Norwegen Norwegen NOR
Österreich Österreich AUT
Endstand
1:4
0:0, 0:3, 1:1
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Österreich: Jetzt lebt der große Traum vom Viertelfinale

Das letzte WM-Viertelfinale ist 30 Jahre her. Erst müssen die eigenen Hausaufgaben erledigt werden. Dann wird auf Finnland geblickt.

Österreich: Jetzt lebt der große Traum vom Viertelfinale Foto: © GEPA

5. Mai 1994, Schauplatz Mailand.

Österreich erreicht zum bisher letzten Mal bei einer Eishockey-Weltmeisterschaft das Viertelfinale und verliert gegen Finnland deutlich mit 0:10.

Genau 30 Jahre später könnte dem ÖEHV-Team Historisches gelingen. Durch den 4:1-Sieg über Norwegen, wodurch im dritten Jahr in Folge die Klasse gehalten wird, hat sich die Nationalmannschaft in die Position gebracht, die Gruppenphase unter den Top 4 zu beenden.

Nach sechs absolvierten Partien liegt die Auswahl von Teamchef Roger Bader mit sieben Zählern auf dem vierten Platz, die punktgleichen Finnen bestreiten noch zwei Spiele gegen Dänemark (Montag) und die Schweiz (Dienstag). Spielplan der Gruppe A >>>

Gewinnt Österreich am Dienstag das letzte Gruppenspiel gegen Großbritannien (12:20 Uhr im LIVE-Ticker >>>) und holt Finnland aus seinen letzten beiden Begegnungen nur drei Punkte, würden Marco Rossi und Co. aufgrund des gewonnenen direkten Duells ins Viertelfinale aufsteigen.

Dann würde aller Voraussicht nach eine Reise ins rund vier Stunden entfernte Ostrava anstehen, wo es gegen den Sieger der Gruppe B - nach aktuellem Stand Schweden - ginge. "Es ist schön, wenn man so eine super WM spielt und träumen kann", sagte Dominique Heinrich.

"Irgendeinen Gedanken daran zu verschwenden, wäre falsch"

Es ist auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung. In den letzten Jahren musste Österreich stets bis zum letzten Gruppenspiel um den Verbleib in der Top-Division zittern, wäre sowohl 2022 als auch 2023 beinahe abgestiegen.

"Ich will gar nicht ans Viertelfinale oder irgendwas danach denken. Das wäre ein Fehler."

Peter Schneider

2024 sollte alles anders werden, wonach es zum Auftakt des Turniers nicht aussah. Die 1:5-Packung gegen Dänemark schmerzt heute noch, wurde in den letzten Tagen jedoch als Schlüssel für die seitdem sensationellen Ergebnisse identifiziert.

Es war ein Weckruf zum richtigen Zeitpunkt, weshalb die Euphorie nach dem geschafften Klassenerhalt zwar groß, aber nicht überschwänglich war. Die Spieler sind sich der Viertelfinal-Chance bewusst und wollen demütig bleiben.

Peter Schneider mahnte: "Ich will gar nicht ans Viertelfinale oder irgendwas danach denken. Das wäre ein Fehler. Wir müssen an das nächste Spiel gegen Großbritannien denken. Wir wissen nicht, in welcher Ausgangslage sie sein werden."

Nach fünf Spielen stehen die Briten noch ohne Punkt da, für Montag ist das Duell mit Norwegen (16:20 Uhr im LIVE-Ticker >>>) angesetzt. Vom sicheren Klassenerhalt bis zum bitteren Abstieg ist alles möglich.

"Sie werden sicher voll kommen, wenn sie eine Chance haben, oben zu bleiben. Auch wenn nicht, geht es um die Ehre. Sie wollen sicher nicht alle Spiele verlieren", glaubte Schneider an ein hartes Spiel.

Man müsse wieder über 60 Minuten konzentriert spielen, die eigenen Tugenden abrufen und gewinnen. "Alles, was danach passiert, können wir eh nicht beeinflussen. Irgendeinen Gedanken daran zu verschwenden, wäre falsch."

