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Mats Zuccarello: Der norwegische Volksheld

Der NHL-Star wird in seiner Heimat nicht nur für seine sportlichen Leistungen verehrt. Am Sonntag wartet das Duell mit Minnesota-Teamkollege Marco Rossi.

Mats Zuccarello: Der norwegische Volksheld Foto: © GEPA

14 Jahre in der NHL, 931 Spiele und 691 Scorerpunkte, aufgeteilt auf 216 Tore und 475 Assists.

Die Zahlen von Mats Zuccarello lesen sich nicht nur beeindruckend, sie sind es auch in der Realität. Der 36-Jährige prägt in das norwegische Eishockey wie kaum ein Zweiter und bestreitet in Prag aktuell seine fünfte Weltmeisterschaft.

Seit 2016 konnte der Routinier die Norsker nicht mehr unterstützen, weil er mit seinen Teams (New York Rangers, Dallas Stars und Minnesota Wild) stets in die Playoffs gekommen war oder verletzt (2018) absagen musste.

Heuer erklärte sich der Teamkollege von Marco Rossi nach dem Regular-Season-Aus der Minnesota Wild sofort bereit und trat die lange Reise in die tschechische Hauptstadt an.

Bader adelt "Zuccy"

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

Dort ist Zuccarello natürlich einer der Eckpfeiler des Teams, aber nicht der älteste Spieler.

Diese Ehre gehört dem 40-jährigen Patrick Thoresen, der in seiner langen Karriere ebenfalls etwas NHL-Erfahrung gesammelt hat und die EBEL-Playoffs 2006 mit Red Bull Salzburg bestritt.

Die beiden Haudegen werden in der ersten Reihe von einem absoluten Jungspund unterstützt. Michael Brandsegg-Nygard wurde 2005 geboren, wird im Oktober 19 Jahre alt und gilt als Erstrunden-Kandidat für den NHL-Draft 2024.

"Sie haben einen guten ersten Block. Zuccarello ist ein Weltklasse-Spieler, Thoresen immer noch hervorragend", adelte ÖEHV-Teamchef Roger Bader das Duo.

Der Körper lässt kein volles Turnier zu

Fünf Gruppenspiele hat Norwegen bei der laufenden WM bereits absolviert, ebenso viele wie Österreich. In lediglich drei davon kam Zuccarello zum Einsatz, der Ende Dezember eine Oberkörperverletzung erlitt und dadurch mehrere NHL-Spiele verpasste.

Hört man sich vor Ort bei den norwegischen Medienkollegen um, kommt immer wieder das Thema Fitness auf. Der Körper würde nicht für ein volles Turnier mitspielen, Teamchef Tobias Johansson verzichtete daher gegen Finnland und Kanada auf seinen Starspieler.

Nach einer kräftezehrenden Saison in Minnesota war also Schonung angesagt, die wahren Schlüsselspiele stehen für Norwegen erst in den nächsten zwei Tagen an. Am Sonntag wartet das Duell mit Österreich, tags darauf geht es gegen Großbritannien.

Durch einen 2:0-Sieg gegen Dänemark halten die Skandinavier bei drei Zählern, eine Niederlage gegen die ÖEHV-Auswahl würde den Status als langjährige A-Nation (seit 2006) arg in Gefahr bringen.

Beim rund eine Stunde dauernden Training am Samstag präsentierte sich Zuccarello jedenfalls bestens gelaunt, der lastende Druck war dem Team (noch) nicht anzumerken. Mit einer gewissen Lockerheit wurden die Drills bestritten, abschließend schossen sich die Cracks für Sonntag warm.

Der 36-Jährige ging als einer der letzten Spieler vom Eis, was nicht als Selbstverständlichkeit anzusehen ist. Es spricht jedoch für die Einstellung und Moral des NHL-Stars, der in seiner keineswegs Eishockey-verrückten Heimat regelrecht verehrt wird und ein Volksheld ist.

Die "Zuccarellostiftelsen"

Nicht nur aufgrund seines Daseins in der stärksten Eishockey-Liga der Welt, in deren Historie übrigens nur acht weitere Spieler aus Norwegen auf mindestens ein Spiel verweisen können, sondern weil sich Zuccarello in Norwegen und darüber hinaus karitativ engagiert.

2016 gründete der in Oslo geborene Crack die "Zuccarellostiftelsen", eine gemeinnützige Einrichtung, um benachteiligten Jugendlichen in Norwegen den Zugang zum Sport zu ermöglichen.

"Ich denke, es ist eine coole Sache, die Möglichkeit zu haben, als Vorbilder und in der Position, in der wir sind, anderen Menschen zu helfen."

Mats Zuccarello

2018, als der Winger die WM wegen einer Verletzung ausließ, verbrachte Zuccarello einige Tage in Tansania, lehrte Kindern unter anderem Fußball und Teamwork-Fähigkeiten.

Seit einigen Jahren unterstützt Zuccarello das "Right to play"-Kinderhilfswerk und hat bereits über eine Million US-Dollar gesammelt. "Ich mag es einfach", sagte Zuccarello einst der "New York Times".

"Ich denke, es ist eine coole Sache, die Möglichkeit zu haben, als Vorbilder und in der Position, in der wir sind, anderen Menschen zu helfen."

Steiniger Weg in die NHL

Womöglich rührt sein Einsatz für Kinder und Jugendliche daher, dass Zuccarello selbst einen beschwerlichen Weg in die NHL hatte.

Der nur 1,73 Meter große Flügelspieler aus dem Osloer Vorort Loren wurde nie von einem NHL-Team gedraftet, arbeitete sich über den norwegischen Klub Frisk Asker nach Schweden zu MODO Hockey.

Von 2008 bis 2010 spielte "Zuccy" für den Verein aus dem Osten Schwedens, wurde in seiner letzten Saison zum Liga-MVP gekürt.

Daraufhin nahmen ihn die New York Rangers unter Vertrag, und im "Big Apple" avancierte der Norweger in Windeseile zu einem der Publikumslieblinge. Noch heute strömen unzählige Fans mit seinem Namen auf dem Rangers-Trikot in den Madison Square Garden.

Neun Jahre spielte der 36-Jährige bei für die "Blueshirts", ehe er zu den Dallas Stars getradet wurde. Im Sommer 2019 sicherten sich die Minnesota Wild seine Dienste, bei denen er nun schon in seine sechste Saison gehen wird.

In Minnesota Teamkollegen, am Sonntag Gegner: Marco Rossi und Mats Zuccarello
Foto: © getty

Im letzten Sommer wurde Zuccarello von Wild-GM Bill Guerin mit einem ab 2024/25 gültigen neuen Zweijahresvertrag ausgestattet, der ihm durchschnittlich mit 4,125 Millionen US-Dollar einbringen wird.

Rossi und Zuccarello albern im Hotel herum

Damit wird der Norweger auch weiterhin ein Mitspieler von Marco Rossi sein, sofern der Vorarlberger im Sommer nicht getradet wird.

Der ÖEHV-Star freut sich bereits auf das Aufeinandertreffen mit seinem Wild-Kollegen, an dessen Seite er die NHL-Saison beendete. Der Schmäh läuft bereits: "Es wird cool sein. Ich habe ihn ein paar Mal im Hotel gesehen. Wir haben herumgealbert."

Für 60 Minuten wird aus Spaß jedoch bitterer Ernst, besonders weil Österreich die erste Chance auf den Klassenerhalt hat. In Minnesota wird dann wieder an einem gemeinsamen Strang gezogen, um nächstes Jahr die Playoffs zu erreichen.



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