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Rossis neuer Deal: Ein guter oder schlechter Vertrag?

Was kann das neue Arbeitspapier von Marco Rossi, und was nicht? LAOLA1-Experte Bernd Freimüller analysiert:

Rossis neuer Deal: Ein guter oder schlechter Vertrag? Foto: © getty

Knapp drei Wochen vor dem Start des Trainingscamps ist die Kuh endlich vom Eis: Die Minnesota Wild und Marco Rossi (bzw. seine Berater) einigten sich auf einen neuen Vertrag.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller liefert einige spannende Details und Hintergründe:

Die Zahlen

15 Millionen Dollar für drei Jahre, aufgesplittet auf vier, fünf und im letzten Vertragsjahr (27/28) dann sechs Millionen. Der Durchschnittswert als Belastung des Salary Caps beträgt fünf Millionen Dollar pro Saison.

Alles natürlich wie in der NHL gewohnt brutto, da müssen dann noch u.a. Steuern (in Minnesota knapp 40 Prozent, allerdings weit komplizierter zu berechnen) und Beraterhonorare (in der NHL im Gegensatz zu Europa vom Spieler zu tragen, zwischen drei und fünf Prozent) abgezogen werden.

"Escrow-Zahlungen" - also das Einbehalten von Geldern bis zur Abrechnung zwischen Eigentümern und Spielern nach der Saison – sind in letzter Zeit abgesunken und wurden im letzten Jänner überhaupt gestoppt.

Die NHL prosperiert, der Salary Cap steigt in der nächsten Saison auf 95,5 Millionen und bewegt sich in den Jahren danach in den dreistelligen Millionenbereich.

Ein guter oder schlechter Vertrag?

Die Zahlen einiger (nicht aller) neuer Verträge entwickelten sich in den letzten Monaten eben aufgrund der steigenden Gehaltsobergrenze nach oben.

Einen Tag vor Rossi unterschrieb etwa Frank Nazar bei den Chicago Blackhawks einen neuen Kontrakt, der aber erst 2027 in Kraft tritt. Der Durchschnitt seines Siebenjahresvertrags beträgt knapp 6,5 Millionen Dollar. Wie Rossi ist auch Nazar ein Restricted Free Agent, dazu noch zwei Jahre jünger.

Auch Rossis Draft-Jahrgangskollege J-J Peterka (offensiv top, defensiv nicht so sehr) cashte vor Monaten nach seinem Trade von Buffalo nach Utah groß ab: Fünf Jahre bei einem Schnitt von 7,7 Millionen Dollar.

Wilds-GM Bill Guerin setzte seinen Willen durch
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Das Problem bei Rossi: Minnesotas General Manager Bill Guerin wich von seiner Linie nicht ab, betonte immer wieder: "Wir mögen Marco, allerdings zu einem gewissen Preis."

Ohne dies konkret auszuführen, dürfte er dabei das Gehalt seines Top-Centers Joel Eriksson Ek gemeint haben, der es auf 5,25 Millionen pro Jahr bringt und offenbar auf jeden Fall vor Rossi bleiben sollte.

Das gelang Guerin jetzt nach einigem Herumgezerre mit Rossis Agenten Ian Pulver über die letzten Monate auch, der Vertrag kann als sehr kostengünstig eingeschätzt werden. Als RFA hatte Rossi nur die Alternative, zuhause zu bleiben oder in Europa zu spielen – in der NHL konnte er ohne das Einverständnis der Wild nicht wechseln.

Kein Signing Bonus, keine Klauseln

Rossis neuer Kontrakt kommt ohne Signing Bonus daher, auch sind keine No-Move- oder No-Trade-Klauseln beinhaltet.

All dies hat aber der CBA von Haus aus ausgeschlossen: Signing Bonusse erhalten nur Spieler in ihrem Einstiegsvertrag oder im hohen Alter. Klauseln, die Trades verhindern, sind wiederum nur UFAs vorbehalten.

Keine Offer Sheets

Ich habe mir eine Story über die Regeln zu Offer Sheets bewusst erspart – diese kommen wirklich äußerst selten vor und auch Rossi bekam kein solches Offert eines anderen Teams vorgelegt. Da diese Offer Sheets mit dem Verlust von Draftrechten einhergehen können, schließt das schon einige Teams von vornherein aus.

