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Das erwartet Grabner und Vanek bei neuen Teams

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller über die neuen Destinationen der NHL-Exporte.

Das erwartet Grabner und Vanek bei neuen Teams

Michael Grabner für drei Jahre und jährlich 3,35 Millionen US-Dollar zu den Arizona Coyotes, Thomas Vanek für ein Jahr, drei Mio. und No-Trade-Klausel zurück zu den Detroit Red Wings.

Österreichs Free-Agency-Aktien sind gleich am ersten Tag über den Ladentisch gegangen. Die Deals sind interessant, die sportlichen Aufgaben allerdings herausfordernd. Was denkt der Experte?

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller erklärt, was die beiden Veteranen bei ihren neuen NHL-Destinationen erwartet.

Eine wackelige Franchise im Aufbau für Grabner

Michael Grabner in Phoenix - ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur ein Pundit ihn mit den Arizona Coyotes in Verbindung gebracht hätte. Ein weiterer Beweis dafür, dass solche Voraussagen, egal ob zur Trading Deadline oder Free Agency, nicht mehr als das heitere Beruferaten sein können, selbst wenn sie von etablierten und respektierten Branchenkennern kommen.

Die Coyotes waren einer der Bieter für James van Riemsdyk (Toronto Maple Leafs). Der entschied sich jedoch für eine Rückkehr zu den Philadelphia Flyers, somit hatten die Coyotes die Mittel für Grabner. Beide haben außer der Position als Flügel allerdings nichts miteinander zu tun, van Riemsdyk ist ein Torjäger aus Nahdistanz, Grabners Tore entspringen meist seinem Footspeed.

Arizona-General-Manager John Chayka hatte zuletzt die Hände voll zu tun. Die Vertragsverlängerung von Starverteidiger Oliver Ekman Larsson war natürlich schon länger beschlossen, auch wenn der 1. Juli der erste offizielle Termin war, an dem er einen Achtjahres-Vertrag unterschreiben durfte. Ebenfalls wichtig für die Coyotes-Defensive: Niklas Hjalmarsson, der für zwei weitere Saisonen bleibt.

Wen trifft Michi Grabner aber im Arizona-Angriff? Center Derek Stepan, den er noch von den New York Rangers kennt. Center Alex Galchenyuk, der gerade von Montreal im Tausch für Max Domi geholt wurde. Ebenfalls ein potentieller Mittelstürmer für Grabner: Dylan Strome, dem er aber in puncto Speed gewaltig unter die Arme greifen müsste.

Apropos Speed: Grabner könnte die Rolle von Tobias Rieder einnehmen, mit noch etwas mehr Speed und hoffentlich mehr Scoring Output.

Am Flügel ist natürlich Clayton Keller bereits jetzt neben Ekman Larsson der Star des Teams und in der Depth Chart klar über Grabner zu stellen. Sonst ist noch alles offen: Richard Panik hatte zuletzt einige Off-Ice Issues, Christian Dvorak, Christian Fischer und Brendan Perlini sind hohe Draft-Picks, die zwar talentiert, aber sicher keine Stars sind. Perlinis Wrister soll in Zukunft aber eine wichtige Waffe für eine stets nicht gerade superpotente Coyotes-Offensive sein.

Im Tor stehen mit Antti Raanta und Darcy Kuemper zwei langjährige NHL-Backups, von denen Raanta aber zuletzt eine gute Saison ablieferte.

Das alles deutet aber auch in der nächsten Saison darauf hin, dass Head Coach Rick Tocchet zwar über einen talentierten Kader mit einigen Ausnahmespielern (Ekman Larsson und Keller) verfügt, der aber wenig Tiefe und Routine aufweist. Chayka wird sicher noch aktiv werden, wohl aber mit kleineren Deals. Zwar verfügt er noch über rund 16 Millionen US-Dollar Cap Space, wird diese aber sicher nicht ausnutzen. Die Coyotes waren noch nie ein Cap-Team, die finanzielle Lage hat sich zuletzt aber stabilisiert.

Soll man Grabner zu seinem Signing in Arizona gratulieren? Nun, er verdoppelte sein Rangers-Gehalt auf 3,35 Mio. pro Jahr und das gleich für drei Saisonen. Die Länge ist gut, die Zahlen auch so wie erwartet – nicht in der Gesamtheit (damals 15 Mio.), aber pro Jahr liegt dieser Kontrakt über dem mit den New York Islanders vor Jahren.

Die Lebensqualität in Phoenix ist natürlich hoch, sportlich aber treten die Coyotes gefühlt schon seit mehr als fast zwei Jahrzehnten auf der Stelle. In 15 Jahren verpassten sie zwölfmal die Playoffs, darunter die letzten sechs Saisonen en suite.

