Österreich Österreich AUT
Finnland Finnland FIN
Endstand
1:3
1:2, 0:0, 0:1
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Österreich: Hoffnungsschimmer rechtzeitig vor Ungarn-Duell?

Gegen Finnland legte das ÖEHV-Team jene Tugenden an den Tag, die es die gesamte WM über schon bräuchte. Das gibt Hoffnung für das Spiel um den Klassenerhalt:

Österreich: Hoffnungsschimmer rechtzeitig vor Ungarn-Duell? Foto: © GEPA

Nach acht gespielten Minuten im Spiel gegen Weltmeister und Olympiasieger Finnland dachte der eine oder andere vermutlich, dass Österreich im vorletzten Gruppenspiel der Eishockey-WM in Tampere und Riga unter die Räder geraten wurde.

Zwei Unachtsamkeiten bestraften die "Suomi" eiskalt, dazwischen erzielte Dominic Zwerger nach einem Puckgewinn in den neutralen Zone von Marco Rossi den 1:1-Ausgleich. Doch wie sich das ÖEHV-Team in den folgenden 50 Minuten gegen den schier übermächtigen Gastgeber aufbäumte, sollte nochmal ordentlich Selbstvertrauen geben.

Am Ende steht nach einem 1:3 (Spielbericht >>>) zwar die sechste Niederlage im sechsten Spiel (die Tabelle der Gruppe A >>>), 20 Stunden nach dem 2:4 gegen Deutschland kann Team Austria nun aber wirklich mit Fug und Recht behaupten, die bisher beste Leistung bei dieser Weltmeisterschaft abgespult zu haben.

Manuel Ganahl, der anstelle des geschonten Thomas Raffl als Kapitän agierte, geht im "ORF" d'accord: "Über 60 Minuten war das sehr kompakt. Wir haben das heute sehr gut gemacht, sie draußengehalten, die Räume eng gemacht und sind hart gegangen. Wir haben ihnen über 60 Minuten einen Kampf geliefert."

Anfangs unachtsam, im weiteren Verlauf aber defensiv konsequent

Der Start ins Spiel verlief mit David Madlener im Tor und dem nach einer Knieblessur wieder genesenen David Reinbacher holprig. Nach einem Scheibenverlust wurde auf Kasperi Kapanen von den St. Louis Blues vergessen, der NHL-Stürmer lupfte die Scheibe ins rechte Kreuzeck. 79 Sekunden waren zu diesem Zeitpunkt gespielt.

Doch der Außenseiter schlug prompt zurück, Dominic Zwerger vollendete einen schnellen Gegenstoß zu seinem ersten WM-Treffer. "Das schadet dem Selbstvertrauen nie, hat gut getan", meint der amtierende Spengler-Cup-Sieger trocken nach dem Spiel. Assistgeber Rossi leistete seine bereits fünfte Vorarbeit beim siebten Tor des ÖEHV-Teams.

Eine weitere Unaufmerksamkeit brachte die Finnen wieder in Führung, Antti Suomela fälschte den Puck alleinstehend im Slot herrlich in die Maschen ab. Mit konsequenter und starker Defensivarbeit hielten die Österreicher das Ergebnis gegen den Titelverteidiger aber knapp, im Mitteldrittel wies die Statistik mit 7:6-Torschüssen sogar ein kleines Plus auf.

Im Schlussdrittel erhöhten die "Löwen" den Druck, machten aber erst in der vorletzten Minuten mit einem herrlichen, aber sehr umstrittenen Treffer von Ahti Oksanen alles klar. Eine Coach's Challenge, initiiert von Teamchef-Assistent Reinhard Divis, blieb nach Video-Studium erfolglos, obwohl der Puck schon außerhalb des Angriffsdrittels gewesen zu sein schien.

"Ich bin daneben gestanden, für mich war es Abseits. Deshalb habe ich auch kurz aufgehört zu spielen", sagt Peter Schneider zur Situation. "Da wären noch zwei Minuten zu spielen gewesen, der eine oder andere Schuss wäre sicher möglich gewesen", ergänzt Ganahl, der aber nicht hadern will.

Generalprobe trotz Niederlage gelungen

"Heute war das Hauptziel, dass wir unser Spiel schon für die nächste wichtige Partie (gegen Ungarn, Anm.) vorbereiten, sich alle an unser System halten. Dass wir eine kompakte Mannschaftsleistung liefern und auch den Kampf annehmen, den wir brauchen werden." Das sei laut dem Ersatz-Kapitän sehr gut gelungen.

Auch Schneider betont: "Wir haben gewusst, dass wir kämpfen müssen, damit wir überhaupt eine Chance haben. Ich bin unglaublich stolz auf die Burschen." Man habe in den letzten Tagen viel Kritik einstecken müssen, habe sich aber "von Spiel zu Spiel" steigern können.

Angesichts der bitteren, wie unnötigen Niederlage gegen das DEB-Team am Freitagabend wirkt die Leistungssteigerung gegen Finnland umso beeindruckender. Das liegt allen voran an der geduldigen Spielweise, welche das ÖEHV-Team an den Tag legte. "Sie kommen lassen, gut verteidigen", lautete das Credo, so Ganahl.

Finnland "konnte nicht mit so viel Tempo an uns vorbei flitzen, wie sie es sonst tun. Wir waren im Mittelzonen-Trap (Falle, Anm.) gut organisiert", ist Teamchef Roger Bader glücklich. "So kann man auch gegen den Weltmeister das Spiel lange offen halten", fügt Ganahl hinzu.

Auch aufgrund einer hervorragenden Leistung von David Madlener, etatmäßig die Nummer drei im ÖEHV-Tor, blieb die Partie lange eng und spannend. "Dave war heute überragend - so eine Leistung werden wir brauchen", blickt Ganahl auf das Spiel gegen Ungarn.

Der Angreifer ist für den Kampf um den Klassenerhalt zuversichtlich. "Das ist die Schablone für das nächste Spiel. Wir haben gut verteidigt, Schüsse geblockt, uns reingeworfen - genau so musst du spielen."

Schon am Sonntag ist Zittern angesagt

Ob das Duell mit den Magyaren am Montagabend (19:20 Uhr im LIVE-Ticker und auf ORF Sport +) noch von Bedeutung sein wird, hängt auch von Deutschland ab.

Österreichs Nachbar trifft am Sonntagnachmittag (15:20 Uhr im LIVE-Ticker) auf den WM-Aufsteiger, der mit einem Sieg nach 60 Minuten bereits den Klassenerhalt fixieren und das ÖEHV-Team in die Division IA schießen könnte.

Damit beschäftigen sich die heimischen Cracks jedoch nicht. "Das liegt nicht in unserer Hand", hält Schneider fest. Der volle Fokus wird auf das richtungsweisende Spiel gelegt, in dem auch David Reinbacher wieder zur Verfügung stehen wird. Gegen die Finnen gab das Abwehr-Juwel sein Comeback.

"Die Schiene hält solide", sagt der 18-Jährige. Ab dem zweiten Drittel seien zwar Schmerzen aufgetreten, diese müsse man aber einfach wegstecken. "Gegen Ungarn beiße ich durch", lässt sich Reinbacher nicht unterkriegen.

Diese Mentalität wird es auch am Montag brauchen. Zwerger gibt die Marschroute vor: "Jetzt hoffen wir, dass das letzte Spiel das beste wird, wir drei Punkte holen, oben bleiben und nächstes Jahr nach Tschechien fahren."


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