Träumen ist erlaubt

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

Und trotzdem wird diese geschichtsträchtige Möglichkeit in den Köpfen verankert sein. Denn der Teamchef selbst lässt diese Träume offen zu.

"Man kann jetzt auch darüber reden. Das ist wichtig und werden wir mit der Mannschaft auch thematisieren. Wir haben vor dem Spiel gewusst, wenn wir gewinnen, könnte ein Viertelfinale möglich sein", erklärte Bader.

Das sei im Vorfeld der Norwegen-Partie jedoch nie ein Thema gewesen. "Wir wollen gewinnen, dann haben wir unser erstes Ziel erreicht. Es ging immer um den Klassenerhalt, das ist wirklich wichtig. Es gibt viele Beispiele, wo Prahlen nicht gut ist."

Heinrich betonte in der Hinsicht: "Man muss den Gegner respektieren. Wenn man das nicht macht, haben wir in den letzten Jahren gesehen, dass es schnell in die andere Richtung gehen kann, wenn man überheblich spielt und blöde Fehler macht."

Doch das Team scheint einen Reifeprozess durchlaufen zu haben. Im Gegensatz zu den Schlüsselspielen der letzten Jahre wirkten die Cracks gegen Norwegen überhaupt nicht nervös, die Freude auf das Spiel war jedem einzelnen Spieler anzusehen.

Den Klassenerhalt jetzt schon in der Tasche zu haben, könnte gegen Großbritannien einen positiven Nebeneffekt bringen. "Der Klassenerhalt-Druck ist nun weg. Das kann uns sehr gut tun, dass wir noch besser spielen", vermutete Marco Rossi.

"Auf einem Bein" könne man die Briten aber nicht bezwingen, rief Bader zur Vorsicht auf.

Schützenhilfe? Die Schweiz braucht keine Extra-Motivation

Zehn Punkte kann das ÖEHV-Team erreichen, das wäre die höchste A-WM-Ausbeute seit 1947. Damals fand die Endrunde ebenfalls in Prag statt.

"Normalerweise braucht es zwölf Punkte für ein Viertelfinale. Wenn jetzt zehn Punkte reichen würden, wäre das schon sehr ungewöhnlich", meinte Bader.

Dafür benötigt Österreich voraussichtlich die Schützenhilfe der Schweiz gegen Finnland (Dienstag, 20:20 Uhr im LIVE-Ticker >>>). "Vielleicht helfen sie uns ja etwas", scherzte Ambri-Legionär Dominic Zwerger.

Ob man die Eidgenossen in irgendeiner Form extra motivieren werde? "Das sind sehr gute Leute, ich muss sie nicht motivieren", winkte der Teamchef ab.

"Sie gratulieren uns ständig und erkennen an, dass wir unglaublich gut spielen."

Roger Bader

Da es für die Schweiz außerdem im Fernduell mit Tschechien noch um den zweiten Gruppenplatz gehen könnte, ging Bader nicht davon aus, "dass sie nochmal dasselbe wie letztes Jahr machen, wo sie im letzten Spiel Leute geschont und das Momentum verloren haben."

Damals stand der dreifache WM-Finalist bereits als Gruppensieger fest, verlor das letzte Spiel gegen Lettland 3:4 nach Verlängerung und schied im Viertelfinale gegen Deutschland (1:3) sang- und klanglos aus.

Von den Schweizern bekomme man indes viel Lob, verriet Bader. "Sie gratulieren uns ständig und erkennen an, dass wir unglaublich gut spielen."

Und die Stimmung untereinander dürfte auch gut sein. "Wir sehen uns die ganze Zeit. Wir haben die Kabine nebeneinander, treffen uns im Hotel beim Frühstück, Mittagessen, ständig im Aufzug. Natürlich macht man Scherze."

Bevor die Schweizer aber unterstützt werden, müssen die eigenen Hausaufgaben erledigt werden. Dann gibt es Schlimmeres, als den Dienstagabend in der O2-Arena zu verbringen, den Eidgenossen den Daumen zu drücken und vom Viertelfinale zu träumen.


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