Schwere Verletzung "grundsätzlich möglich"
Dass rund um das Implantat etwas bricht und eine schwere Verletzung entsteht, ist laut Hoser grundsätzlich möglich. "Die Wahrscheinlichkeit ist aber nicht viel höher als bei einem 'normalen' Knie. Eine Fraktur rund um ein neues Knie ist ausgesprochen selten."
Patienten mit einem Kniegelenksersatz empfiehlt der Chirurg ausdrücklich sportliche Aktivität. Schwimmen, Radfahren, Wandern, Krafttraining oder Pilates seien sogar förderlich.
"Wenn es aber um Sportarten geht, die Schläge, starke Druckkräfte und hohe Geschwindigkeiten beinhalten, wird das Implantat früher eine Abnützung bekommen, als es sonst der Fall wäre."
Im Pensionisten-Skizirkus "Masters" würden 40 Prozent der Teilnehmer mit künstlichen Gelenken fahren. Chirurgen wie Hoser schlucken dann, weil die Implantate dafür nicht gemacht sind. Im Alter von 40 mit 130 Stundenkilometern über eisige Weltcuppisten zu brettern und zu springen, ist eine andere Liga.
"Man muss sich keine Sorgen machen"
"Über Rennskifahren in dieser Dimension wissen wir noch nichts. Da ist Lindsey das Versuchskaninchen", gibt Hoser zu. Gleichzeitig ist er überzeugt, dass das "neue Knie" das kurzfristig aushält. "Die frühere Abnützung entsteht durch abertausende Schläge, nicht durch hunderte. Man muss sich keine Sorgen machen, dass gleich etwas passiert."
Man weiß ziemlich genau, was in Vonns Knie gemacht wurde, weil sie selbst Videos aus dem Operationssaal postete. Zuerst schliff ein Roboter drei Millimeter des Knochens an der Außenseite des Knies ab. Dann stülpte ein Arzt eine Titankappe auf die äußere Rolle des Oberschenkelknochens.
Auf dem Schienbeinplateau wurde eine Titanplatte befestigt. In das zwischen Knochen und Titan geschmierte Zement wurden dann Stifte der Titanteile gepresst.
Erste Testläufe hinter Vonn
Seither hat Vonn intensiv trainiert, um per Wildcard mit einer vergleichsweise niedrigen Startnummer ab 30 wieder in den Weltcup einzusteigen. Bei unterklassigen Rennen hamsterte sie fehlende FIS-Punkte, die für die (gefährlicheren) Speeddisziplinen vorgeschrieben sind.
Auch der erste Härtetest auf einer Weltcup-Piste war erfolgreich. Vonn war schnell, als Vorläuferin in Beaver Creek verlor sie laut inoffiziell mitlaufenden Stoppuhren wohl keine Sekunde auf Abfahrtssiegerin Cornelia Hütter.
Wichtiger für sie noch: Das Knie hielt - und das offenbar sehr gut: "Ich kann gar nicht sagen, wie groß der Unterschied ist, wenn man ohne Schmerzen Skifahren kann. Das ist eine völlig neue Welt für mich, und ich habe mich seit 15 Jahren nicht mehr so gut gefühlt. Ich freue mich, zurück zu sein", sagte Vonn.