Der Auftakt ins Frühjahr verlief für den SK Rapid erfreulich - jedoch nicht ohne Nebengeräusche.
Der 2:0-Erfolg gegen Bundesliga-Schlusslicht WSG Tirol war ergebnismäßig der erwartete Start ins Jahr 2020. Mit dem ersten Heimsieg seit dem 15. September 2019 (5:0 gegen Admira) und dem erst dritten Heimsieg in dieser Saison hat man endlich auch im Allianz-Stadion wieder einmal drei Punkte eingefahren.
Der Treffer von Maximillian Ullmann nach 43 Sekunden machte Vieles leichter, doch am Ende konnten die Wiener froh darüber sein, nach einer 2:0-Führung nicht doch noch das Spiel aus der Hand gegeben zu haben.
Am Ende regierte die Selbstkritik, vor allem von Trainer Didi Kühbauer und Stefan Schwab. Der Kapitän hielt unmissverständlich fest: "In der zweiten Halbzeit war das Lethargie pur! Es war zu viel Selbstvertrauen auf einmal da und wir zu siegessicher. Das kann dann bestraft werden. Wenn wir das 1:2 bekommen, kann es eng werden."
Schwab: "Das geht gar nicht"
Denn von einer herausragenden Performance war Rapid weit entfernt. Zu allererst nützte man die Orientierungslosigkeit der Gäste nach wenigen Sekunden.
Beim 2:0 presste man geschickt, profitierte aber von einem katastrophalen Ballverlust des Ex-Rapidlers Thanos Petsos, den Taxiarchis Fountas ausnutzen konnte.
Was jedoch zwischendurch und vor allem nach dem Seitenwechsel geboten wurde, sorgte für Kopfschütteln. "Meiner Meinung nach waren wir zu siegessicher. Zweite Halbzeit: Das geht gar nicht, weil andere Gegner bestrafen das. Vor allem, wenn wir im oberen Playoff eine Rolle spielen wollen, können wir nicht so auftreten", spricht Schwab die Defizite klar an.
Dabei ließ er auch die Ablenkung durch die emotionale Verabschiedung von Klubservice-Leiter und Stadionsprecher Andy Marek nicht zu. Von diesem "Flow" und der Stimmung im Stadion hätte man viel mehr profitieren können, meinte er.
"Unerklärlich, warum wir aufgehört haben, Fußball zu spielen"
Ähnlich deutlich wurde Trainer Didi Kühbauer. Zwar wollte er nicht, dass wieder nur das Negative nach einem 2:0-Sieg gesehen wird. Im Endeffekt nahm er seine Mannschaft jedoch in die Pflicht.
"Das Spiel hätte für uns nicht besser beginnen können", damit hatte Kühbauer wahrlich recht. "Wir haben auch sonst ein gutes Spiel gemacht, Chancen vorgefunden, nicht auf oberstem aber auf einem guten Level. Wir haben dann aber zu viele Möglichkeiten vergeben, analysierte der Chefbetreuer.
"Mit dem 2:0 ist es schon so gewesen, dass wir das Spiel in eine gute Richtung gebracht haben und ich davon ausgegangen bin, dass wir jetzt nachlegen werden. Aber deshalb ist es mir unerklärlich, warum wir komplett zum Fußball spielen aufgehört haben. Wir haben nicht mehr die Tiefe gesucht. Dass wir im Stehen gespielt haben, wäre übertrieben, aber wir haben nicht mehr diesen Aufwand betrieben", kritisierte Kühbauer und zeigte sich zornig.
Dies werden die Spieler noch zu hören bekommen, das schwor Kühbauer. Denn mit dieser Art und Weise konnte er nicht zufrieden sein. Vor allem, nachdem man sich in der Vorbereitung so viel vorgenommen hatte.
Erster Heimsieg seit September: "Es ist natürlich Zeit geworden"
Zwar müsse man den Ball flach halten, schließlich habe man nicht 0:6 verloren. Aber trotzdem ist es für Kühbauer "nicht das, was man als Rapid spielen soll."
Auch er ließ die Ausrede der Ablenkung nicht gelten, meinte aber, dass man Marek zum Abschied zumindest einen Sieg schenken konnte. Einen Heimsieg wohlgemerkt, auf den die Hütteldorfer so lange warten mussten.
"Es ist natürlich Zeit geworden. Gegen den Tabellenletzten, zu Hause, im ersten Frühjahrsspiel sollte man gewinnen. Vom Ergebnis her ist es positiv, aber am Spiel müssen wir absolut noch arbeiten", hielt Schwab dahingehend fest.
Vor allem auch im Einstellen auf den Gegner, denn Kühbauer betonte, dass es keine große Überraschung gewesen sei, dass der Gegner den 2,02-Meter-Hünen Stefan Maierhofer mit hohen Bällen suchte.
Maierhofer-Faktor der WSG unterschätzt
In der ersten Halbzeit habe man dies noch unter Kontrolle gehabt, in der zweiten habe man jedoch den Faden verloren und dadurch zu viel zugelassen.
"Wenn Maierhofer mitspielt, hätte klar sein müssen, dass nicht am Boden gespielt wird. Wir haben uns dann nicht mehr drauf einstellen können, sie haben es dann besser gemacht. Wir haben nicht gemacht, was im Fußball notwendig ist. Ich bin mit den drei Punkten zufrieden, aber nicht mit der Leistung", betonte Kühbauer noch einmal.
Nicht unwesentlich dabei war der Ausfall von Christopher Dibon, der nach einem Zusammenstoß mit dem Kopf in der Kabine blieb. Ihm war, wohl nach einem Kopfballduell mit Maierhofer schwindlig, Kühbauer wollte kein Risiko eingehen.
Am Ende ging alles gut. Vor allem, weil auch Petsos als Schwachstelle im Spielaufbau ausgeforscht wurde. Die Vorentscheidung zum 2:0 war kein Zufall: "Petsos ist ein sehr guter Spieler, aber es ist auch bekannt, dass er im Spielaufbau manchmal Risiken eingeht. Das hat er heute bewiesen. Wir haben versucht, frühzeitig zu stören. Dass wir dafür belohnt worden sind, ist umso besser. Aber es war klar, dass wir höher attackieren wollen."
"Das wird eine richtig heiße Kiste"
Werbung in eigener Sache gelang Rapid nur durch das Ergebnis. Dass man seit dem Austria-Remis gegen Altach bereits fix fürs obere Playoff planen darf, soll keinen entscheidenden Faktor für den Leistungsabbau bedeuten.
Viel mehr will man sich in den kommenden Spielen steigern, um dann in der Meister-Gruppe eine gute Rolle zu spielen. "Unser Ziel ist es ja nicht Sechster zu werden, wir wollen vorne angreifen", gibt Schwab zu Protokoll.
"Nichtsdestotrotz wird das jetzt ein schwieriges Frühjahr. Wir wollen unter den ersten Drei sein, wir sind jetzt dabei, aber es ist sehr eng. Der WAC ist meiner Meinung nach wahrscheinlich sogar noch stärker mit den Neuzugängen als im Herbst, die haben sich richtig gut verstärkt. Das wird eine richtig heiße Kiste. Aber wenn die vorne anfangen viel liegen zu lassen und wir unsere Punkte machen, kann es sein, dass wir mit der Punktehalbierung dran sind. Aber wir wollen nicht zum Träumen anfangen und müssen demütig bleiben", fasst Schwab zusammen.
Abhaken und lernen heißt somit die klare Devise trotz des 2:0-Heimsieges gegen WSG Tirol.