knapp mit 1:2 am FC Kopenhagen.
In der Gruppenphase der Europa League traf Raków unter anderem auf Sturm Graz – beide Teams konnten jeweils einen knappen 1:0-Auswärtssieg erringen. In einer starken Gruppe mit Atalanta und Sporting Lissabon war für beide Teams jedoch nach der Gruppenphase Endstation.
Mittlerweile hat sich Rakow in der Spitze Polens festgespielt und erreichte in der vergangenen Saison den Vizemeistertitel in Polen.
Was einst als bescheidene Fußballgeschichte in einer Pilgerstadt begann, ist heute ein modernes Erfolgsprojekt, das zeigt, wie Leidenschaft, Vision und Konsequenz einen Verein an die Spitze führen können.