Die Edmonton Oilers haben es wieder ins Stanley-Cup-Finale geschafft.
Ein Jahr nach der bitteren Niederlage in Spiel 7 gegen die Florida Panthers kommt es ab der Nacht auf Donnerstag (2:00 Uhr MESZ im LIVE-Ticker >>>) zur Neuauflage.
Edmonton schickt sich erneut an, Kanadas Durststrecke zu beenden. Seit den Montreal Canadiens (1993) wartet das Eishockey-Mutterland auf einen Triumph, die Oilers sehnen gar seit 35 Jahren den nächsten Erfolg herbei.
Was spricht dafür, dass Connor McDavid und Co. sich diesmal gegen Florida durchsetzen können? LAOLA1 analysiert:
Revanchegelüste
Die Enttäuschung war naturgemäß riesig.
Trotz eines 0:3-Rückstands in der Serie kämpften sich die Oilers mit drei Siegen in Folge in das Grande Finale um den Stanley Cup - und mussten sich dort 1:2 geschlagen geben.

Beim folgenden Handshake klopfte Panthers-Captain Matthew Tkachuk seinem Pendant McDavid auf die Schulter und sagte: "Hoffentlich sehen wir uns nächstes Jahr wieder."
Tatsächlich haben beide Teams das Finale wieder erreicht, besonders Edmonton war angestachelt vom Wunsch nach Wiedergutmachung und eliminierte im Playoff die Los Angeles Kings, Vegas Golden Knights und Dallas Stars.
Die Final-Niederlage im vergangenen Jahr habe das Team wachsen lassen, erklärt McDavid. "Es war eine großartige Lernerfahrung und hat uns das ganze Jahr über angetrieben."
Head Coach Kris Knoblauch ergänzt: "Wir haben uns sieben Monate lang auf diesen Playoff-Run vorbereitet. Wir hatten das im Hinterkopf, seit wir das letzte Spiel verloren haben."
Die Logik der Historie
Zum insgesamt zwölften Mal und erstmals seit 2009 trifft der amtierende Champion im Finale erneut auf den Vorjahresfinalisten.
Siebenmal gelang bisher die Titelverteidigung, viermal die Revanche. Dem Gesetz der Serie nach werden aber die Oilers ihren ersten Stanley Cup seit 1990 erringen.
Seitdem die Playoffs mit 16 Mannschaften ausgetragen werden, hat sich beide Male der Herausforderer durchgesetzt.
Nach der Niederlage in sechs Spielen gegen die Detroit Red Wings 2008 kamen die Pittsburgh Penguins im folgenden Jahr zurück und rangen die Red Wings in sieben Spielen nieder.
Und in Edmonton wird man gerne auf 1984 zurückblicken. Ein Jahr zuvor wurde man von den New York Islanders noch gesweept, in der folgenden Spielzeit wurde der Spieß mit einem 4:1 umgedreht.
Das Superstar-Duo und ihr Vermächtnis
Vor 41 Jahren feierten indes auch Wayne Gretzky und Mark Messier ihren ersten von insgesamt fünf Stanley-Cup-Titeln.
Die Dynastie der Islanders wurde nach vier aufeinanderfolgenden Triumphen beendet, Edmonton startete seinerseits mit ebenfalls vier Erfolgen in Serie eine neue Ära.
Nach dem Sweep 1983 wussten Gretzky und Messier, was die Oilers brauchen, um Champions zu werden. Ähnlich erging es Sidney Crosby und Evgeni Malkin mit den Pittsburgh Penguins 2008 und 2009.

Die Geschichte könnte sich wiederholen, McDavid und Leon Draisaitl würden damit auch endlich ihr Vermächtnis einzementieren.
Das Duo erlebte 2024 den wohl schmerzhaftesten Moment in ihrer Karriere, McDavid verzichtete nach dem entscheidenden Spiel sogar darauf, die Kabine für die Übergabe der Conn Smythe Trophy als Playoff-MVP nochmal zu verlassen.
Heuer führten der Kanadier und der Deutsche die Oilers wieder in Griffweite zur Meisterschaft. McDavid (26 Punkte) und Draisaitl (25) liegen in der Scorerwertung der Playoffs voran.
Wie einst Gretzky und Messier bzw. Crosby und Malkin verstehen sie nun ebenfalls, was für den krönenden Triumph benötigt wird. Die gewonnene Erfahrung könnte zum Schlüssel werden - und beide von Superstars zu Legenden.
Das Tiefenscoring
Edmonton muss sich überdies nicht ausschließlich auf McDavid und Draisaitl verlassen.
19 verschiedene Spieler konnten in den bisherigen Playoffs bereits mindestens ein Tor erzielen, das ist der zweithöchste Wert nach drei Best-of-7-Serien.
Alle 14 eingesetzten Stürmer konnten sich in die Torschützenliste eintragen, an der Spitze liegen Draisaitl und Veteran Corey Perry mit je sieben Treffern.
Acht Cracks halten bei fünf oder mehr Toren, darunter Zach Hyman. Auf den Winger müssen die Oilers aller Voraussicht nach über die gesamte Serie verzichten.
Hyman erlitt in Spiel 4 der Western-Conference-Finals gegen die Dallas Stars nach einer Kollision mit Dallas-Forward Mason Marchment eine Oberkörperverletzung und musste operiert werden.
Mit Hyman geht nicht nur ein potenzieller Torjäger verloren, sondern auch eine personifizierte Abrisskugel. Der Kanadier führt die NHL mit 111 Hits im Playoff an - Floridas Bennett auf Rang zwei fuhr dagegen "nur" 85 Checks.
Eine gefestigte Defensive
Edmonton ist längst mehr als nur eine Mannschaft mit einer starken Offensive.
Über viele Jahre verhinderten die defensiven Schwächen einen tiefen Playoff-Run der Oilers. Daneben ist die Torhüter-Position eine große Baustelle (gewesen).

