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Salzburg erklärt sein Wunder gegen Lazio

Nicht nur vier Minuten für die Ewigkeit. Lainer greift Schlager-Sager auf:

Rom ist die ewige Stadt, doch dieser Sieg ist für die Salzburger Ewigkeit bestimmt.

Eine Woche der "unmöglichen Ergebnisse" (Xaver Schlager) gipfelte für Fußball-Österreich in einem Europacup-Wunder: Salzburg 4. Lazio 1.

Nach dem 2:4 aus dem Hinspiel steht der Serienmeister sensationell im Halbfinale der UEFA Europa League (Spielbericht).

Und das nach einem 0:1-Rückstand, der eine Minute später ausgeglichen wurde sowie weiteren vier Minuten und sieben Sekunden für die Ewigkeit, als gleich drei (!) Tore die Römer brachen.

"Man muss dran glauben", hielt Xaver Schlager, einer der Väter dieses unwirklichen Erfolgs mit einem noch viel unwirklicheren Spielverlauf, trocken fest.

Alles begann noch in Rom

Wichtig war freilich der schnelle Ausgleich nach dem 0:1.

"Es war natürlich glücklich, dass gleich eine Minute später der Ausgleich fiel. Wir haben aber immer gewusst, dass es möglich ist. Wir haben es bei Roma gegen Barca gesehen und auch bei Juventus gegen Real. Das ist eine Woche der unmöglichen Ergebnisse, die aber passiert sind."

Bereits in Rom hatten die Salzburger das Gefühl, dass diese Messe noch nicht gelesen ist.

"Da hatten wir dennoch ein gutes Gefühl, weil wir eben auch nicht unseren besten Tag hatten. Wir wussten, dass da noch etwas geht, auch weil wir zu Hause spielen würden und wir da noch einmal stärker sind."

Das 38. Heimspiel in Folge ohne Niederlage zeige dies eindrucksvoll. Zudem haben sich Trainer Marco Rose und sein Team - wie am Vortag erwähnt - tatsächlich etwas einfallen lassen und konnten die Italiener um Taktik-Fuchs Simone Inzaghi überraschen.

Rose überraschte Inzaghi

Der Deutsche ließ ein 4-3-3 spielen. "Ich denke, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben und Lazio vielleicht auch etwas überrascht haben. Zumindest zu Beginn. Da haben wir aber kein Tor geschossen, so ist der Effekt dann auch etwas verpufft", musste Rose eingestehen.

Inzaghi und sein Betreuer-Team waren aber in den ersten zehn Minuten auf den Beinen, um ihre Mannschaft auf das gegnerische 4-3-3 einzustellen, was auch gelang.

Doch Salzburgs Wirkung wurde über 90 Minuten nicht verfehlt.

Schlager: "Anscheißen soll man sich halt nicht"

"Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir mit dem 5-3-2 Lazios besser zurechtkommen und haben mit breiten Flügelspielern gespielt, um ihre Flügelverteidiger zu binden. Das hat sehr gut geklappt, wenn wir das sauber gespielt haben. Wir haben uns leichter getan nach vorne zu kommen und wir hatten auch einen guten Tiefgang mit unseren Flügelstürmern. Wir waren im 4-3-3 gut im Spiel", analysierte Rose.

Zudem fehlte Salzburg nie der Mut, oder wie es Schlager treffend formulierte: „Anscheißen soll man sich halt nicht, sonst kommt man nicht weiter. Du musst etwas frech sein, mutig auftreten, sonst machst du erst recht Fehler. Wir hatten nichts mehr zu verlieren und konnten auch riskieren.“

Zur Pause gab es beim Stand von 0:0 zunächst Lob und Tipps von Trainer Rose: "Ich habe den Jungs gesagt, dass wir eine sehr gute erste Hälfte gespielt haben. Dann sind wir in die Analyse gegangen."

