Endstand
1:1
1:1, 0:0
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Scheiblehner: "Unsere Leistung ist eine Sensation"

Der Aufsteiger nimmt gegen Red Bull Salzburg erneut Zählbares mit. Das Rekordtor der Bullen habe Blau-Weiß vielleicht sogar ein wenig geholfen.

Scheiblehner: Foto: © GEPA

Der Schock war den Linzer Fans ins Gesicht geschrieben.

Läppische sechs Sekunden waren erst gespielt, als Red Bull Salzburg bei Blau-Weiß Linz (zum Spielbericht >>>) in Führung ging. Petar Ratkov blockte einen Abschlag von Tormann Nicolas Schmid mit dem linken Bein ins Tor und trug sich als schnellster Torschütze der Bundesliga-Historie in die Geschichtsbücher ein.

"Ich muss mir die Szene nochmal ansehen. Ich spiele diesen Ball in jeder Partie, dass so etwas passiert, hätte ich mir nicht vorstellen können", war Schmid im "Sky"-Interview nach dem Spiel immer noch überrascht.

Da hilft es auch nicht, dass das blitzartige 1:0 eigentlich nicht zählen hätte dürfen, da Ratkov zu früh weggelaufen ist. "Ich habe es noch nicht gesehen, aber wenn es so ist, dann ist es eine Gemeinheit", meinte Manuel Maranda. Sein Coach hatte den "Fehlstart" des serbischen Angreifers sofort erkannt.

"Der Spieler ist viel zu früh weggelaufen. Leider haben wir es gesehen, aber der Schiedsrichter (Alan Kijas, Anm.) nicht", so Gerald Scheiblehner. In solch einer Situation darf der VAR jedoch nicht eingreifen, ähnlich wie bei einem Einwurf. "Fehler passieren, die Schiedsrichter lernen hoffentlich daraus, dass sie besser aufpassen."

Salzburg wähnte sich fälschlicherweise in Sicherheit

Groll gegenüber den Referees war bei diesen Worten allerdings keiner zu vernehmen, stattdessen hielt der Coach mit einem Lächeln fest: "Letztendlich hat es uns vielleicht sogar ein wenig geholfen, weil sich Salzburg in Sicherheit gewähnt hat."

Fälschlicherweise, wie sich herausstellen sollte. Nur in den Anfangsminuten strahlten die Bullen echte Gefahr aus, hätte Ratkov selbst das 2:0 nachlegen können. In weiterer Folge stand die Stahlstädter Defensive wie auch schon im ersten Saisonduell in Salzburg kompakt, ließ wenig bis gar nichts zu.

Und setzte in der Offensive selbst Nadelstiche. Fabio Strauss verlängerte in der elften Spielminute eine Freistoßflanke per Kopf weiter zu Maranda, der perfekt vollendete und das ausverkaufte Hofmann Personal Stadion in ein Tollhaus verwandelte.

Am Ende der einstudierten Freistoß-Variante hätte eigentlich Ronivaldo stehen sollen, wie der Stürmer im Halbzeit-Interview verriet. Doch der gebürtige Brasilianer, seit Freitag im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft, erlitt im Training einen Muskelfaserriss und fehlt wohl für längere Zeit.

Maranda nahm seinen Platz am Ende der Spielzug-Kette adäquat an, erkannte zunächst aber gar nicht, ob der Ball denn auch im Tor war. "Als alle gejubelt haben, habe ich auch bemerkt, dass er drin ist", strahlt der Abwehrspieler.

Die unerwarteten Punkte sind die schönsten

Danach bewies der Aufsteiger sein Kämpferherz, blockte etliche Abschlüsse des Serienmeisters erfolgreich, machte die Räume zu.

Wirklich brenzlig wurde es nur in Minute 53, als Luka Sucic die Stange traf sowie in der Nachspielzeit - Kristijan Dobras flog nach einem rüden Einsteigen gegen Sekou Koita mit glatt Rot vom Platz. Den folgenden Freistoß aus zentraler Position setzte der Salzburg-Stürmer in die Mauer, der Linzer Punktgewinn war perfekt.

"Es freut mich für die Truppe. Wir arbeiten seit Beginn sehr hart. Wenn man vor dem Spiel oft gefragt wird, wie es diesmal gegen Salzburg ausschaut, und niemand glaubt an dich, nur die eigene Mannschaft, dann freut es mich besonders. Es war heute wieder ein verdienter Punkt", findet Scheiblehner.

Vier haben die Stahlstädter in Duellen mit dem Bundesliga-Krösus eingefahren - die bisher größte Punkteausbeute aller Teams. Scheiblehner betont deshalb: "Beide Spiele sind eine Sensation. Unsere Leistung ist eine Sensation."

Man könne nur die eigene Leistung beeinflussen, die an beiden Spieltagen top gewesen sei. Außerdem sei es für Salzburg aufgrund der allgemein hohen Erwartungshaltung "immer schwierig. Wenn der Gegner das Zentrum gut verteidigt und Umschaltmomente oder Standardsituationen nutzt, dann ist es auch für Red Bull schwierig."

Was es für den ersten Sieg seit November braucht

19 Punkte haben die Oberösterreicher am Konto, die Meistergruppe mit acht Zählern Rückstand und drei verbleibenden Spielen praktisch unerreichbar.

Angesichts der bisherigen Leistungen sollte man aber auch mit dem Abstieg nichts zu tun haben, selbst nach der Punkteteilung hätte Blau-Weiß derzeit sechs Punkte Vorsprung auf Austria Lustenau und den Vorteil, bei Punktegleichheit vorgereiht zu werden.

Aber das ist alles noch Zukunftsmusik, erst soll der Grunddurchgang gebührend abgeschlossen werden. Der letzte Sieg datiert immerhin vom 12. November, als das Linzer Derby daheim 2:0 gewonnen wurde.

Scheiblehner hält fest: "Es ist schwierig, ein Spiel in der Bundesliga zu gewinnen. Das ist für uns gerade ein unglaublicher Aufwand. Da braucht es einen sehr guten Tag, auch in der Offensive. So weit sind wir im Moment noch nicht. Wir werden weiter daran arbeiten."

Mit Erfolgserlebnissen im Rücken fällt das bekanntermaßen leichter.


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