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"Kann schnell gehen" - ÖSV-Adler gehen als Jäger in die Tournee
Hörl und Titelverteidiger Tschofenig suchen nach der Leichtigkeit. Kraft gibt sich zuversichtlich. Die Topfavoriten kommen aber aus Polen und Japan.
Jägerrolle statt Topfavoriten: Nach dem historischen Dreifachsieg in der vergangenen Saison gehen die österreichischen Skispringer als Außenseiter in die am Sonntag beginnende 74. Vierschanzentournee.
Titelverteidiger Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Stefan Kraft wollen beim ersten Saisonhöhepunkt im Olympia-Winter zwar an frühere Erfolge anschließen, die jüngsten Resultate der rot-weiß-roten Adler sorgen bei ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl aber für Sorgenfalten.
Generalprobe ging ebenso in die Hose
"Es ist nicht das, was wir uns erwartet und erhofft haben vor der Tournee", sagte Widhölzl nach der nicht nach Wunsch verlaufenen Generalprobe in Engelberg. Im Wettkampf gehe es im Moment oft in die Hose, monierte der Tiroler, nachdem seine Schützlinge zum dritten Mal hintereinander das Podium verpasst hatten.
"Jetzt gehen wir in die Weihnachtspause und dann werden wir analysieren. Dann hoffen wir, dass die Tournee besser wird."
Anlaufprobleme bei Tschofenig und Hörl
Tschofenig, der beim Saisonauftakt vor einem Monat in Lillehammer noch vor Hörl und Kraft triumphiert hatte, stürzte in der Schweiz schlimm ab und verfehlte am Sonntag sogar den zweiten Durchgang.
Auch aus diesem Grund ließ der Gesamtweltcupsieger am Montag die Ehrung zu Kärntens Sportler des Jahres aus, um möglichst schnell wieder in die Spur zu finden. Der 23-Jährige hadert derzeit vor allem mit seinem Anlauf, aber auch mit dem Material.
Ähnlich geht es Hörl, dem so wie Tschofenig die Leichtigkeit nach einem guten Saisonstart abhanden kam. "Ich finde im Anlauf derzeit nicht die Position, die ich gerne hätte", erklärte Hörl, für den erfolgreiche Sprünge aktuell eine Lotterie seien.
Hörl: "Es kann sehr schnell gehen"
"Der Kopf ist nicht so frei. Jetzt ist die Challenge, die Leichtigkeit wiederzufinden." Grundsätzlich sei er aber zuversichtlich, weil im Training schon "richtig coole" Sachen passieren würden.
"Im Skispringen kann es sehr schnell gehen", betonte der Salzburger, der den Tourneesieg 2024/25 um 1,4 Punkte verpasst hatte.
Prevc und Kobayashi Topfavoriten
Routinier Kraft lässt sich von einer schwachen Generalprobe mit den Plätzen 14 und 19 nicht aus der Ruhe bringen. "Es sind oft Kleinigkeiten", betonte der Tourneesieger von 2014/15. "Wenn ich die Sprünge halbwegs treffe, bin ich voll dabei."
Im Gesamtweltcup liegt mit Kraft (7.), der in Falun einen Saisonsieg feierte und wegen der Geburt seiner Tochter drei Bewerbe verpasste, Tschofenig (8.), Hörl (9.) und Stephan Embacher (10.) zwar ein ÖSV-Quartett in den Top Ten. Den Ton geben aber andere an.
Als Topfavorit reist Domen Prevc zur Tournee. Der 26-jährige Slowene gewann fünf der letzten sechs Springen und wurde einmal Zweiter. Der Japaner Ryoyu Kobayashi kommt mit einem Erfolg in Engelberg zum Schanzen-Spektakel nach Deutschland und Österreich
. In den bisherigen elf Weltcup-Bewerben war der dreimalige Tourneesieger nie schlechter als Siebenter. Auch die beiden Deutschen Philipp Raimund und Felix Hoffmann überzeugten zuletzt mit guten Leistungen. "Wir haben nichts zu verlieren", betonte Hörl im APA-Gespräch. Und es sei "irgendwie auch cool", in der Jägerrolle zu sein und weniger Druck zu haben.
ÖSV-Youngster Schuster und Embacher in guter Form
Die Vierschanzentournee startet am Sonntag mit der Qualifikation in Oberstdorf, ehe es am Montag (jeweils 16.30 Uhr/live ORF 1) erstmals um Punkte geht. Im Vorjahr feierten Kraft, Hörl und Tschofenig im Allgäu den ersten von drei Dreifachsiegen rund um den Jahreswechsel.
Auch beim Bergiselspringen in Innsbruck (4. Jänner) und beim Dreikönigsspringen in Bischofshofen (6. Jänner) war dieses Kunststück gelungen. Nur beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen war mit Gregor Deschwanden ein Schweizer auf dem Podest gelandet.
Heuer ist die Ausgangslage für das siebenköpfige ÖSV-Aufgebot mit Tschofenig, Hörl, Kraft, Embacher, Jonas Schuster, Maximilian Ortner und Routinier Manuel Fettner (40) bei seiner letzten Tournee freilich eine andere. Kraft war zwar über das jüngste Leistungstief im rot-weiß-roten Team erstaunt, sieht die ÖSV-Equipe aber breit aufgestellt.
"Ich bin schon guter Dinge, dass wir alle gute Wettkämpfe abliefern können. Sonst müssen es die Jungen richten, weil die sind in Form. Das ist auch schön", sagte der Salzburger.
In Engelberg überzeugte Schuster mit den Plätzen fünf und sechs - die bisher besten Weltcup-Resultate des 22-jährigen Tirolers. Auch Embacher zeigte als Achter mit Schanzenrekord unmittelbar vor der Weihnachtspause auf. "Die beiden haben es richtig gut gemacht", sprach Widhölzl ein Sonderlob aus.