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Pleite gegen Frankreich: Österreich "am Boden der Realität"

Nach der guten WM-Vorbereitung hat sich Österreich den Auftakt gänzlich anders vorgestellt. Die eigenen Tugenden hat man nicht umgesetzt:

Pleite gegen Frankreich: Österreich Foto: © GEPA

Ernüchterung machte sich im österreichischen Lager schnell breit.

Mit Selbstvertrauen nach einer guten Vorbereitung startete das Eishockey-Nationalteam in die Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland, wollte zum Auftakt in einem der Schlüsselspiele der Vorrunde gegen Frankreich gleich einmal voll anschreiben - und musste sich mit 1:2 nach Overtime (Spielbericht >>>) geschlagen geben.

Das Unterfangen ging (fast) gänzlich in die Hose. Österreich fehlte vom ersten Bully weg die Leichtigkeit, viele Pässe fanden nicht ihren Weg zum Mitspieler und eröffneten den gut aufgelegten Franzosen dadurch viele Turnovers und gute Torchancen.

Vor allem aber in den Zweikämpfen war man gegen robuste Franzosen, die kurz vor Ende des ersten Drittels mit einem Powerplay-Tor in Führung gingen, deutlich unterlegen. "Frankreich ist viel besser rausgekommen, hat die Zweikämpfe gewonnen. Sie haben ihren Gameplan abgespult", meint David Reinbacher nach seinem WM-Debüt im "ORF".

"Sie haben sehr gut gespielt, waren sehr kompakt, von Anfang an voll bereit und super auf uns eingestellt. Wir haben sehr lange gebraucht, zu unserem Spiel zu kommen. All das, was wir in der Vorbereitung gut gemacht haben, haben wir am Anfang schlecht gemacht", ergänzt ein sichtlich enttäuschter Manuel Ganahl.

Erst mit Fortdauer fand Österreich zu seinem Spiel

Je länger die Partie dauerte, desto besser fand die Truppe von ÖEHV-Teamchef Roger Bader auch ins Spiel hinein. Im zweiten Drittel gab es schon den einen oder anderen Annäherungsversuch an das Tor von Frankreichs Goalie Sebastian Ylönen, der besonders im Schlussabschnitt gefordert wurde.

Zwischenzeitlich stand das Torschussverhältnis in den letzten 20 Minuten der regulären Spielzeit bei 11:0 für Österreich, mit dem Ausgleich in Überzahl durch Thomas Raffl belohnte sich das Nationalteam auch für die deutlich bessere Leistung.

"Wir sind im dritten Drittel einfach draufgefahren, haben nicht versucht, irgendwelche schönen Plays zu machen, sondern einfach zu spielen. Das ist genau unser Spiel", erklärt Torhüter David Kickert, der den Vorzug vor Routinier Bernhard Starkbaum bekam und eine gute Performance ablieferte.

Ideenlosigkeit in Überzahl

Eben jenes Powerplay dauerte fünf Minuten, nachdem Frankreichs Starspieler Alexander Texier eine Spieldauerdisziplinarstrafe für einen Bandencheck gegen Dominique Heinrich kassierte. Es offenbarte die Nervosität und Ideenlosigkeit, die das Nationalteam über weite Strecken an den Tag legte, gnadenlos.

Eine vom ÖEHV-Kapitän schön abgeschlossene Kombination sorgte für das 1:1, solch ein Tor hätte aber genauso gut bei numerischer Gleichheit fallen können. Kein einziges Mal konnte sich das ÖEHV-Team im gegnerischen Drittel festsetzen und Druck ausüben, ganz im Gegensatz zu "Les Bleus", die beide Tore in Überzahl schossen.

Der entscheidende Treffer durch Sacha Treille (61./PP) fiel als Folge zweier später Strafen, die in Form von Marco Rossi und Manuel Ganahl gegen Österreich ausgesprochen wurden. Das Momentum, zuvor zur Gänze bei der Bader-Mannschaft, wechselte wieder zu den Franzosen, die in der Overtime nach 39 Sekunden den Sack zumachten.

Überheblichkeit ein Mitgrund für durchwachsene Leistung?

Ganahl hätte sich bei seiner Strafe - bereits jene zuvor gegen Rossi war grenzwertig - mehr Fingerspitzengefühl gewünscht.

"Eine Minute vor Schluss, Schulter an Schulter nach meinem Gefühl. Man kann sicher darüber diskutieren, es ist so gegeben worden", sagt er trocken über den "harten Call, der sicher ausschlaggebend war, dass wir verloren haben."

Warum Österreich die Leichtigkeit fehlte, konnte sich der KAC-Crack nur folgendermaßen erklären: "Es hat sich etwas so angefühlt, als hätten wir es uns leichter erwartet bzw. haben wir das Gefühl gehabt, wir können das spielerisch lösen, was absolut nicht der Fall ist. Das ist eine sehr gute Mannschaft, sie haben uns das heute aufgezeigt."

Für Reinbacher, einer der wenigen Lichtblicke im ÖEHV-Team, ist man nach den Testspiel-Siegen über Deutschland und die Slowakei wieder "am Boden der Realität angekommen. Natürlich ist es ein Rückschlag, es war ein wichtiges Spiel. Wir wollten das gewinnen, müssen jetzt aber den Kopf frei kriegen und nach vorne schauen."

Schon am Sonntagabend geht es gegen Schweden (19:20 Uhr im LIVE-Ticker >>> und auf ORF Sport +) weiter. Zuvor will sich Ganahl "nochmal zusammensetzen und darüber reden, weil im Großen und Ganzen sind wir sicher schwer enttäuscht, wie wir aufgetreten sind. Wir alle wissen, dass wesentlich mehr möglich gewesen wäre."


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