news

ÖSV-Star Stephanie Venier verkündet ihren Rücktritt

Die 31-jährige Tirolerin hört nach WM-Gold und -Bronze in Saalbach am Höhepunkt auf. Die Wogen mit Cheftrainer Roland Assinger sollen geglättet worden sein.

ÖSV-Star Stephanie Venier verkündet ihren Rücktritt Foto: © GEPA

Stephanie Venier tritt am Höhepunkt ihrer Ski-Karriere ab.

Die 31-jährige Tirolerin verkündet ihre Entscheidung am Donnerstagnachmittag. Venier krönte sich bei der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm trotz anhaltender Knieschmerzen sensationell zur Super-G-Weltmeisterin, dazu gewann sie Bronze in der Team-Kombination mit Katharina Truppe. 2017 holte das Speed-Ass zudem WM-Silber in der Abfahrt.

"Wer kann schon sagen, dass man es am Höhepunkt lässt", sagt Venier bei der Pressekonferenz auf einer Almhütte über ihrem Heimatort Oberperfuss. Den Tag, als sie Gold eroberte, werde sie ihr ganzes Leben in Erinnerung behalten. "Der Weltmeistertitel ist mehr, als ich mir jemals erträumt hätte."

"Gesund heraußen"

Zuletzt habe einfach die Motivation gefehlt. Den April über habe sie komplett ausgespannt - und dann im Mai wieder mit dem Intervalltraining begonnen.

"Da habe ich gesehen, dass es mir nicht mehr so leicht von der Hand geht. Die letzten Prozente haben gefehlt. Und wenn man nicht mehr zu 100 Prozent bereit ist, braucht man sich nicht mehr an den Start stellen", erklärte die sichtlich emotional mitgenommene Tirolerin. Die Motivation sei "nicht mehr so richtig gekommen".

Jetzt falle ihr ein "Stein vom Herzen", sie sei "gesund heraußen" und "bereit für einen neuen Lebensabschnitt", so die 31-Jährige, die außerdem ihre immer wieder auftretenden Knieprobleme nicht länger ausreizen und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen wollte.

Venier bedankte sich vor allem auch bei ihren bei der Pressekonferenz wie Walder und ÖSV-Alpinchef Christian Mitter anwesenden Eltern, die sie immer unterstützt hätten. Vor knapp 30 Jahren habe sie in dem Skigebiet bzw. dem Hang, an dem sie jetzt zurücktrete, mit dem Skifahren begonnen - unterstützt von ihrem Vater.

"Nun hat sich der Kreis geschlossen. Ich habe alles genossen. Es waren lässige Zeiten, mit allen Höhen und Tiefen". Das Ski-Ass bedankte sich auch beim Österreichischen Skiverband (ÖSV), der die "besten Rahmenbedingungen" zur Verfügung gestellt habe.

Wogen mit Assinger geglättet?

Die nach der WM in Saalbach-Hinterglemm öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung mit Frauen-Cheftrainer Roland Assinger erwähnte Venier von sich aus nicht.

"Heute geht es um meinen Rücktritt, und nicht um den Asso."

Stephanie Venier

Nach der WM hatte sie den Umgangston Assingers angeprangert. Zugleich gab es gegensätzliche Reaktionen von Läuferinnen, die sportliche Leitung um ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher bestätigte Assinger vor der Olympia-Saison im Amt.

Am Rande des Pressegespräches meinte die Tirolerin zur APA, dass diese Causa "heute keinen Platz habe". "Heute geht es um meinen Rücktritt, und nicht um den Asso." Generell sei sie der Ansicht, dass jeder Mensch "den Mut haben soll, seine Meinung zu äußern": "Das Wichtigste ist die Kommunikation. Dass man sich auf Augenhöhe begegnet."

Assinger gab per Aussendung an, dass er sich nach Missverständnissen in der Kommunikation mit Venier konstruktiv ausgetauscht habe und sie in gutem Einvernehmen auseinandergegangen seien.

Assinger: "Stephanie hat mich stets mit ihren sportlichen Erfolgen beeindruckt." Es sei bedauerlich, eine Siegläuferin wie sie zu verlieren. "Der Entschluss ist aber sicher wohlüberlegt und zu respektieren."

Tirolerin gewann drei Weltcup-Rennen

Venier verabschiedet sich als dreifache Weltcup-Siegerin von der großen Bühne, zwölfmal stand sie auf dem Podest.

In Sachen Preisgeld streifte sie laut FIS-Angaben 601.000 Schweizer Franken ein.

Sie sei jedenfalls immer eine "brutale Kämpferin" gewesen, die alles gegeben habe und deren größtes Merkmal "die Leidenschaft" gewesen sei.

Olympia-Rechnung bleibt guten Gewissens offen

Die offene Rechnung mit Olympia wird nun nicht mehr nicht beglichen.

2018 hatte Venier in Südkorea bei ihrem einzigen Start im Zeichen der Fünf Ringe das Abfahrtsziel nicht gesehen. Im Februar stehen unweit ihrer Tiroler Heimat die Medaillenentscheidungen auf der Tofana in Cortina d'Ampezzo an, wo sie 2024 in der Abfahrt einen ihrer drei Weltcupsiege erreichte.

"Auch wenn nächstes Jahr die Olympischen Spiele anstehen, fühlt es sich für mich jetzt genau richtig an, einen Schlussstrich unter meine Rennsportkarriere zu ziehen. Ich blicke mit großer Zufriedenheit auf das Erreichte zurück", meint Venier.

Familienplanung hat nun Priorität

Als meinungsstarke Athletin und teils außerhalb der Norm agierend war sie bekannt.

Schlagzeilen machte ihr Verzicht auf Obst und Gemüse ("meine Blutwerte sind trotzdem top"). Teamintern trug die deklarierte Katzenliebhaberin wegen ihres Handtaschen-Faibles den Spitznamen "Tante Gucci".

Nun stehe "die Familienplanung an oberster Stelle". Sie wolle "nicht mehr aus dem Koffer leben, sondern daheim sein." Im Skisport werde man sie "nicht sehen", sie werde aber weiter mit ihren Sponsoren zusammenarbeiten und ihren Zivilberuf als Zollbeamtin ausüben.

Große Pläne hat die Weltmeisterin bereits, die Hochzeit mit ihrem Partner und Skifahrer Christian Walder steht an. Erst vor wenigen Tagen machte sie die Verlobung öffentlich.



Die 15 besten Skifahrerinnen Österreichs aller Zeiten

Kommentare