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Vor 40 Jahren: Das ärgste Debakel des KAC

Der Rekordmeister erlebt am 8. Dezember ein unrühmliches Jubiläum:

Vor 40 Jahren: Das ärgste Debakel des KAC

Österreichs Eishockey war vor 40 Jahren aus heutiger Sicht in der Vor-Steinzeit. Es war eine Zeit, als es kein Internet und keine Smartphones gab, als Recherchen nur über Festnetztelefon oder durch persönliche Treffen möglich waren, als die "Live-Berichterstattung" für Printmedien eben über ein Platztelefon passierte – oder bei größeren Veranstaltungen über Telex-Lochstreifen. Für alle unter-50-Jährigen von heute wohl unvorstellbar.

Es war der 8. Dezember 1981, der ein wahrer Feiertag aus Salzburger Sicht wurde. In der Eishockey-Bundesliga stand der Schlager Dritter (HC Salzburg) gegen den Tabellenführer und ewigen Meisterschaftsfavoriten KAC an. Im Salzburger Volksgarten gab es gerade erst seit einem Jahr ein Dach über der Kunsteisbahn, mit offenen Wänden an drei der vier Seiten – "Vogelhäusl" war noch ein höflicher Ausdruck für eine weitere Sparversion bei Salzburger Sportstätten.

Damals war es üblich, dass etliche Zeitungen noch Reporter zu Auswärtsspielen schickten. Die "Salzburger Nachrichten", für die ich über 40 Jahre Eishockey betreute, arbeiteten mit der "Kleinen Zeitung" zusammen, und so konnte der jeweilige "Gastkollege" das Platztelefon mitbenutzen.

6:0 - "fir uns?"

Wir waren damals sehr ehrgeizig. Dem Kollegen in der Redaktion, der das Manuskript für die Spätausgabe in die Schreibmaschine tippte und in die Setzerei (Achtung: Bleisatz!!) "schoss", wurde jede wichtige Szene diktiert. Und wenn viele Tore fielen oder Handfestes passierte, war dieser Kollege mit Kürzen mehr beschäftigt als mit Textaufnehmen.

An diesem Abend fielen vor ausverkauftem Haus (3.500 offiziell) viele Tore.

18 insgesamt.

Das Telefon glühte.

Nach dem ersten Drittel führte der HC Salzburg unter dem früheren College-Coach John Mason 6:0. Der Kollege aus Klagenfurt griff deprimiert zu unserem Telefon. Der Dialog ging so: Der Gesprächspartner T. in der Klagenfurter Redaktion fragte natürlich, "wie steht’s?" Kollege K. aus Klagenfurt: "6:0." Der andere: "Fir uns?" Kollege K.: "Na, fir de ondarn." Nationaltorhüter Robert Mack, für KAC-Fans immer der "Super-Mack" und leider viel zu früh im Vorjahr 61-jährig verstorben, ging schon nach 3:55 Minuten entnervt vom Eis, danach wurde Hans Schaunig noch kräftiger "eingeschenkt".

Nach Dritteln zwei stand es 9:2, am Ende 15:3. So etwas hatten der stolze KAC und seine Anhänger noch nie erlebt.

Salzburg-Stars machten große Karrieren

Salzburger Fans jubelten wie nie zuvor über ein Team, das es in dieser Qualität in den nächsten Jahren (bis 1987) nicht mehr geben sollte. Und das am Ende des Jahres so teuer war, dass der HCS in Konkurs ging und der Bundesliga-Abstieg des WAT Stadlau hinfällig wurde.

Die Stars des HCS machten allesamt, von Salzburg zwangsweise Abschied nehmend, große Karrieren: Der fünffache Torschütze dieses Abends, Edi Lebler (Vater von Linz-Ikone Brian), Supergoalie Brian Stankiewicz, Bernie Hutz, der unvergessene Michael Herzog, Manfred Mühllechner, Hans Stornik, Stevie Polgar usw. im ÖEHV-Team und in der halben Bundesliga. Verteidiger Peter Shier und Center Mike McParland (95 Punkte in 37 Spielen!) waren in Europa erfolgreich, McParland später auch viele Jahre als Headcoach in der Schweiz.

"Einen solchen KAC habe ich noch nie erlebt"

KAC-Coach Rudi Sindelar sagte nach dem historischen Debakel: "Einen solchen KAC habe ich noch nie erlebt." Das dachten wohl auch alle Fans. Der Tscheche weiter: "Ein 2:6 wäre heute sicher verdient gewesen. Aber wenn man derart lustlos, ohne Gegenwehr und Einsatzfreude in eine solche Blamage schlittert, muss diese Folgen haben."

Die nicht unmittelbaren Folgen am Ende der Saison, vor der B-WM in Klagenfurt (mit Platz zwei für das ÖEHV-Team mit den "Austros" aus der Salzburger Konkursmasse): Der KAC verpasste den 21. Meistertitel um zwei Punkte gegen den erstmaligen Champion VEU Feldkirch, der HCS war im Frühjahr als Meisterschaftsvierter nach Konkurs Geschichte. Nachfolger Salzburger EC musste in der Nationalliga neu beginnen.

Bei einem Getränkepartner blieb es aber im Salzburger Eishockey: Aus dem HC Scharlachberg Salzburg, wie er offiziell hieß, wurde 1987 der Salzburger EC mit dem roten Bullen auf dem Dress. Seither ist Dietrich Mateschitz mit seiner ersten unterstützten Mannschaft eng verbunden. Das KAC-Pendant Heidi Goess-Horten ist seit 1994 "an Bord" der Rotjacken.


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