Head Coach Kris Knoblauch hat seit seiner Amtsübernahme im November 2023 aber einen Weg gefunden, wie sein Team aus einer gefestigten Abwehr heraus agieren kann.
Inzwischen verteidigen die Oilers als geschlossene Einheit, auch die Superstars McDavid und Draisaitl sind nicht davor gefeit, hinten mitzuhelfen und wichtige Beiträge zu leisten.
Besonders Draisaitl hat einen Wandel vollzogen. Wurde der Deutsche in der Vergangenheit nach Niederlagen immer wieder für sein defensives Spiel mit Kritik überhäuft, hat der Torjäger in dieser Hinsicht heuer einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht.
Dafür wurde der 29-jährige Kölner im Voting für den besten Defensivstürmer der NHL der Saison 2024/25 sogar auf den sechsten Platz gewählt.
Der Abwehr selbst wurde mit den Zuzügen von Mattias Ekholm zur Trade Deadline 2023 sowie Jake Walman im letzten Sommer zusätzliche Stabilität verliehen. An der Seite von Ekholm blühte vor allem Evan Bouchard regelrecht auf. Der für seine offensiven Beiträge bekannte Verteidiger verbuchte seither 234 Punkte in 237 Spielen.
Mit 2,81 Gegentoren pro Spiel belegt Edmonton zudem den vierten Platz in den laufenden Playoffs.
Die zwei Gesichter des Stuart Skinner
Die Personalie Stuart Skinner ist die umstrittenste bei den Oilers.
Der Kanadier musste in seinen ersten beiden Playoff-Spielen gegen die LA Kings elf Tore bei 58 Schüssen hinnehmen. Das entsprach einem Gegentorschnitt von 5,27.
Danach übernahm Calvin Pickard (absolvierte 2020/21 sechs Spiele für die Vienna Capitals) den Platz im Tor - verletzte sich jedoch in Spiel 2 der zweiten Runde gegen Vegas.
In Spiel 3 musste Skinner neuerlich vier Treffer bei 24 Torschüssen schlucken, doch seitdem präsentiert sich der 27-Jährige wie ausgewechselt. Es folgten zwei Shutouts, die Edmonton den Serien-Erfolg über die Golden Knights bescherten.

Zu Beginn der Dallas-Serie musste der Goalie zwar erneut fünfmal hinter sich greifen, doch die Antwort folgte prompt: Shutout in Spiel 2, jeweils nur ein Gegentor in den Spielen 3 und 4. In den sieben Einsätzen seit seiner Rückkehr ins Tor hält Skinner bei 6:1-Siegen, einem Gegentorschnitt von 1,41, einer Fangquote von 94,4 Prozent und drei Shutouts.
Der Kanadier überzeugte bei den drei gewonnenen Spielen im Stanley-Cup-Finale 2024 mit einem Schnitt von 1,67 Gegentoren pro Spiel und 94,2 Prozent Fangquote. Bei den vier Niederlagen rasselten seine Werte jedoch deutlich nach unten (2,85 GAA und 87,6 Prozent Fangquote).
Kann Skinner sein aktuelles Formhoch konservieren, steigen die Chancen auf den ersten Stanley Cup der Oilers seit 31 Jahren erheblich.
Der Heimvorteil
Der Heimvorteil könnte auf dem Weg zum Stanley Cup evident werden.
Die Oilers haben sechs ihrer sieben Heimspiele in der diesjährigen Postseason gewonnen und verbuchten dabei eine Tordifferenz von +17 (33:16 Tore). 56,6 Prozent aller Powerplays wurden verwertet, hinzu kommt eine Penalty-Kill-Quote von 83,3 Prozent.
Außerdem haben Auswärtsteams bisher lediglich 31 von 80 Spielen gewonnen. Ausgerechnet die Panthers trotzen diesem Trend bisher und halten in Auswärtsspielen bei einer Bilanz von 8:2 Siegen - darunter drei Erfolge im Eastern-Conference-Finale gegen die Carolina Hurricanes.
Dabei erzielten sie 48 Treffer, kassierten nur 21 und profitierten von nicht minder überragenden Special Teams: Die Erfolgsquote liegt im Powerplay bei 42,9 Prozent, im Penaltykilling bei 88,6 Prozent.
2024 hatten die Panthers den Heimvorteil und nutzten ihn in Spiel 7 gewinnbringend aus. 2025 liegt der Heimvorteil bei den Oilers - mit ähnlichem Ausgang trotz Floridas Auswärtsstärke?