Auch das 0:1 brach Salzburg nicht

Nach weiteren rund 15 Minuten startete dann dieser Wahnsinn von Salzburg mit dem 39. Saisontor im 42. Spiel von Ciro Immobile. Für viele wäre hier alles vorbei gewesen, nicht aber für diese Salzburger Mannschaft.

"Viele haben sich nach dem Hinspiel wohl gedacht, dass es vorbei wäre, viele dann nach dem 0:1, aber wir geben nicht auf. Ich bin so stolz, Teil dieses Teams zu sein", jubelte Stefan Lainer.

Der Ausgleich von Munas Dabbur löste das erste Beben in der Salzburger Arena aus.

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Inzaghi hat so etwas noch nicht erlebt

"Nach dem 1:1 war jeder noch einmal vollgepumpt, jeder bekam eine zweite Luft, obwohl er schon am Zenit war", schilderte Schlager, der mit seinen Teamkollegen auch die nötige Geduld hatte.

"Die Italiener können von klein auf verteidigen, wir sind aber ruhig geblieben, haben immer wieder das Spiel verlagert, vielleicht sind sie dann etwas müde geworden und konnten die Räume nicht mehr schließen. Eine Sekunde mit mehr Raum kann auf diesem Niveau entscheiden."

Zunächst hatte Haidara den Raum für seinen platzierten Schuss zum 2:1, dann Hwang für seinen Abschluss zum 3:1 und selbst Lainer nach einer Ecke zum 4:1 – alles binnen vier Minuten und sieben Sekunden.

"So etwas wie die drei Tore in dieser kurzen Zeit habe ich noch nie erlebt", sagte selbst Lazio-Trainer Inzaghi über den Europa-League-Rekord.

Lainer eifert seinem Vater nach

Nicht anders erging es den Salzburgern, die die Partie nach Hause spielten und jubeln durften.

"Das ist ein Höhepunkt in der Karriere, der bleiben wird und von dem man später irgendwann erzählen kann", jubelte Lainer, dessen Vater Leo gleich in zwei Europacup-Finali (mit Rapid 1985 und Salzburg 1994) stand.

"Es ist schon ein kleines Wunder, wenn man nach einem Rückstand noch einmal so zurückkommt", hielt Alexander Walke fest, dessen Paraden zur richtigen Zeit die Mannschaft im Spiel hielten.

"Die Leute glauben, dass, weil wir aus Österreich sind, immer der Underdog sind. Aber wir lieben es, der Underdog zu sein, dann können wir zeigen, was wir so können", freute sich Valon Berisha.

Lainer greift Schlager-Sager auf

Und Schlager? Der lieferte gewohnt typisch trockene Schlager-Sager: "Ob die Nacht magisch war, müssen andere beurteilen. Ich bin nur zum Fußballspielen da. Es war natürlich kein Spiel wie jedes andere, aber es war nicht unmöglich vier Tore zu erzielen. Das haben wir ja auch in der Liga schon bewiesen."

Zuletzt musste Salzburg dort aber eine Niederlage beim LASK hinnehmen, woraufhin Schlager am Sonntag meinte, "man sei eben nicht Barcelona".

Lainer hatte am Donnerstag die perfekte Replik dafür.

"Xaver hat ja zuletzt gesagt, wir sind nicht Barcelona, deswegen sind wir auch weiter", spielte der Rechtsverteidiger mit einem Augenzwinkern auf das sensationelle Aus der Katalanen bei Lazio-Erzrivale Roma (0:3 nach 4:1 im Hinspiel) an.

Ja, es war eine europäische Woche der unwirklichen Aufholjagden – und Salzburg war mittendrin statt nur dabei.

"Wir stehen als österreichischer Verein im Halbfinale der Europa League. Das ist etwas ganz Spezielles. Wir wollten ein besonderes Spiel daraus machen, das ist uns unabhängig vom Ergebnis gelungen", hielt Rose fest und in der Kabine nach eigenen Angaben die Klappe.

"Ich habe es genossen zu sehen, wie glücklich die Jungs sind."

Kein Wunder, war es doch eine magische Nacht. Mit vier Minuten für die Salzburger Ewigkeit.

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