Andere wiederum winken ab, weil sie am Spieler nicht interessiert sind, dessen Position gut besetzt ist, keinen Gehaltsspielraum mehr haben oder mit dem gegnerischen GM nicht ins Gehege kommen wollen.

Die Journalisten, die nach den (erfolgreich gelegten) Offer Sheets der St. Louis Blues an die Edmonton Oilers für Philip Broberg und Dylan Holloway im letzten Sommer vom Beginn einer neuen Welle sprachen, lagen gründlich daneben. Der heurige Sommer brachte bis heute kein einziges Offer Sheet mit sich.

Wie geht es über das Vertragsende hinaus weiter?

Der erste Tag nach Vertragsunterschrift ist gleichzeitig der erste Tag Richtung Vertragsende. Rossis neuer Kontrakt läuft mit 30. Juni 2028 aus, so er nicht vorher per Buyout (ein unwahrscheinliches Szenario) beendet wird.

Rossi wird mit 1. Juli 2029 UFA, kann sich also dann sein Team selbst aussuchen. Die Wild – oder bei einem Trade das jeweilige Team – können den jetzigen Vertrag ab 1. Juli 2027 verlängern, wobei natürlich nur ein langfristiger und hochdotierter Kontrakt über 2029 hinaus für Rossi Sinn machen würde.

Wie geht es bei Rossi weiter?
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Steht er im Sommer 2028 ohne gültigen Vertrag da, kann er das NHL-Schiedsgericht anrufen und – so es wie meist bei dieser Androhung dann nicht zu einer Vereinbarung kommt – sein Gehalt festlegen lassen. Dieser Vertrag würde automatisch nur ein Jahr dauern, Rossi also punktgenau Richtung UFA-Status tragen.

Die Möglichkeit der "Arbitration", also des Schiedsgerichts, stand Rossi heuer noch nicht zu.

Kann Rossi getradet werden?

Natürlich, theoretisch schon heute und bis zu seinem Vertragsende. Sinn für die Wild würde das aber erst 2027 oder spätestens 2028 ergeben, wenn sich abzeichnet, dass Rossi an einem neuen, langfristigen Deal nicht interessiert ist.

Gehen wir davon aus – ob es stimmt oder nicht -, dass die letzten Monate bei keiner der Parteien negative Spuren hinterlassen haben und Rossi sich in den nächsten Jahren weiter steigert. Der Vorarlberger hat ab 2028 jedenfalls wesentlich bessere Karten als heuer: Ein Jahr vom UFA-Status entfernt, könnte er ohne langfristigen Deal sein letztes Jahr runterspielen und dann den freien Markt betreten. Die Wild wiederum müssen danach trachten, ihn 2029 nicht ohne Gegenleistung zu verlieren.

Rossis Status auf der Center-Position in der nächsten Saison

Zwei Wild-Center sind ziemlich gesetzt: Eriksson Ek, bei dem man aber immer wieder Verletzungspausen einkalkulieren muss, an der Spitze der Depth Chart, Heimkehrer Nico Sturm als Viertlinien-Pivot für das PK und wichtige Faceoffs.

Dazu kommen der 21-jährige Russe Danila Yurov, der allerdings erst frisch aus der KHL kommt und Ryan Hartman. Rossi liegt nicht nur gehaltstechnisch vor den beiden (Yurov auf seinem Entry-Level-Deal, Hartman mit vier Millionen jährlich), sondern hat auch so gute Chancen, die Saison als Center Nummer zwei zu beginnen.

Guerin steht derzeit mit vier Millionen Dollar Cap-Spielraum da, Rossi wiederum kann sich als spätestens im Lauf der Saison neuer Dollar-Millionär wieder auf das Sportliche konzentrieren und rechtzeitig ins Camp einrücken.

Viel Lärm in diesem Frühjahr und Sommer um einen Deal, wie er in der NHL immer wieder vorkommt, in Österreich aber von Fans und Medien als persönlicher Tort angesehen wurde...

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