Auch unter John Chayka scheint man im Perpetuum Mobile des ewigen Rebuilds steckenzubleiben. Spekulationen über einen Verkauf/Relocation/Contraction gibt es schon ewig, doch Gary Bettman hält dieser Organisation – für viele unverständlich – stets die Stange. Selbst ein Konkurs reichte nicht für den Rauswurf, die NHL übernahm die Coyotes sogar fürsorglich, bis sich nach vielen Jahren doch noch eine Eigentümergruppe fand. Die Organisation kam allerdings bis heute nie so recht zur Ruhe. Die weitab gelegene Arena in Glendale (ein neues Hallenprojekt zerplatzte) lockt aber weiterhin nur die Hardcore-Fans dieser neben den Florida Panthers wohl wackeligsten NHL-Franchise an...

In Detroit strahlt momentan nur der Name

Die neunte NHL-Station, aber wenigstens "nur" sein achtes Team: Thomas Vanek kehrt zu den Detroit Red Wings zurück, für die er schon in der Saison 2016/17 spielte. Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er die Saison auch dort beendet. Im Gegensatz zu den letzten Jahren, als er zur Trading Deadline stets zum Rental Player wurde, konnte ihm sein Agent Steve Bartlett eine "No-Trade-Clause" aushandeln. So Vanek diese nicht von sich aus aufgibt, kann er nicht zu einer anderen Franchise abgegeben, sehr wohl aber in die AHL geschickt werden (Unterschied zur "No-Movement-Clause"). In Detroit gilt man ohnehin als nackt, wenn man keine NTC hat – GM Kenny Holland hat gleich zehn Spieler mit solchen versorgt, kein Wunder, dass sich der Kader seit Vaneks letzter Ära kaum verändert hat.

Henrik Zetterberg (37), Frans Nielsen (wie Vanek 34), unter den Defendern Niklas Kronwall (37), Jonathan Eriksson und Trevor Daley (je 34) – Holland agierte immer schon nach dem Grundsatz "lasst wohlbejährte Männer um mich sein". Die besten Zeiten dieser Franchise sind schon lange vorbei, vor zwei Jahren riss dann auch der Playoff-Streak, doch von einem richtigen Rebuild hält man in Detroit gar nichts. Die Youngsters Tyler Bertuzzi und Evgeny Svechnikov tun sich im Angriff schwer, einen Stammplatz zu bekommen, wird es heuer Erstrundenpick Pavel Zadina – hat alle Anlagen zu einem NHL-Sniper – besser gehen?

Vanek wird allgemein an der Seite von Andreas Athanasiou erwartet – die beiden harmonisierten vor zwei Jahren gut miteinander. In der letzten Saison entwickelte sich der Center aber kaum weiter. Doch Athanasiou (hat Arbitration Rights) muss wie Dylan Larkin oder Anthony Mantha erst einen neuen Vertrag unterschreiben – als RFAs haben sie zwar keine große Handhabe gegenüber Holland, doch ihre Verträge werden sicher den noch offenen Cap Space von knapp neun Mio. verschlingen. Dazu kommen allerdings noch vier Mio. des langzeitverletzten Johan Franzen, der mit Saisonbeginn wieder auf "LTIR" (Long term injured reserve) gestellt wird.

Doch viel Spielraum für weitere Verstärkungen hat Holland nicht, auch weil er Defender Mike Green noch rechtzeitig vom Free-Agent-Markt nahm und ihn mit einem neuen Zweijahres-Vertrag mit über fünf Mio. pro Jahr ausstattete. Für EBEL-Fans interessant: Kann Libor Sulak (Ex-Znojmo) die antike Defensive mit seinem Eislaufen etwas auffrischen oder kommt er über die Grand Rapids Griffins nicht hinaus? Als neuen Backup-Goalie holte Holland Jonathan Bernier, der Jimmy Howard besser entlasten soll als der erratische Petr Mrazek.

Irgendwie wirkt der Detroit-Kader verkrustet – die Zeiten als bombastisch draftende Vorzeige-Organisation sind schon lange vorbei. Ein weiteres Verpassen der Playoffs würde nicht überraschen, immerhin sollte Vanek in diesem Fall aber wenigstens bis zum letzten Saisonspiel auf der Kommandobrücke bleiben. Mit drei Mio. pro Jahr liegt sein Vertrag eine Million über dem des Vorjahres in Vancouver, da kam aber noch der Buyout von Minnesota mit 2,5 Mio. dazu.

Fazit: Verträge hui, Cup-Chancen pfui

Die beiden Österreicher landeten also bei Organisationen, von denen man in der nächsten Saison keine Wunderdinge erwarten kann, können sich aber über Verträge freuen, die einerseits langfristig (Grabner) sind bzw. über eine wichtige Klausel verfügen (Vanek). Beide gingen schon am ersten Free-Agent-Tag vom Markt, vor allem für Vanek ein Riesenunterschied zur Vorsaison, als er bis zum 1. September warten musste.

Der 1. Juli war im übrigen auch der Tag, an dem Michael Raffl (theoretisch) seinen Vertrag mit den Philadelphia Flyers erstmals hätte verlängern können. Sollte das während der ganzen Saison nicht passieren, könnte er spätestens zur Deadline getradet werden.

Wenn beides nicht zutrifft, wird auch der nächste 1. Juli wieder zu einem Schlüsseltag für einen NHL-Österreicher...

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